Zuhause

22. Juli – 7. Oktober 2016 – Nach einem albtraumartigen Rückflug nach Europa – einschließlich storniertem Flug und Chaos am Frankfurter Flughafen – kamen wir doch noch mit einer Verspätung von 24 Stunden und ohne Gepäck in Florenz in Italien an. Pläne mussten wieder einmal geändert werden. Anstelle mit den Rädern in die Stadt zu radeln nahmen wir einen Bus, suchten uns ein billiges Hotel und gingen Essen. Wir konnten an der Situation ja sowieso nichts ändern.

So lässt sich das Leben genießen 🙂

Es war warm und obwohl wir ziemlich erschlagen waren, freuten wir uns, wieder zurück in Europa zu sein. Und noch mehr darüber, in Italien zu verweilen. Wir freuten uns über und auf schönes Wetter, das Meer, den Strand und eine entspannte Zeit bei gutem Essen und Wein zu anständigen Preisen.

Zum Glück kamen dann unser Gepäck und unsere Räder am nächsten Tag an und Johan schraubte die Räder wieder zusammen. Gemeinsam gingen wir unsere Siebensachen durch, um Dinge, die wir hier nicht mehr benötigten, nach Hause zu schicken. Nach zwei Tagen zogen wir auf den Campingplatz um, da wir noch ein Paar Tage das wunderschöne Florenz genießen wollten. Wir besichtigten die Stadt, machten neue Bekanntschaften, genossen leckeres Eis und eine Woche später radelten wir mit vielen neuen Impressionen im  Gepäck in Richtung Mittelmeer. Um dort erst einmal Urlaub zu machen.

Zeltplatz in Florenz unter Olivenbäumen

Die Toskana ist extrem hügelig mit sehr steilen Anstiegen, die uns immer wieder an den Oman erinnerten. Somit war selbst die kurze Distanz bis ans Meer bei dieser Hitze kein einfaches Unterfangen. Aber auch das schafften wir und richteten unser vorübergehendes Zuhause für die nächsten drei Woche auf einem Campingplatz ein. Eigentlich wollten wir nur eine Woche bleiben, aber wie so oft änderten sich hier unsere Pläne wieder.

Jetzt war es auch an der Zeit, darüber nachzudenken, was wir so nach unserem Leben als Radnomaden machen könnten. Wir wussten allerdings noch immer nicht, wo wir gerne leben wollten. Italien war immer eine Option und aufgrund der günstigen Hauspreise dachten wir, jetzt sei ein guter Moment, hier mal etwas tiefer zu recherchieren. Wir machten Termine bei Maklern und schauten uns ein Haus an. Ein wunderschönes altes Haus, perfekt renoviert im Stil der Region, gelegen in einem mittelalterlichen Dorf auf einem Hügel. Von jedem Zimmer aus konnte man das Meer sehen. Ein Olivenhain gehörte ebenfalls dazu. Wir haben uns sofort in das Haus verliebt und hätten es auch in eine kleine Pension umbauen können – eine der Ideen für unsere Zukunft. Johan rechnete viel, wir machten Termine bei einer italienischen Bank und machten uns mit den ganzen Gesetzen und Regelungen in Italien vertraut. Wir durften sogar eine Nacht in ‘unserem’ Haus übernachten. Um es kurz zu machen: wir haben das Haus nicht gekauft, da es für uns finanziell nicht interessant genug war, ein solches Risiko auf uns zu nehmen. Außerdem waren wir nicht vollständig davon überzeugt, dass wir Spaß für den Rest unseres Arbeitslebens Spaß daran hätten, eine Pension zu führen.

Ein Haus mit Aussicht
Das kleinere Haus auf der linken Seite ist ‘unser’ Haus

Nach drei Wochen am Meer packten wir dann wieder, um langsam in Richtung Norden zu radeln. Quer durch die Toskana und über die Apenninen in Richtung Venedig und Verona. Wir zelteten wild, schliefen in einer Kirche und genossen ‘La Dolce Vita’ in Italien und den endlich warmen Sommer. Wir trafen Freunde, von denen wir dachten, sie seien ganz in der Nähe. Allerdings waren sie über 100km entfernt, kamen aber trotzdem auf einen Kaffee vorbei. Eine wunderbares Treffen, direkt am Strand.

Lucca: 

Bei einem klassischen Konzert, das hier 365 Tage im Jahr stattfindet und das wir bereits vor einigen Jahren besuchten

Auf unserem Weg in Richtung Norden:

Wir zelten ‘wild’ neben einem Hostel
Unser Blick auf das Dorf  Barga

Unser Mikro-Abenteuer durch die Apenninen: 

Da die Steigungen so steil waren brauchten wir den ganzen Tag bis zum Gipfel

Und auch oben hörten die Steigungen nicht auf

In dieser Kirche im Dorf San Pellegrino haben wir übernachtet
Unser Zimmer in der Kirche
Abschlussfoto bevor es wieder nach unten geht

Modena:

Ferrara: 

Wir nähern uns der Adria:

Kaffee am Strand mit unseren Freunden Erik und Andrea

In Verona machten wir wieder etwas länger Halt – eine Stadt, die wir mittlerweile sehr gut kannten. Verona gehört zu unseren Lieblingsstädten in Italien: Der Gardasee ist in der Nähe und ein toller Campingplatz befindet sich in Laufnähe zur Stadt, ist aber trotzdem noch weit genug weg von allem touristischen Trubel der Stadt. Am Gardasee mussten wir natürlich auch noch vorbei, denn das Wetter war noch immer hervorragend und das kühle Seewasser eine willkommene Erfrischung.

Verona:

Gardasee:

So allmählich kamen wir Deutschland und unserem Zuhause für die nächsten Monate immer näher.

Aber erst verbrachten wir noch eine Woche gemeinsam mit meinen Eltern in Südtirol. Für uns war das purer Luxus, da wir wieder einmal in einem richtigen Bett schlafen durften und das Zelt getrost in den Taschen lassen konnten.

Auf Entdeckungstour zu Fuß und per Rad
Eine wunderschöne Wanderung
Und eine wohlverdiente Pause nach 4 Stunden Wanderung

Wir gingen auch mit unseren Rädern auf Tour und erfüllten uns einen weiteren Traum: wir erradelten das Stilfser Joch, das für seine über 40 Kehren und fantastischen Aussichten bekannt ist. Wir starten früh morgens bei strahlendem Sonnenschein. Um zu vermeiden, dieselbe Strecke zweimal zu radeln, entschieden wir uns für die Strecke über die Schweiz, mussten dafür aber erst einen anderen Pass schaffen. Als wir endlich den ersten Pass hinter uns hatten änderte sich das Wetter und Wolken bedeckten den Himmel. Was uns zunächst nichts ausmachte, da der schattige Anstieg etwas einfacher war. Allerdings fing es just an zu schneien, als wir den Gipfel erreicht hatten. Es war saukalt und von schöner Aussicht konnte keine Rede sein. Und so schaufelten wir erst einmal eine riesige Portion Spaghetti Bolognese in uns rein, bevor wir dick eingepackt wieder nach unten rollten. Immer wieder öffnete sich der Himmel und lies ein Paar atemberaubende Blicke ins Tal zu.

Stilfser Joch: 

Nach einer Woche verabschiedeten wir uns wieder von meinen Eltern – wohlwissend dass wir uns bald wiedersehen sollten. Jetzt sollte es weniger als einen Monat bis nach Empfingen dauern.

Das Wetter war noch immer angenehm und so fuhren wir auf Umwegen nach Hause. Wir überquerten die Alpen erst über den Reschenpass und danach über den Fernpass und konnten so einen weiteren Alpenpass abhaken.

Reschenpass:

Fernpass:

Zurück in Deutschland trafen wir Samuel, mit dem wir bereits im Iran einige Zeit gemeinsam radelten. Und obwohl wir ihn erst am Tag unserer Abreise aus Füssen kontaktierten, verbrachte er fast den ganzen Tag mit uns. Es war ein schönes Wiedersehen und wir hoffen, das bald wiederholen zu können.

Neuschwanstein

Wir genossen den Altweibersommer und da Johan noch nie wirklich in München war, machten wir einen Abstecher bei meiner Familie.

Am 7. Oktober 2016 kamen wir dann schließlich wieder in Empfingen an, wo unsere Reise 15 Monate zuvor begann. In den ersten Wochen wohnten wir bei meinem Bruder und seiner Familie bevor wir in unser neues vorübergehendes Zuhause in einem nahegelegenen Dorf zogen.

Zuhause (Foto: Maria Hopp, Schwarzwälder Bote)

Jetzt mussten wir uns wieder an ein sehr anderes Leben gewöhnen und konnten viel über unsere Reisen nachdenken. Mehr als einmal fragten wir uns, ob es die richtige Entscheidung war, nach Hause zu kommen und nicht unseren ursprünglichen Plan zu verfolgen, nämlich bis ganz in den Süden von Südamerika zu radeln. Aber irgendwie hatten wir keinen Spaß mehr daran, ständig unterwegs zu sein und jeden Tag zu zelten. Ein schlechter Sommer und unsere wirklich spartanische Lebensweise hinterließen Spuren. Und je mehr Zeit verging, umso entspannter nahmen wir unsere Entscheidung und schlossen unseren Frieden damit.

Wir freuen uns jetzt über ein schönes Zuhause auf dem Land, das mittlerweile weniger temporär und dafür mehr permanent wurde – zumindest für den Moment. Noch immer lieben wir das Fahrradfahren. Wir haben uns bewusst dafür entschieden, ohne Auto zu leben, was auf dem Land mit schlechtem öffentlichen Verkehr und in einer sehr bergigen Gegend nicht immer einfach ist. Unser Dorf liegt zwischen Schwäbischer Alb und Schwarzwald, einer wunderschönen Gegend, in der man tolle und anstrengende Radtouren machen kann, wenn man das Ganze von der positiven Seite betrachtet.

Wir genießen unsere Freiheit noch immer in vollen Zügen. Wir können Tun und Machen, was wir möchten. Wir entscheiden, wann es an der Zeit für ein neues Radabenteuer ist und ob es ein Mikro-Abenteuer von nur ein Paar Tagen oder eine Sommer-Auszeit wird, die bereits in den nächsten Tagen beginnt.  Und weil wir wissen, dass wir jetzt einen Ort haben, an den wir immer wieder zurückkehren können, ist es noch viel entspannter, wieder auf Tour zu gehen.

Herzlichen Dank an alle, die unsere Berichte gelesen haben und mit uns über unseren Blog auf die Reise gegangen sind. Vielen Dank für die vielen Kommentare und Aufmunterungen, wenn’s mal nicht so lief. Danke, dass ihr dabei wart, ob fern oder nah. Und da wir auch in Zukunft auf unsere Drahtesel steigen, wird es auch weiter Berichte auf diesem Kanal geben. Das nächste Abenteuer steht vor der Tür!

Coming home

July 22 – October 7, 2016 – After a nightmarish flight back to Europe including a cancelled flight, and chaos at Frankfurt airport we arrived 24 hours late and without any luggage at Florence Airport in Italy. Plans had to change and instead of cycling into town we took a bus, looked for a cheap hotel and went out for dinner. Nothing else we could do.

Is there a better way to enjoy life?

It was hot and despite feeling shattered we loved being back in Europe, and even more so being in Italy. We were now looking forward to nice weather, the sea, beaches and some laid-back time with good food and wine at reasonable prices.

Thankfully all our gear including bikes arrived the following day: Johan started building the bikes and together we sorted our gear to send some no longer needed stuff home. After two days we moved to the local campground as we wanted to enjoy the beautiful city of Florence a few more days. We wandered around, made new friends, enjoyed lots of ice cream and after a week full of new impressions we moved on in the direction of the Mediterranean Sea for a break.

Camping in Florence underneath olive trees

Tuscany is hilly with steep climbs reminding us on Oman and tackling the short distance in the soaring heat wasn’t the easiest attempt. But we managed and found a decent campground where we would stay for the coming three weeks. Originally the idea was to stay a week or two, but as always, plans changed for good.

We were now beginning to think about our future off the bikes, still not knowing where exactly we want to live. Italy has always been an option and with house prices down, we considered this a good moment to investigate further. We visited a few brokers and one house. An old and beautifully Tuscany-style renovated house in a medieval village on top of a hill with sea view from every room and an olive orchard. We immediately fell in love. We could also have changed the house into a B&B, one of our ideas for the future. So Johan started calculating, we visited an Italian bank and made ourselves familiar with the rules and regulations in Italy. We even slept one night in ‘our’ house to get a better feeling for it. To cut a long story short: we didn’t buy the house as it wasn’t financially interesting for us to take such a risk and we weren’t really convinced about running a B&B for the rest of our working lives.

A house with a view
The smaller house on the left is the one we loved

After three weeks at the sea we continued cycling North. Through Tuscany and the beautiful and wild Apennine mountains in the direction of Venice and Verona. We wild camped, slept in a church and enjoyed the Italian lifestyle, mentality and the warm summer. We met friends from Germany who happened to be close by, at least that’s what we all thought. But actually they were more than 100 km North from us, what still didn’t keep them from seeing us for a few hours. A fabulous reunion by the sea.

Lucca: 

At a classical concert that takes place 365 days per year and where we’ve been before

On the way North: 

The devil’s bridge close to Barga, Tuscany

‘Wild’ camping at a hostel
Our view from our camp spot – Barga

Going for a 1-day micro-adventure through the Apennine mountains:

Due to the steep climbs we only reached the top by the end of the day

And only to notice that the climbs didn’t end there

The small village of San Pellegrino where we could sleep in the church
Our room at the church
Final photo before the big descent

Modena:

Ferrara: 

Getting closer to the Adriatic coast:

Drinks with our friends Andrea and Eric by the sea

We took another break in Verona – by now a well-known city for us as we’ve cycled various times through this part of Italy. With the Lago di Garda at a stone’s throw away, a beautiful campsite close to town but still far enough from all the touristy hustle and bustle it is one of our most beloved places in Italy. Of course we couldn’t leave the area without staying some days at Lago di Garda, given the weather was still absolutely beautiful and the cool water a welcome refreshment.

Verona:

Lago di Garda: 

We were now getting closer to Germany and to our new home for the coming months.

But first we spent a week with my parents in Northern Italy. This meant for us we could enjoy a real bed and a roof above our heads and leave the tent unpacked for a while.

Discovering the villages around us by bike and foot
A lovely hike in the mountains
And a well-deserved rest afterwards

 

 

 

We also discovered the area on our bikes and fulfilled ourselves another dream: we cycled the Stelvio Pass, famous for its over 40 switchbacks and fantastic views. We left early in the morning with the sun high above us. By the time we had tackled the first pass – we took a back road via Switzerland to avoid cycling the same road twice – the weather had changed and huge clouds covered the blue sky. We still didn’t mind as it made the climb a little easier. And by the time we finally arrived at the top of the mountain, it had started to snow! Hardly any view and cold, very cold. At the restaurant we both shovelled in spaghetti bolognese before we rolled down the switchbacks wearing all our clothes we had taken with us. Every once in a while the sky opened and we could enjoy the view.

Stelvio Pass: 

After a week we said our goodbyes knowing we would meet soon again – it would take us now less then a month to get back.

With the weather still being nice we took the slow way home. We crossed the Alps via the Fernpass, a pass we hadn’t cycled before. It also meant we could tick off another pass in the Alps.

Passo di Resia: 

Fernpass:

Back in Germany we met Samuel, with whom we had cycled in Iran and even though we only contacted him the day of our departure from Füssen he decided to join us for most of the day. It was a nice reunion and we hope to see him sometime soon again.

Neuschwanstein

We enjoyed a beautiful Indian summer and as Johan has never really been to Munich we took the detour and visited my family there.

On October 7, 2016, we finally arrived back in Empfingen from where we took off 15 months earlier. The first weeks we stayed with my brother and his family before we moved into our new temporary home in a village close by.

Coming home (photo Maria Hopp, Schwarzwälder Bote)

Now it was time to get used to a very different ‘settled’ life again and reflect on our travels. More than once we asked ourselves if we made the right decision coming home and not following our original plans to cycle all the way down to South America. But then we really didn’t enjoy any longer being on the road and camping every day. A tough climate and rough living conditions had taken their toll. The more time passed the more relaxed we became about our decision and made our peace with it.

We are now enjoying a nice home on the countryside and this previously temporary home has become a more permanent home – for now at least. Our love for cycling hasn’t died. On the contrary. We took the decision to live without a car, which isn’t always easy if you live in a village with absolutely no facilities and poor public transportation in a very hilly area. The village is located at the gates to the black forest and the Swabian Jura which makes for a lovely countryside and fabulous and strenuous bike rides, if you look at it from the positive side.

We now continue living our lives of freedom. We are free to do whatever we want to do. We decide if and when we want to go on another cycling adventure, be it a micro adventure of only a few days or weeks or our summer adventure which will begin shortly. And because we know we have a place to return to whenever we feel to do so it is even more relaxed than ever.

Thank you everyone for joining us, for all your comments and encouragement. Thank you for being with us, near and far. As we won’t stop cycling, we won’t stop blogging. Our next adventure is just around the corner.