Fakten Tadschikistan:
- Ein kleiner, von Land umgebener Juwel mit atemberaubenden Bergen, die höchsten nach dem Himalaja/Karakorum
- Nachbarländer: Kirgisistan (Norden), China (Osten), Afghanistan (Süden), Usbekistan (Westen)
- Bevölkerung: 8,5 Millionen
- Das ärmste Land Zentralasiens: ein Lehrer verdient ungefähr 80 USD im Monat und Schätzungen gehen davon aus, dass 20% der Bevölkerung mit weniger als 1,25 USD auskommen muss
- Drogenhandel ist die größte illegale Einkommensquelle
9. – 20. September 2015 – Wir hatten eine sehr schöne Zeit in Dushanbe. Erst hier fiel uns auf, wie müde wir waren. Nicht nur von einer abenteuerlichen 24-Stunden-Fahrt am Rande des Abgrunds, sondern vor allem von der harten Arbeit der letzten Wochen. Jetzt stellten wir uns endlich keinen Wecker mehr, mussten nicht gegen den Wind ankämpfen, dagegen schliefen wir viel, lasen, aßen, aktualisierten den Blog, schliefen, ich arbeitete, wir liefen durch die Stadt, entspannten uns ein bisschen mehr, kümmerten uns um unsere Turkmenistan Visa, schliefen ein bisschen mehr, trafen andere Radfahrer und genossen den Luxus unseres Gasthauses.







Am Tag, als unsere Visa fertig sein sollten, radelten wir nervös zur Botschaft. Wir haben so viele Geschichten von Menschen gehört, denen das Visum grundlos verweigert wurde. Wir kamen um 9 Uhr wie vereinbart an, die Botschaft machte aber erst um 9.30 Uhr auf. Nachdem wir dann endlich rein durften mussten wir leider erfahren, dass unsere Visa noch nicht fertig waren. Jetzt waren wir erst recht froh, dass wir so rechtzeitig nach Dushanbe gereist sind, denn der nächste Tag war Freitag und am Sonntag mussten wir das Land verlassen. Wenn wir morgen das Visum nicht bekämen, müssten wir ohne ausreisen. Aber wir hatten wieder einmal Glück, am nächsten Tag waren die Visa fertig, wir mussten nur noch quer durch die ganze Stadt und wahnsinnigen Verkehr radeln, um die Visagebühr von 110 $ bei der Pakistan Bank zu bezahlen und dann wieder zurückradeln, um unsere Pässe mit neuem Aufkleber abzuholen.

Jetzt konnten wir endlich wieder weiterradeln. Am nächsten Morgen klingelte der Wecker wieder früh und wir trauten unseren Augen nicht: Es regnete! Wochenlang hatte es nicht geregnet. Die Vorhersage war für den ganzen Tag schlecht und letztendlich blieben wir noch einen Tag länger. Das war eine gute Entscheidung, denn am nächsten Tag fuhren wir bei Sonnenschein und leichtem Rückenwind los. Die Strecke war langweilig, meist fuhren wir an Baumwoll- und Obstplantagen mit Äpfelbäumen und Traubenstöcken vorbei und einer kahlen Bergkette im Hintergrund. Das machte aber nichts, nach zwölf radlosen Tagen waren wir froh, wieder auf unseren harten Sätteln sitzen zu dürfen. Auf halbem Weg zur Grenze bekamen wir eine Melone geschenkt, die wir gemeinsam mit den netten und sehr gut Englisch sprechenden Menschen aßen. Später bekamen wir noch leckere Trauben frisch gepflückt und ein warmes Brot aus dem Backofen geschenkt. Von überall her hörten wir wieder “Hello” und “Salam” und die Menschen fragten uns, ob es uns denn in Tadschikistan gefiele. Jetzt waren wir nicht mehr länger ‘normale’ Touristen, sondern radelnde Reisende, die viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen und oft für Verwirrung sorgen. ‘Warum fahrt ihr mit dem Fahrrad? Warum nicht mit dem Auto? Das ist doch viel einfacher!’ hörten wir immer wieder von den Ortsansässigen. Hier radeln nur die Ärmsten oder Kinder, alle anderen fahren Auto.








Wir sind in das Land von seiner ärmsten Seite eingereist und fuhren durch eine der abgelegensten Gebiete. Das Klima ist hart mit heißen und trockenen Sommern und sehr kalten Wintern. Die Menschen sind scheu, aber sehr nett und gastfreundlich. Das Essen ist sehr einfach und bietet wenig Variationen. Suppe ist DAS Gericht und wenn wir Glück hatten, dann gab es außer Kartoffeln noch anderes Gemüse in der Suppe. Oft aßen wir dazu altes Brot und Süßigkeiten. Manchmal gab es Bratkartoffeln oder Plov (gebratener Reis mit Karotten und etwas Hammelfleisch). Und wenn wir ganz besonderes Glück hatten, gab es Tomaten- und Gurkensalat, der war wahrscheinlich immer der Grund für unsere ständigen Magen- und Darmprobleme.
Die Bäder sind hier ebenfalls sehr spartanisch und oft leider auch sehr dreckig. Letzteres ist überraschend, denn die Häuser sind extrem sauber. Auf keinen Fall dürfen sie mit Schuhen betreten werden, das kommt einem schweren Verbrechen gleich. Schon früh morgens wird mit dem Fegen begonnen, dann werden die Böden genässt und gewischt und dann wird wieder gefegt. Die Stehklos sind immer so weit wie möglich weg vom Haus und die Duschen funktionieren in der Regel nicht, wenn es denn welche gibt. Entweder kommen aus dem Hahn nur ein Paar Tropfen oder kochendheißes oder eiskaltes Wasser, dazwischen gibt es nichts. Aber dann muss man auch wissen, dass diese Bäder auch nur für Touristen gebaut werden, die Menschen hier auf dem Land haben keine Badezimmer, sie waschen sich an einem einfach Waschbecken vor dem Haus. Manchmal gibt es noch nicht einmal ein Waschbecken und man gießt sich das Wasser mit einer Zinnkanne über die Hände und den Rest.
Die Tadschiken sind sehr schlechte Autofahrer, wie übrigens überall sonst in Zentralasien auch. Aufgrund des schlechten Zustands der Straßen sehen Autos nicht viel besser aus – meist sind es hier alte Ladas noch aus Sowietzeiten. Tadschiken können auch nur schnell fahren. Die Reifen quietschen, wenn sie losfahren, sie überholen, ob sie etwas sehen oder nicht, sie telefonieren fast ununterbrochen während der Fahrt und wir haben fast keine Autos ohne Risse in der Windschutzscheibe gesehen.
Die Landschaften waren außergewöhnlich und fast immer atemberaubend. Aufgrund der vielen und hohen Berge war es für uns wohl schwierigste Land zum Radeln. Trotz aller Schmerzen und Anstrengungen durch dieses Land, sind wir froh, dass wir es heil durch den Pamir und das Wakhan-Tal geschafft haben und dass wir die Möglichkeit hatten, diese außergewöhnlichen Landschaften zu erkunden.