Ausspannen in Dushanbe

Fakten Tadschikistan:

  • Ein kleiner, von Land umgebener Juwel mit atemberaubenden Bergen, die höchsten nach dem Himalaja/Karakorum
  • Nachbarländer: Kirgisistan (Norden), China (Osten), Afghanistan (Süden), Usbekistan (Westen)
  • Bevölkerung: 8,5 Millionen
  • Das ärmste Land Zentralasiens: ein Lehrer verdient ungefähr 80 USD im Monat und Schätzungen gehen davon aus, dass 20% der Bevölkerung mit weniger als 1,25 USD auskommen muss
  • Drogenhandel ist die größte illegale Einkommensquelle

9. – 20. September 2015 – Wir hatten eine sehr schöne Zeit in Dushanbe. Erst hier fiel uns auf, wie müde wir waren. Nicht nur von einer abenteuerlichen 24-Stunden-Fahrt am Rande des Abgrunds, sondern vor allem von der harten Arbeit der letzten Wochen. Jetzt stellten wir uns endlich keinen Wecker mehr, mussten nicht gegen den Wind ankämpfen, dagegen schliefen wir viel, lasen, aßen, aktualisierten den Blog, schliefen, ich arbeitete, wir liefen durch die Stadt, entspannten uns ein bisschen mehr, kümmerten uns um unsere Turkmenistan Visa, schliefen ein bisschen mehr, trafen andere Radfahrer und genossen den Luxus unseres Gasthauses.

Finally meeting Phoebe who is cycling to Singapore. We met her brother a few years ago in Singapore and have been following Phoebe's travels since earlier this year.
Endlich treffen wir Phoebe, die nach Singapur radelt. Vor ein Paar Jahren haben wir ihren Bruder in Singapur getroffen und verfolgen Phoebes Reisen virtuell seit einigen Monaten.
The world seen from Dushanbe
Die Welt aus der Sicht von Dushanbe
Tajikistan's president - smiling at us from millions of billboards
Tadschikistans Präsident, der auf uns von Millionen Plakaten herunterschaut
One of Dushanbe's landmarks
Eines der Wahrzeichen von Dushanbe

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And another monstrous building
Und noch ein monströses Gebäude
Once Asia's largest flagpole, the flag alone measures 2000 square meters!
Einst Asiens größter Fahnenmast – die Flagge allein hat eine Fläche von 2000 Quadratmetern!
An enormous tea house
Alles ist hier groß – hier ein enormes Teehaus

Am Tag, als unsere Visa fertig sein sollten, radelten wir nervös zur Botschaft. Wir haben so viele Geschichten von Menschen gehört, denen das Visum grundlos verweigert wurde. Wir kamen um 9 Uhr wie vereinbart an, die Botschaft machte aber erst um 9.30 Uhr auf. Nachdem wir dann endlich rein durften mussten wir leider erfahren, dass unsere Visa noch nicht fertig waren. Jetzt waren wir erst recht froh, dass wir so rechtzeitig nach Dushanbe gereist sind, denn der nächste Tag war Freitag und am Sonntag mussten wir das Land verlassen. Wenn wir morgen das Visum nicht bekämen, müssten wir ohne ausreisen. Aber wir hatten wieder einmal Glück, am nächsten Tag waren die Visa fertig, wir mussten nur noch quer durch die ganze Stadt und wahnsinnigen Verkehr radeln, um die Visagebühr von 110 $ bei der Pakistan Bank zu bezahlen und dann wieder zurückradeln, um unsere Pässe mit neuem Aufkleber abzuholen.

Two happy chaps
Zwei Glückspilze mit ihren Turkmenistan Visa

Jetzt konnten wir endlich wieder weiterradeln. Am nächsten Morgen klingelte der Wecker wieder früh und wir trauten unseren Augen nicht: Es regnete! Wochenlang hatte es nicht geregnet. Die Vorhersage war für den ganzen Tag schlecht und letztendlich blieben wir noch einen Tag länger. Das war eine gute Entscheidung, denn am nächsten Tag fuhren wir bei Sonnenschein und leichtem Rückenwind los. Die Strecke war langweilig, meist fuhren wir an Baumwoll- und Obstplantagen mit Äpfelbäumen und Traubenstöcken vorbei und einer kahlen Bergkette im Hintergrund. Das machte aber nichts, nach zwölf radlosen Tagen waren wir froh, wieder auf unseren harten Sätteln sitzen zu dürfen. Auf halbem Weg zur Grenze bekamen wir eine Melone geschenkt, die wir gemeinsam mit den netten und sehr gut Englisch sprechenden Menschen aßen. Später bekamen wir noch leckere Trauben frisch gepflückt und ein warmes Brot aus dem Backofen geschenkt. Von überall her hörten wir wieder “Hello” und “Salam” und die Menschen fragten uns, ob es uns denn in Tadschikistan gefiele. Jetzt waren wir nicht mehr länger ‘normale’ Touristen, sondern radelnde Reisende, die viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen und oft für Verwirrung sorgen. ‘Warum fahrt ihr mit dem Fahrrad? Warum nicht mit dem Auto? Das ist doch viel einfacher!’ hörten wir immer wieder von den Ortsansässigen. Hier radeln nur die Ärmsten oder Kinder, alle anderen fahren Auto.

Leaving Dushanbe in the early morning
Auf dem Weg nach Usbekistan, Stadtausgang Dushanbe
The melon has already been eaten
Die Melone ist bereits aufgegessen

 

 

 

 

 

Let the president always be with us
Auf dass der Präsident immer bei uns sei!
TAILWIND!!!
RÜCKENWIND!!!
Aluminium production - we are now part of an espionage plot, as the Uzbek customs officer asked us for a copy of this photo
Aluminiumfabrik – wir sind nun Teil eines Spionagekomplotts – der usbekische Grenzbeamte hat uns um eine Kopie dieses Fotos gebeten.
At lunch time
Mittagessenszeit
Cotton fields
Baumwollfelder
Time for the cotton harvest
Baumwollernte

Wir sind in das Land von seiner ärmsten Seite eingereist und fuhren durch eine der abgelegensten Gebiete. Das Klima ist hart mit heißen und trockenen Sommern und sehr kalten Wintern. Die Menschen sind scheu, aber sehr nett und gastfreundlich. Das Essen ist sehr einfach und bietet wenig Variationen. Suppe ist DAS Gericht und wenn wir Glück hatten, dann gab es außer Kartoffeln noch anderes Gemüse in der Suppe. Oft aßen wir dazu altes Brot und Süßigkeiten. Manchmal gab es Bratkartoffeln oder Plov (gebratener Reis mit Karotten und etwas Hammelfleisch). Und wenn wir ganz besonderes Glück hatten, gab es Tomaten- und Gurkensalat, der war wahrscheinlich immer der Grund für unsere ständigen Magen- und Darmprobleme.

Die Bäder sind hier ebenfalls sehr spartanisch und oft leider auch sehr dreckig. Letzteres ist überraschend, denn die Häuser sind extrem sauber. Auf keinen Fall dürfen sie mit Schuhen betreten werden, das kommt einem schweren Verbrechen gleich. Schon früh morgens wird mit dem Fegen begonnen, dann werden die Böden genässt und gewischt und dann wird wieder gefegt. Die Stehklos sind immer so weit wie möglich weg vom Haus und die Duschen funktionieren in der Regel nicht, wenn es denn welche gibt. Entweder kommen aus dem Hahn nur ein Paar Tropfen oder kochendheißes oder eiskaltes Wasser, dazwischen gibt es nichts. Aber dann muss man auch wissen, dass diese Bäder auch nur für Touristen gebaut werden, die Menschen hier auf dem Land haben keine Badezimmer, sie waschen sich an einem einfach Waschbecken vor dem Haus. Manchmal gibt es noch nicht einmal ein Waschbecken und man gießt sich das Wasser mit einer Zinnkanne über die Hände und den Rest.

Die Tadschiken sind sehr schlechte Autofahrer, wie übrigens überall sonst in Zentralasien auch. Aufgrund des schlechten Zustands der Straßen sehen Autos nicht viel besser aus – meist sind es hier alte Ladas noch aus Sowietzeiten. Tadschiken können auch nur schnell fahren. Die Reifen quietschen, wenn sie losfahren, sie überholen, ob sie etwas sehen oder nicht, sie telefonieren fast ununterbrochen während der Fahrt und wir haben fast keine Autos ohne Risse in der Windschutzscheibe gesehen.

Die Landschaften waren außergewöhnlich und fast immer atemberaubend. Aufgrund der vielen und hohen Berge war es für uns wohl schwierigste Land zum Radeln. Trotz aller Schmerzen und Anstrengungen durch dieses Land, sind wir froh, dass wir es heil durch den Pamir und das Wakhan-Tal geschafft haben und dass wir die Möglichkeit hatten, diese außergewöhnlichen Landschaften zu erkunden.

Der berühmt-berüchtigte Pamir-Highway – Teil 4

3. August – 8. September 2015 – Der Pamir Highway ist eines der Highlights unserer Reise, daher berichten wir über die wichtigsten Geschehnisse in insgesamt vier Teilen anhand unserer täglichen Tagebucheinträge.

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Tage 16 und 17: Ishkashim – Dushanbe: 700km
Johan fühlt sich noch immer schlecht und da wir rechtzeitig in Dushanbe für die Beantragung unserer Turmenistan-Visa sein müssen, nehmen wir bereits ab Ishkashim und nicht erst ab Khorog ein Taxi. Der Gasthaus-Besitzer verhandelt einen guten Deal für ein privates Taxi und mit den Rädern auf dem Dach und unseren Taschen im Kofferraum fahren wir los. Keine zehn Minuten später hält der Taxifahrer, um einen afghanischen Polizisten, der ebenfalls nach Dushanbe muss, mitzunehmen. Soviel zu privatem Taxi! Genervt telefonieren wir mit dem Manager des Gasthauses und handeln zumindest einen Rabatt raus. Leider fährt unser Macho-Taxifahrer wie ein Wilder und denkt, die Straße gehöre ihm alleine. Wir glauben, er hat seinen Führerschein in Indien gemacht, da er meist auf der linken Straßenseite fährt. Was uns noch mehr aufregt, da links die Klippe ist und mehrere hundert Meter unter uns der Fluss. Die halsbrecherische Straße, mittlerweile wieder mit dem Pamir Highway vereint, windet sich durch Schluchten und Canyons mit kahlen Bergen, die links und rechts in die Höhe sprießen. Auf der anderen Seite des Flusses liegt noch immer Afghanistan und dort führt ein schmaler Eselspfad am Fluss entlang. Die Aussichten sind spektakulär und wir sind beide traurig, dass wir diese Strecke nicht radeln können. Wir bedauern auch, dass wir uns auf unseren Reiseführer verlassen haben und durch das Wakhan-Tal geradelt sind, da wir uns jetzt erst auf dem spektakulärsten Teil des Highways befinden. Immer wieder weist Johan den Fahrer zurecht langsamer zu fahren, auf der rechten Seite der Straße zu fahren und LKWs auf der einspurigen Straße nicht zu überholen, wenn vor lauter Staub nichts zu sehen ist. In der Nacht wird die Fahrt noch gruseliger, da sich die Straße weiter verschlechtert, die Sicht schlecht ist und der Fahrer mehr an den vielen Telefonanrufen interessiert, die bis spät in die Nacht reinkommen, als an der Straße. Armer Johan bleibt die ganze Nacht wach, damit wir sicher ankommen, streitet unnachgiebig mit dem Fahrer und verhindert sogar ein Auffahren auf einen Sandhaufen am Straßenrand. Am nächsten Morgen als wir endlich auf einer geteerten Straße fahren muss der Fahrer wieder sein Können unter Beweis stellen. Mit einer für uns horrenden Geschwindigkeit von 140 km/h und einem Auto, das dabei fast auseinander fällt, brülle ich ihn dieses Mal an, damit er langsamer fährt. Stur fährt er die nächsten Minuten mit 60 km/h weiter und fragt andauernd, ob es so nun Recht sei. Die Stimmung im Auto erreicht in Dushanbe ihren Höhepunkt, als Johan freundlich versucht, unserem Fahrer den Weg zu unserem B&B anzuweisen und er partout den Anweisungen nicht folgen will, obwohl er keine Ahnung hat, wohin wir fahren müssen. Ich koche mittlerweile innerlich und an einer Kreuzung, an der er wieder mal nicht abbiegen will, brülle ich erneut und schicke noch ein Paar deutsche Schimpfwörter hinterher. Fünf Minuten später kommen wir dann nach 24 Stunden Autofahrt endlich an. Während dieser viel zu nervenaufreibenden Fahrt passieren wir übrigens ungefähr 20 Militär- und Polizei-Checkpoints. Jedes Mal müssen wir unsere Pässe zeigen und jedes Mal gibt es Theater, weil ein Afghane mit zwei Touristen reist. Später erfahren wir, dass es nur wenige Tage zuvor in einem Vorort von Dushanbe einen Anschlag mit mehreren Toten gab.

Getting the car packed for a long journey
Autopacken für eine lange Reise

In Marian’s Guesthouse verhandelt Johan einen fantastischen Preis und wir können uns so richtig erholen, bis wir unsere Visa für Turkmenistan bekommen. Heute findet zufällig auch das Fußball-Qualifikationsspiel für die WM 2018 zwischen Australien und Tadschikistan statt. Und da die Besitzerin des B&Bs Australierin ist, bekommen wir gleich zwei Karten geschenkt. Wir verbringen einen super Abend mit netten Australiern und selbst mir gefällt die Atmosphäre im Fußballstadion, obwohl ich so gar kein Fußballfan bin.

Das Leben meint es wieder gut mit uns!

Highly secured stadium
Hochsicherheits-Stadion

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Our new Aussie friends
Unsere neuen australischen Freunde

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A peaceful audience
Friedvolle Zuschauer

Der berühmt-berüchtigte Pamir Highway – Teil 3

3. August – 8. September 2015 – Der Pamir Highway ist eines der Highlights unserer Reise, daher berichten wir über die wichtigsten Geschehnisse in insgesamt vier Teilen anhand unserer täglichen Tagebucheinträge.

253km, 2.493 Höhenmeter (1.558km und 18.991 Höhenmeter insgesamt)
253km, 2.493 Höhenmeter (1.558km und 18.991 Höhenmeter insgesamt)

Tag 10: Murghab – Alichor: 107km, 841 Höhenmeter
Früher Start und super Wetter: kein Wind und wieder einmal strahlend blauer Himmel. Kurz nach Murghab passieren wir unseren ersten Militär-Checkpoint, da wir jetzt durch die Autonome Gorno-Badakhshan Region radeln, wofür eine Sondergenehmigung notwendig ist. Unser Pässe werden gründlich überprüft, die Daten in ein großes Buch übertragen und zehn Minuten später dürfen wir weiterziehen. Gleich fahren wir auch unseren ersten Pass hoch, was allerdings lächerlich einfach ist, da wir nur von 3.500m auf 3.600m steigen. Danach geht es hügelig weiter durch ein Tal. Immer wieder fahren wir durch kleine Schluchten und um uns herum sehen wir nur rote Berge. Vegetation ist wie seit Tagen kaum vorhanden, außer ein Paar Disteln, Sukkulenten und Gräsern wächst hier nichts. Nach dem zweiten Pass auf 4.100m über dem Meeresspiegel kommen wir uns ein bisschen vor wie im Film “Und täglich grüßt das Murmeltier”, da sich die langweilige Landschaft Kilometer um Kilometer wiederholt: erst geht es nach oben, dann kommt eine Linkskurve, dann wieder nach unten, eine Rechtskurve und das Spiel beginnt von vorne. Gegen 15 Uhr beginnt der Wind wieder sein Spiel gegen uns, trotzdem kommen wir gut voran und schaffen es sogar bis zum nächsten Homestay, wo wir ein Zimmer bekommen, in dem wir essen, uns waschen und schlafen. Zum Waschen bekommen wir zwei Eimer, von denen einer mit warmem Wasser gefüllt ist. Unser Zimmer ist übrigens auch Handy-Ladestelle. Während Johan gerade nackt in einem Eimer steht, um sich zu waschen, versucht ein nach dem anderen Bewohner des Hauses, den Ladestatus des Telefons zu überprüfen. Geklopft wird natürlich nicht, jeder stürmt einfach so ins Zimmer. Um weitere Peinlichkeiten zu vermeiden, bewachen wir nun abwechseln die Tür, bis wir beide gewaschen sind. Das Checken der Telefone geht übrigens die ganze Nacht weiter. Diesen Abend haben wir viel Spaß und viele neue Ideen für unser eigenes B&B gesammelt, wenn wir wieder zurück sind.

Leaving Murghab
Kurz hinter Murghab
Right before the first pass at 3,600m
Vor unserem ersten 3.600m-Pass

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Another break with instant noodles and cookies for lunch
Mittagspause mit Tütensuppe und Keksen
Two very funny and inspiring guys from England and Poland
Zwei sehr lustige und inspirierende Jungs aus England und Holland
'Fantastic' roads - at least hazards are marked
‘Fantastische’ Straßenzustände – zumindest sind die größten Löcher markiert

Tag 11: Alichor – Kharghush Pass: 62 km, 773 Höhenmeter
Nach 25km verlassen wir die asphaltierte Straße und den Pamir Highway, um durch das Wakhan-Tal entlang der afghanischen Grenze und des Flusses Pamir zu radeln. Andere Radler meinten, wir bräuchten uns um die Taliban keine Sorgen zu machen, da sie nicht schwimmen könnten. Also machen wir uns auch keine Sorgen! Die Tour beginnt auf einer recht schlechten und sandigen Straße, über Felsen, hoch und runter und wieder hoch, an Salzseen vorbei bis wir schließlich den Pass erreichen. Wir haben extremen Gegenwind, die Straße ist extrem steil und so schieben wir unsere Räder öfter als uns lieb ist. Nach dem Gipfel sind Wetter und Straßen nicht viel besser, aber zumindest geht es abwärts und so radeln wir weiter, da wir so niedrig wie möglich unser Zelt aufschlagen möchten. Wir kommen an einem weiteren Checkpoint vorbei, wo bewaffnete Soldaten dieses Mal nach Zigaretten und Kopfhörern fragen, und schlagen später unser Zelt mit Blick auf Afghanistan und den Fluss Pamir auf. Die Verkehrslage ist heute sehr entspannt: wir treffen fünf französische Radler und drei Autos fahren an uns vorbei.

One of the many salt lakes that follow
Einer der vielen Salzseen
The beginning of the end of asphalt
Der Anfang vom Ende des Asphalts
Struggling through sand
Wir kämpfen uns durch Sand
Another loner in the vastness of this beautiful scenery
Noch ein Einzelkämpfer in den Weiten Tadschikistans
At the top of the second pass - the snow-capped mountain belongs to the Afghan Hindukush
Auf dem zweiten Gipfel – die schneebedeckten Berge gehören zum Hindukusch in Afghanistan
Protection from the cold wind
Komplettschutz vor dem eisigen Wind
Finally arrived after a long and tiresome day - Afghanistan in the background
Endlich angekommen nach einem langen und anstrengenden Tag – im Hintergrund Afghanistan

Tag 12: Kharghush bis Irgendwo im Nirgendwo: 22km, 152 Höhenmeter
An diesen Tag denken wir nicht gerne zurück. Wieder einmal extrem starker Gegenwind und eine zum wahnsinnig werdend schlechte Straße verhindern jegliches Vorankommen. Um 15 Uhr kracht es gewaltig: Johan möchte unbedingt noch 9km weiterradeln – obwohl wir in der letzten Stunde nur 3km geschafft haben – und ich möchte für heute stoppen, da wir die letzten Tage bis zum Limit geradelt sind. Kurz danach finden wir ein perfektes Lager versteckt unter Bäumen und neben einem Fluss. Nachts schreckt Johan auf, da er träumt, dass die Taliban versuchen, uns zu entführen und ich wache auf, da ich komische Geräusche höre. Johan behält sein Messer für den Rest der Nacht in der Hand, um uns vor dem Bösen zu beschützen. Heute treffen wir übrigens nur einen holländischen Radfahrer und zwei Autos.

Tough cycling on rough roads
Schwerer Kampf auf unmöglichen Straßen

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It's been a tough day
Was für ein Tag…
But the beauty of the natures keeps us going
…nur die Schönheit der Natur lässt uns weitermachen.

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"To my left is Afghanistan"
“Zu meiner Linken ist Afghanistan”
Our hidden camp
Unser versteckter Zeltplatz

Tag 13: Vom Irgendwo im Nirgendwo bis nach Langar: 44km, 396 Höhenmeter
Heute geht es abwärts von 3.600m auf 2.800m und trotzdem müssen wir fast 400m hochfahren! Das macht doch alles keinen Sinn! Immer wieder treffen wir Radfahrer, die uns erzählen, dass wir ab jetzt nur noch nach unten fahren und alle lügen! Wir schwören uns, den nächsten Radlern zu erzählen, dass sie bald auf Asphalt treffen und die bevorstehenden Steigungen Kinderkram seien. Ansonsten ist der Tag super, wir haben ausgeruhte Beine, den ganzen Morgen keinen Wind und spektakuläre Landschaften um uns herum. Den ganzen Tag dürfen wir – wenn es denn die Straße zulässt – auf den berüchtigten Hindukusch und den unter uns tobenden Pamir schauen. Wir finden einen Homestay mit einer perfekt Deutsch sprechenden Besitzerin. Den Abend verbringen wir mit einer Film-Crew, die eine Bergsteiger-Doku für den mdr dreht. Heute war viel los auf der Straße:  zwei französische und zwei Schweizer Radler, sieben Autos und drei LKWs mit vielen Arbeitern auf der Pritsche.

Rolling landscape with a Hindukush backdrop
Hügelige Landschaft und der Hindukusch im Hintergrund

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Roads looking scarier on the photo than in reality
Die Straße sieht gefährlicher aus als sie ist
Can you find the little cyclist?
Wer findet den kleinen Radfahrer?
The mightiness of the mountains
Die Mächtigkeit der Berge

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A few more hills and we're in Langar
Noch ein Paar Hügel weiter und dann sind wir in Langar
We finally made it!
Endlich geschafft, und ja, es gibt sie noch – die Bäume!
Our nice homestay
Unser netter Homestay

Tag 14: Langar – Ptup, 46km, 350 Höhenmeter
Wir fahren spät los, wieder mal auf schlechten Straßen. Wer auch immer uns erzählt hat, dass die Straße nach Langar besser wird, hat ebenfalls gelogen. Entweder müssen wir durch den Sand schieben, über riesige Felsbrocken hoppeln, werden auf Waschbrett durchgeschüttelt oder fahren auf 20cm tiefem Schotter. Und wenn es dann mal Asphalt gibt, schmilzt dieser, was das Fahren nicht angenehmer macht. Am Abend sind unsere Hintern wund und noch Stunden später vibrieren wir innerlich. Aber genug gemeckert! Die Landschaft hat sich stark geändert. Wir fahren nun am Fluss Panj entlang, der auch hier die Grenze zu Afghanistan markiert. Auch dieses Tal ist von Trockenheit gezeichnet und abgesehen von immer wieder auftretenden Busch-, Birken- und Weidenansammlungen bleibt die Landschaft kahl. Die Dörfer, die wir alle Paar Kilometer durchfahren, kommen uns mit ihren Baum-Alleen, Feldern und Gemüsegärten, die wir seit Osch vor zwei Wochen nicht mehr gesehen haben, wie Oasen vor. Zwischen zwei Dörfern sehen wir in der Ferne zehn bis 20 Männer am Fluss, ein Schlauchboot, das versucht, in Tadschikistan an Land zu gehen und fünf große Geländewägen, die am Straßenrand stehen. Mein erster Gedanke ist, “die angeln”, aber Johan ist schlauer: die Männer schmuggeln Drogen aus Afghanistan nach Tadschikistan. Es wird geschätzt, dass 50% der wirtschaftlichen Tätigkeit Tadschikistans im letzten Jahrzehnt auf den Drogenhandel mit Afghanistan zurückzuführen ist. Wir versuchen, hier so schnell wie möglich wegzukommen. Heute kommt uns eine Gruppe deutscher Radler, deren Gepäck im Auto reist, entgegen, sowie ein LKW und ungefähr 20 bis 30 Autos.

Another shop with extraordinary choice: 10 different types of cookies and candies, 100 packages instant noodle soup, Vodka and cigarettes
Wieder so ein Laden mit grandioser Auswahl: zehn verschiedene Arten von Keksen und Bonbons, 100 Päckchen Tütensuppen, Wodka und Zigaretten.
Field work
Feldarbeit
Cycling through another oasis
Wir radeln durch eine weitere Oase
Resting from too much field work
Pause, die Feldarbeit ist anstrengend
Another majestic mountain
Majestätische Berge

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"Sending my love to everyone out there"
“Die allerherzlichsten Grüße an alle”
Just in case you were thinking we are exaggerating about the roads...
Nur für den Fall, ihr denkt, wir übertreiben mit den Straßen…
Washing dirty laundry
Schmutzige Wäsche waschen

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And here is the evidence: smugglers!
Und hier ist der Beweis: Schmuggler!
At the end of another exhausting day we got served fried potatoes swimming in oil with old bread and cucumber salad, cookies and tea.
Am Ende eines anstrengenden Abends bekommen wir in Fett schwimmende Kartoffeln, altes Brot, Gurkensalat, Kekse und Tee.

Tag 15: Ptup – Ishkashim: 18km, 341 Höhenmeter
Noch ein Tag, den wir am Liebsten vergessen möchten. Johan hat starke Magenkrämpfe, wir fahren bei sonnigem und stürmigem Wetter trotzdem los. Natürlich fahren wir gegen den Wind, was sonst. Vier Stunden später haben wir gerade Mal 18km geschafft. Die Steigungen mussten wir meist hochschieben, gegen den Sturm war an Fahrradfahren nicht zu denken. Johan markiert sein Revier wie ich vor ein Paar Tagen und wir nehmen uns vor lauter Frust ein Taxi nach Ishkashim, da wir wissen, dass wir die Strecke per Rad unmöglich noch schaffen können.

Village life on an early Sunday morning
Dorfleben an einem frühen Sonntagmorgen
Today's vista of Afghanistan
Die heutige Aussicht auf Afghanistan
Today's state of the road
Der heutige Zustand der Straße: Kieselsteine, …
...and sand. And have a look at our flags, sigh!
…und Sand. Und wohin wehen unser Fahnen? Arghh!
No, I am not having a good time today
Nein, heute ist nicht mein Tag.
Push, push, push...
Schieben, schieben und nochmals schieben…

Der berühmt-berüchtigte Pamir Highway – Teil 2

23. August – 8. September 2015 – Der Pamir Highway ist eines der Highlights unserer Reise, daher berichten wir über die wichtigsten Geschehnisse in insgesamt vier Teilen anhand unserer täglichen Tagebucheinträge.

137km, 1047 meters altitude gain (1258km and 16,155 m altitude gain in total)
137km, 1.047 Höhenmeter (1.258km und 16,155 Höhenmeter insgesamt)

Tag 6: Karakul – Fuß des Passes Akbaital: 48km, 503 Höhenmeter
Wir kommen heute kaum voran, wir sind spät losgefahren und der Wind bläst gnadenlos in unser Gesicht. Wir treffen zwei österreichische Radler und Eddy (nicht Merckx) aus Belgien, die heute Glück haben, erkundigen uns über die bevorstehende Strecke und weiter geht es. Nach 40km gesellt sich zum Wind auch noch extremes Waschbrett und ich werde vor Anstrengung immer schwächer und schiebe immer öfter mein Rad, da ich so bei diesem Gegenwind und Straßenbelag deutlich schneller vorankomme. Kurz vor dem Pass sehen wir ein Camp und beschließen, dort zu bleiben. Bevor wir bei den Bauern anfragen klären wir ab, dass wir unser eigenes Zelt aufbauen und selber kochen. Fünf Minuten später hat uns Johan für knapp sieben Euro ein Bett in der Hütte ‘gebucht’ einschließlich Halbpension. Zunächst sind wir froh, da wir uns für den restlichen Tag viel Arbeit sparen, bereuen dies aber recht schnell. Die Menschen sind sehr gastfreundlich, wir bekommen Tee, Brot Kefir und Butter. In der total überheizten Hütte ruhen wir uns bei Temperaturen von ca. 30 Grad ein bisschen aus, ersticken aber beinahe, da der kleine Ofen, der zum Kochen und Heizen genutzt wird, viel zu viel Rauch in die Hütte bläst. Wir können uns nicht waschen und so halten wir bis zum Abendessen durch. Es gibt wieder Tee und Brot und so etwas wie Ravioli mit Fleisch- und Zwiebelfüllung. Schmeckt lecker, ist aber viel zu fett. Nach dem Essen fängt die zehnjährige Tochter an, unser Bett vorzubereiten. Dazu legt sie dicke Decken und Kissen auf dem Boden aus und deutet an, dass wir uns nun schlafen legen könnten. Da der Rest der Familie noch um den Tisch herum sitzt und isst und wir noch immer in unseren Radklamotten vor uns hinmüffeln, bleiben wir erst einmal sitzen. Außerdem würden wir uns ja zumindest gerne unsere Schlafanzüge anziehen, wenn wir uns schon nicht waschen können. Nach der zweiten Aufforderung, uns doch jetzt schlafen zu legen, gehorchen wir. Flüsternd fährt die Familie mit ihrem Abendessen fort und feuert immer wieder die Heizung. Nach dem Essen lässt das Oberhaupt der Familie direkt neben Johan einige Fürze fahren, raucht zwei Zigaretten während wir fast eingehen unter den schweren Decken und mit all unseren Kleidern am Körper.  Ungefähr eine uns endlos vorkommende Stunde später, in der wir natürlich kein Auge zugetan haben, beginnt die Familie mit den eigenen Schlafens-Arrangements. Dazu müssen weitere Decken ausgelegt werden, die direkt hinter uns gestapelt sind und so stolpert das Mädchen für die nächsten 10 Minuten andauern über uns. Nachdem sie endlich fertig sind und alle liegen, beginnt das Mädchen endlos zu reden. Wir sind natürlich immer noch hellwach, mittlerweile haben wir uns jedoch heimlich ausgezogen. Beim besten Willen konnte ich mir nicht vorstellen, eine Nacht in Sport-BH und Radhose zu verbringen. Johan war so schlau, und hat sich seinen Schlafanzug mitgenommen, ich hatte leider nur mein verschwitztes T-Shirt, unsere Kleidertasche stand am anderen Ende der Hütte für uns unerreichbar. Jetzt lag ich vor der Herausforderung, meinen nackten Hintern unter der dicken Decke bei weiterhin 30 Grad in der Hütte zu verstecken und mich am nächsten Morgen rechtzeitig bevor die Familie wach wird, anzuziehen. Nachdem es dann endlich still wird hören wir ein weiteres seltsames Geräusch: das Mädchen ist wieder aufgestanden, um in eine Schüssel zu pinkeln. Dieser Vorgang wiederholt sich dann mehrfach in der Nacht und am Morgen wachen wir müder auf als am Tag zuvor. Die Höhe von 4.100m und meine sich ankündigenden Magenprobleme haben zu dieser schlechten Nacht wohl auch noch beigetragen.

Our nice little homestay
Homestay am Karakul-See

Leaving Sary Tash

Leaving Sary Tash
Wir verlassen Sary Tash
Lake Karakul
Am See Karakul
Eddy from Belgium
Eddy aus Belgien

Tag 7: Pass Akbaital – Murghab: 89km, 544 Höhenmeter
Heute überqueren wir unseren höchsten Pass von 4.655m. Da wir früh losfahren, weht noch kein Wind. Mir geht es nicht sehr gut, ich habe starke Magenkrämpfe und muss mich kurz vor dem Pass zum ersten mal erleichtern. Der Anstieg ist sehr schwer und steil und wir schieben beide des öfteren. Die Höhe macht es uns nicht leichter und oft schaffen wir nur 50m, bevor wir wieder pausieren. Die Landschaft um uns herum ist irreal, rote Berge, die mit der Lichteinstrahlung die Farbe ändern, kaum Vegetation und neben den lustigen Pfeiftönen der Murmeltiere, die uns neugierig beobachten, herrscht unheimliche Stille. Nach 12,5 km erreichen wir glücklich den Gipfel und ab hier geht es nur noch nach unten – sowohl was die Höhe aber auch meinen Gesundheitszustand anbelangt. So langsam komme ich mir wie ein Hund vor, der alle Paar Kilometer seine Marke hinterlässt. Nach dem Mittagessen passiert zum ersten Mal etwas Seltsames. Ungefähr 500m vor uns sehe ich  Menschen auf der Straße stehen, obwohl hier nichts um uns herum ist als Landschaft. Ich werde etwas nervös, da ich nicht weiß, was uns erwartet. Wir stecken unser Pfefferspray in die Tasche und radeln nebeneinander. Täglich passieren uns nur ungefähr 10 bis 20 Autos und wir wissen, dass wir auf uns selbst gestellt sind. Als wir näher kommen erkennen wir zwei Soldaten, die mit Maschinengewehren bewaffnet sind und einen weiteren Mann, der auf der Straße sitzt. Kurz bevor wir die Männer passieren, steht der sitzende Mann auf. Johan grüßt freundlich “Salam”, wir werden zurückgegrüßt und dürfen ungestört weiterradeln.

Gegen 15 Uhr beginnt es wieder zu winden und wieder ist es Gegenwind. Ich bin mittlerweile sehr erschöpft, mein Durchfall wird schlimmer und schlimmer und mit dem Wissen, dass wir noch mindestens zehn Kilometer gegen den Wind radeln müssen,  breche ich zusammen. Ich kann nicht mehr aufhören zu heulen, da ich nicht weiß, wie ich es bis ins nächste Dorf schaffen soll. Johan tröstet mich und in seinem Windschatten fahren wir langsam weiter. Als wir dann endlich nach einer letzten Kurve das Dorf im Tal liegen sehen, fließen die Tränen wieder – dieses Mal vor Freude. Wir haben es fast geschafft! Diese Nacht verbringe ich fast ausschließlich auf der Toilette – schon wieder schlaflos!

Leaving our camp early in the morning
Wir verlassen unser Lager am frühen Morgen
Washboard!
Waschbrett!
First toilet break
Erster Toilettenstopp!
Ascending the highest pass
Auf dem Weg zum Gipfel unseres höchsten Passes
Confident to be able to make it
Zuversichtlich, dass wir auch das schaffen!
Ha - we made it...
Ha – geschafft…
...but we definitely didn't fly
…geflogen sind wir allerdings nicht!
The beginning of a very long downhill
Der Anfang einer langen Abfahrt
Sand storms
Sandstürme
This was more or less the population between the pass and Murghab
Das war mehr oder weniger die gesamte Bevölkerung auf diesem Streckenabschnitt
Happily arrived in Murghab
Glücklich in Murghab

Tage 8 und 9: Murghab
Lange Radeltage, Essen, das ich wahrscheinlich nicht hätte zu mir nehmen sollen, eventuell verunreinigtes Wasser, Gegenwind, schlaflose Nächte aufgrund der Höhe, das härteste Radfahren auf schlechten Straßen, das ich je mitgemacht habe und ein schweres Fahrrad haben Spuren hinterlassen. Ich liege im Bett mit Fieber und sehr starkem Durchfall und muss zwei Tage pausieren. Die Symptome sprechen für Reisedurchfall und die Einnahme eines mitgebrachten Antibiotikums verbessern meinen Zustand am zweiten Tag schnell, so dass ich mich in der Lage fühle, morgen die Reise fortzusetzen.

A typical townhouse in the Pamirs
Ein typisches Stadthaus in den Pamirs
The desolate township of Murghab
Die etwas trostlose Stadt Murghab
Lenin welcomes us in the smallest village
Lenin heißt uns im kleinsten Dorf willkommen
Market time
Auf zum Markt!

Der berühmt-berüchtigte Pamir Highway – Teil 1

23. August – 8. September 2015 – Der Pamir Highway ist eines der Highlights unserer Reise, daher berichten wir über die wichtigsten Geschehnisse in insgesamt vier Teilen anhand unserer täglichen Tagebucheinträge.

293km, altitude gain: 5224m (1121km and 15107m altitude gain in total)
293km, 5.224 Höhenmeter (1,121km and 15.107 Höhenmeter insgesamt)

Tag 1: Osh – Gulcha: 85km, 1.436 Höhenmeter
Wir zweifeln noch, ob wir losfahren sollen, da starker Regen vorhergesagt ist. Da es früh morgens nur stark bewölkt ist, fahren wir trotzdem los, da unser Tadschikistan-Visum bereits vor Tagen angelaufen ist. Gute Entscheidung, denn es regnet den ganzen Tag überhaupt nicht. Wir fahren heute nur bergauf, durch trostlose Landschaften und kleine, heruntergekommene Dörfer. Wir bezwingen einen Pass von 2.389m und haben leichten Rückenwind. Unterwegs bekommen wir Äpfel und Karotten geschenkt und treffen ein irisch/amerikanisches Radlerpaar. Glücklicherweise gibt es in Gulcha ein Guesthouse, so müssen wir nicht selber kochen, da wir nach einem langen Tag doch sehr müde sind.

Arriving at the guesthouse with well prepared owners
Gute Vorbereitung ist alles

Tag 2: Gulcha – Ak Bosoga: 77km, 1.369 Höhenmeter
Es geht früh los an einem wunderschönen Morgen mit strahlend blauem Himmel und ohne Wind. Wir strampeln durch das hügelige Gulcha-Tal und sind von hohen Bergen links und rechts umgeben. Das Tal wird mal enger, mal breiter und macht immer wieder Platz für ein kleines Dorf. Später erinnert uns die Landschaft an die Wüsten von Kalifornien. Und plötzlich kommt Wind auf – Gegenwind, denn mehr als einen Tag Rückenwind ist uns nicht vergönnt. Am Ende des Nachmittags fragen wir in einem Dorf nach Übernachtungsmöglichkeiten und werden direkt eingeladen. Wir bekommen Chai, Kekse, frische Wassermelone und Suppe und sogar ein eigenes Zimmer zum Schlafen. Das nennen wir mal Gastfreundschaft!

An unexpected coffee break
Unerwartete Kaffeepause

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And another break
Und schon wieder Pause

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The wind is picking up
Aufkommender Wind
Almost there...
Fast geschafft…
The Kyrgyz family we stayed with
Bei dieser kirgisischen Familie haben wir übernachtet

Tag 3: Ak Bosoga – Sary Tash: 30km, 922 Höhenmeter
Auch heute starten wir früh und mit schweren Beinen machen wir uns an den nächsten Pass, wieder gegen den Wind. Die Steigungen sind schwer, meist so um die 8%. Nach vier Stunden erreichen wir den Gipfel auf 3.615m, vom Wind und den Kindern, die alles anfassen, genervt. Zum ersten Mal sehen wir den schneebedeckten Berg Peak Lenin, den zweithöchsten Berg Kirgisistans mit einer Höhe von 7.134m. Später in Sary Tash haben wir eine fantastische Aussicht auf die gesamte Bergkette. Endlich geht es bergab, aber nur für drei Kilometer, dann steigt die Straße wieder für die nächsten zwei Kilometer auf den zweiten Gipfel auf 3.550m. Das ist wie ein Schlag ins Gesicht! Trotzdem kommen wir früh an und können in unserem Guesthouse zu Mittag essen. Danach kaufen wir alles Nötige ein in einem der zwei Läden, der gleichzeitig lokale Bar, Wechselstube und Mobilfunkanbieter ist. Wir haben Glück, denn der Besitzer ist gerade beim Einkaufen in Osch und jedes Mal, wenn wir nach etwas fragen, ruft die Dame hinter dem Tresen ihren Mann an und brüllt unsere Bestellung ins Telefon. Am nächsten Morgen können wir alles um 7 Uhr abholen.

Ascending the first pass before Sary Tash
Der erste Pass vor Sary Tash
Our first 1000 kilometers cycled
Unsere ersten 1.000 Kilometer
Summit #1
Gipfel #1
Summit #2
Gipfel #2

Tag 4: Sary Tash
Wir legen einen Ruhetag auf 3.200m Höhe ein, da wir keine Lust haben, gegen den gerade tobenden Sturm und Regen anzukämpfen. Ich bin ganz froh darum, da wir somit etwas mehr Zeit haben, uns an die Höhe zu gewöhnen. Die nächsten Tage werden wir über 4.000m verbringen.

Downtown Sary Tash
Stadtzentrum Sary Tash – links geht’s nach China, rechts nach Tadschikistan
Locals
Einheimische

Tag 5: Sary Tash – Karakul: 101km, 1.497 Höhenmeter
Ein herrlicher Tag, strahlend blauer Himmel und ausgeruhte Beine – ideal, um gleich zwei Pässe an einem Tag zu überradeln. 20 Kilometer radeln wir mit Aussicht auf eine atemberaubende Bergkette, zur Rechten liegt Peak Lenin. Um 10.30 Uhr passieren wir problemlos die erste Grenze und kurz danach beginnt der erste Pass durch 20 Kilometer Niemandsland. Wir sind umringt von majestätischen roten Bergen und von Murmeltieren. Adler kreisen in der Luft. Ansonsten ist es nur still. Kurz vor der tadschikischen Grenze treffen wir einen australischen Motorradfahrer, der uns vor Problemen an der Grenze warnt. Zwei französische Touristen würden gerade festgehalten – sie erhalten ihre Pässe nicht zurück – weil sie sich weigerten, eine Desinfektionsgebühr von 10 USD – die natürlich Schwachsinn ist – zu bezahlen. Am geschlossenen Grenztor angekommen, schlendert ein Soldat langsam auf uns zu, fragt nach Zigaretten und da wir keine haben läuft er genauso langsam wieder zurück. Fünf Minuten später kommt er wieder zurück, öffnet das Tor, führt uns zu den Zollbeamten in einem Seecontainer auf ca. 4.100m Höhe, nimmt unsere Pässe in Empfang und bittet uns, zu warten. Weitere fünf Minuten später bekommen wir unsere abgestempelten Pässe zurück und werden damit offiziell in Tadschikistan willkommen geheißen. Langsam fahren wir durch ein weiteres Tor – immer Ausschau haltend nach den Desinfektionsmännern – aber nichts passiert. Hatten wir doch wieder einmal Glück gehabt! Jetzt geht es erst einmal bergab. Kurz vor der Grenze hatten wir unseren neunten und letzten Pass in Kirgisistan mit einer Höhe von 4.336m überquert und jetzt radeln wir durch eine mondartige Landschaft mit kargen Bergen um uns herum, einem fast ausgetrockneten Flussbett und Staubstürmen, die eher heißen Thermen ähneln. Und wir haben noch mehr Glück: wir fliegen fast, da wir starken Rückenwind haben, das vereinfacht uns die Überquerung des zweiten Passes enorm. Gegen 18 Uhr erreichen wir Gipfel und von nun an geht es die letzten 30km nur noch nach unten. Allerdings macht uns der Wind einen Strich durch die Rechnung – die letzten 10km müssen wir gegen starken Gegenwind radeln. Kurz vor Einbruch der Dunkelheit erreichen wir unser Ziel – müde, aber stolz auf die heute erreichte Tagesetappe, vor allem, weil wir am nächsten Tag erfahren, dass wir zwei Schotten auf ihren Leichträdern überholt haben.

Leaving Sary Tash
Nach Sary Tash
Photo session with Peak Lenin as a backdrop
Ist das ein Adler?
Photo session with Peak Lenin as a backdrop
Fotosession mit Peak Lenin im Hintergrund
The first Yaks we see
Unsere ersten Yaks

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Lunch break right before the Kyrgyz border crossing
Mittagspause kurz vor der kirgisischen Grenze
If an old R4 can do the Pamir Highway we should be able to do so, too!
Wenn ein alter R4 den Pamir Highway schafft, dann machen wir das doch mit Links! 
The beginning of the first pass in no man's land between the borders
Der Anfang des ersten Passes im Niemandsland zwischen den Grenzen 
Getting closer to the top
Beinahe oben

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A fluffy marmot
Ein flauschiges Murmeltier
Highest point ever by bike at 4336m
Höchster Gipfel mit 4.336m, den wir je mit den Rädern bezwungen haben
We can Selfie :-)
Auch wir können Selfies 🙂
Dust storms
Staubstürme
Final destination: Karakol
Endstation: Karakul
And from here it's only: downhill, downhill, downhill
Und ab hier geht’s nur noch nach unten 
Arrived!
Angekommen!