
14. – 27. Februar 2016 – Jetzt war es wieder Zeit, unser Hippie-Dasein zu beenden, da uns unsere Freunde aus Dubai zu einem Wüstentripp ins Leere Viertel eingeladen hatten und das wollten wir definitiv nicht verpassen. Da wir ausreichend Zeit für die etwas mehr als 200km lange Strecke hatten, hofften wir, nochmals einen schönen Zeltplatz am Strand im Oman zu finden bevor wir das Land endgültig verlassen mussten. Trotz atemberaubender Berg- und Talfahrt entlang der wohl malerischsten Küstenstraße Omans gab es nur einen geeigneten Strand. Da wir aber erst 20km geradelt waren, hofften wir auf weitere Möglichkeiten. Leider blieben diese aus, da die nun folgenden Strände so klein waren, dass wir mehr oder weniger direkt an der Straße hätten zelten müssen. So überquerten wir schlussendlich doch die Grenze, was sich als komplizierter herausstellte als erwartet, da wir dem dämlichsten Grenzbeamten gegenüberstanden, den man sich vorstellen kann. Zum einen sprach er kein Wort Englisch, obwohl er nur Ausländer abfertigte und zum anderen kapierte er nicht, dass wir mit dem Boot nach Musandam eingereist sind, obwohl ihm das von seinen Kollegen mehrfach erklärt wurde. Nach gefühlten Stunden hatten wir es endlich geschafft und die heißersehnten Stempel in den Pässen. Den restlichen Tag radelten wir dann gemeinsam mit Hunderten LKWs durch ein riesiges Industriegebiet auf einem staubigen Highway. Das hat überhaupt keinen Spaß gemacht und wir waren froh, als wir endlich ein Gasthaus erreichten, in dem wir unser Zelt neben dem leeren Schwimmbad aufstellen durften, was Johan jedoch viel Überredungskunst kostete. Wir waren aber nicht gewollt, viel Geld für ein schäbiges Zimmer zu zahlen und am Strand zelten ging nicht, da hier eine Fabrik an der anderen stand.
Musandam Küstenstraße:

Am nächsten Tag fanden wir dann wieder eine kleinere Straße am Meer, da machte das Radeln gleich wieder viel mehr Spaß. Nach unserem Mittagessen hielt uns ein Emirati an, um ein Foto von uns vor einem alten Museum zu machen. Er wollte uns auch gleich zum Essen einladen, was wir dann auf einen Fruchtsaft runterhandelten, da wir gerne auf ein Mittagessen nach dem Mittagessen verzichten wollten. Danach ging es dann langsam am Strand entlang weiter, immer auf der Suche nach einem guten Zeltplatz. Gegen 16 Uhr hielten wir in einem kleinen Dorf bei einer Moschee, um unsere Wasserflaschen aufzufüllen. Da diese geschlossen war, rief uns ein netter Mann zu sich und sein Hausmädchen rannte sich die Hacken ab, um alle unsere Flaschen aufzufüllen. Nach einem kurzen Gespräch lud uns Omar dann zum Abendessen ein – in ein 5-Sterne-Hotel circa 20km weiter. Er erklärte uns auch, wo wir dort zelten könnten und so machten wir uns auf den Weg. Hier muss ich jetzt anfügen, dass wir seit neun Tagen nicht mehr richtig geduscht, geschweige denn unsere Haare gewaschen hatten: am Strand in Khasab schwammen wir täglich im Meer und wuschen uns danach mit einer Flasche Süßwasser und im gestrigen Gasthaus durften wir die Schwimmbadduschen benutzen, die aus Toiletten bestanden, in denen wir das eiskalte Wasser aus den Schläuchen benutzten, die normalerweise zum Abwaschen der Genitalien dienen. Daher war es uns ein wenig peinlich, ein so nobles Hotel zu betreten und überlegten uns, nach den Zimmerpreisen zu fragen. Vielleicht würden wir ja einen guten Preis bekommen. Johan fragte dann nach dem Hotelmanager und nach längerem hin und her war der Preis für uns noch immer zu hoch. Allerdings durften wir im Spa duschen, was für uns ein ganz besonderer Luxus war. Frisch gewaschen und in frischen Klamotten fühlten wir uns wieder pudelwohl und konnten unserem Abendessen freudig entgegensehen. Aber zuerst wollten wir nach einem guten Zeltplatz Ausschau halten. Dieser war schnell gefunden, am Strand hinter einem Bauzaun, wo uns niemand sehen würde. Zurück im Hotel wollten sie uns allerdings nicht mehr reinlassen, da es sich um ein All-Inclusive-Hotel handelte und sobald wir mal drinnen waren, wäre alles Essen und Trinken umsonst. Wir erklärten, warum wir trotzdem reinmussten und der Manager teilte uns dann mit, dass uns das pro Person 80 EUR kosten würde. Wir konnten das kaum glauben, durften dann aber doch in die Lobby. Wie vereinbart riefen wir um 19 Uhr Omar an, aber er ging nicht ans Telefon. Zehn Minuten später wieder keine Antwort und weitere 20 Minuten später dasselbe Spiel. Wir wollten noch weitere zehn Minuten warten, bevor wir wieder losziehen würden, als das Telefon klingelte. Omar wollte in zehn Minuten im Hotel sein und so standen wir dann 45 Minuten vor dem Hotel, als Omar in seinem roten Jaguar Sportwagen anbrauste und direkt vor der Tür parkte. In der Zwischenzeit hatten wir uns mit dem ganzen Hotelpersonal angefreundet und alle waren neugierig, wer denn wohl unser großzügiger Spender sei. Als sie Omar dann sahen, grinsten alle wissend. Alle kannten sie ihn, er war ein hochangesehener Gast im Hotel. Später erzählte er uns, dass er in Abu Dhabi im Präsidentenpalast arbeite und wohl sehr häufig Gäste hierher mitbringen würde. Das erklärte einiges! Im Restaurant grillte der Chefkoch besonderes Fleisch für uns und als wir aufbrachen, schoss der Hotelfotograf noch mehrere Fotos von uns. Leider bekamen wir diese Fotos nie, da Omar keine E-Mails verschicken kann – als wir ihn darum baten, schickte er uns ein WhatsApp-Foto, eine Aufnahme seines Bildschirms mit unserem Foto darauf :-).




Am nächsten Tag radelten wir dann nach Sharjah, nur um festzustellen, dass wir auch hier nicht am Strand zelten konnten, das war überall verboten. Also mussten wir uns wieder ein Hotel suchen. Da uns natürlich nur das Beste gut genug ist, fuhren wir zum Sheraton und fragten nach einem guten Preis für zwei Weltenradler. Und siehe da, auch hier funktionierte es, wir bekamen einen Rabatt von 75% für ein luxuriöses Zimmer und für Frühstück war auch gesorgt.



Ausgeschlafen und mit einem riesigen Frühstück im Bauch fuhren wir dann das letzte Stück zu unseren Freunden nach Dubai. Die Route führte zunächst sehr schön an breiten, palmengesäumten Stränden entlang, dann jedoch sehr schnell durch Industriegebiete auf engen vierspurigen Straßen ohne Seitenstreifen mit extrem viel Verkehr. Ich hatte so sehr Angst, dass wir uns für 15km ein Taxi bis zum Dubai Creek nahmen, um die letzten Kilometer von dort auf der Strandstraße weiterzuradeln. Hier entdeckten wir dann Bikers Café, wo alle Langzeit-Reisenden für die Zeit ihres Aufenthalts in Dubai umsonst essen und trinken dürfen. Nach zwei Espressi, einer Fotosession mit einem Fotografen und einem kurzen Interview verabschiedeten wir uns wieder.




Nach einem Ruhe- und Wäschetag ging es dann zum nächsten aufregenden Event mit Stéphane und Nathalie über, einer Fahrt durch das Leere Viertel in der Nähe von Liwa. Das Leere Viertel ist die größte zusammenhängende Sandwüste der Welt und vor allem durch den britischen Forscher Wilfred Thesiger bekannt geworden, der die Wüste 1946 und 1947 zweimal durchquerte. Die Wüste erstreckt sich über ein Gebiet von 650.000 Quadratkilometern in den Ländern Jemen, Oman, Saudi-Arabien und VAE.
Wir fuhren frühmorgens los mit einem bis unter das Dach vollgepackten Auto, um unseren Guide und andere Familien in ihren vier Geländewägen zu treffen. Zuerst mussten wir allerdings fast vier Stunden auf einer recht langweiligen Straße fahren bevor wir das Leere Viertel gegen Mittag erreichten. Wir hielten auf einer Art Plattform mit Aussicht auf kilometerlange Sanddünen, die ursprünglich für ein nahegelegenes Hotel als ‘Außenrestaurant’ gebaut aber nie fertiggestellt wurde. Nach dem Essen fuhren wir tiefer in die Wüste, um ein gutes Camp für die Nacht zu finden, stellten unsere Zelte auf und brachen nochmals auf, um mit den Autos durch die wohl schönste Wüstenlandschaft, die wir je gesehen hatten, zu kurven.
















Wir verbrachten zwei aufregende und tolle Tage in der Wüste und beendeten den Ausflug mit einem gemeinsamen Mittagessen im Hotel. Nochmals vielen Dank an Nathalie und Stéphane, die uns das ermöglicht haben. Sooooo cool!
Nach einer weiteren Woche in Dubai, in der uns Stéphane durch die Gegend fuhr, damit wir letzte Vorbereitung für unsere Weiterreise erledigen konnten. Johan war meist mit dem Packen unserer Räder beschäftigt und ich arbeitete und putzte unsere Siebensachen. Ab und zu gingen wir gemeinsam im Bikers Café Mittagessen und am Abreisetag fuhren uns Nathalie und Stéphane an den Flughafen – sie mussten schließlich sicherstellen, dass wir auch wirklich abreisten :-). Und wir verabschiedeten uns ein weiteres Mal von den beiden. Wiedermal hatten wir eine wunderschöne Zeit in Dubai und können nicht genug danken für all die Großzügigkeit und Gastfreundschaft. Wir hoffen, euch irgendwo bald wiederzusehen!




Und jetzt hieß es: auf nach Thailand!