
9. – 20. Dezember 2016 – Nach großem Chaos am Hafen von Bandar Lengeh, einer verspäteten Abfahrt von fast zwei Stunden und einer letztlich dann doch sehr angenehmen Überquerung des Persischen Golfs erreichten wir gegen 16 Uhr den Hafen von Dubai. Als wir endlich nach einer Stunde das Boot verlassen durften und durch die Passkontrollen kamen war es dunkel. Zum Haus unserer Freunde waren es noch ganze 25km und so machten wir uns so schnell es ging auf den Weg. Die Straßen waren gut beleuchtet ebenso wie all die wahnsinnigen Läden, an denen wir vorbeifuhren. Wir befanden uns auf der Jameira Beach Road – der kleinsten Straße, die wir auf unserer Karte finden konnten – und fuhren noch immer auf einer vierspurigen Autobahn. Große und teure Autos rasten mit 100 km/h an uns vorbei und das ohne Seitenstreifen. Wenn wir viel Glück hatten, war die Überholspur frei und die Autofahrer machten einen großen Bogen um uns herum, falls nicht, mussten wir uns eine Spur teilen und hoffen, dass alles gut geht. Im besten Fall wurde dann wild gehupt um uns wissen zu lassen, dass wir hier nicht erwünscht sind. Nach etwa 22km und einer Stunde und nachdem wir an den angesagtesten Läden der letzten fünf Monate vorbeizogen, konnten wir endlich abbiegen. Erleichtert atmeten wir tief durch, dankbar, dass wir es bis hierher unverletzt geschafft hatten, nur um festzustellen, dass wir uns jetzt auf einer sechsspurigen Autobahn befanden. Zumindest gab es einen Seitenstreifen. Doch leider mussten wir nach wenigen hundert Metern diese drei Spuren überqueren und das nachts und bei schnellem und konstantem Verkehr. Irgendwie schafften wir es und konnten eine weitere Überquerung vermeiden, indem wir unsere Räder durch tiefen Sand schoben. Für die letzten drei Kilometer haben wir fast so lange gebraucht, wie für die ersten 22km! Dubai wurde eindeutig für Autofahrer gebaut. Wir sind schon in vielen Metropolen, einschließlich Istanbul, Bangkok oder Delhi gefahren, aber noch nie war das Radfahren so schwierig. Endlich angekommen, wurden wir von der Ferrault-Familie herzlich empfangen.



Dubai war für uns zunächst schockierend. Fünf Monate waren wir in einigen der ärmsten Länder unterwegs. Davon zwei Monate im Iran, wo es die meisten westlichen Marken nicht gibt und selbst in den touristischen Hochburgen wie Esfahan oder Schiras gibt es noch nicht einmal Restaurants, die irgendwelche westlichen Gerichte anbieten. Und in Dubai gab es dann plötzlich alles. Von wunderbar bis sonderbar und vor allem teuer dekorierten Läden, modernen Kliniken, hippen Cafés und noch hipperen Restaurants bis hin zu 6-Sterne-Hotels. Neben einem kleinen, traditionellen Laden, der Dishdashas (das traditionelle Outfit der Männer in dieser Region) steht ein Starbucks, neben der Moschee ein Lamborghini-Autohändler und neben einem McDonald’s der indische Schneider mit seiner altmodischen, handbetriebenen Nähmaschine. Die Dubai Shopping Mall ist das größte Einkaufszentrum der Welt. Wir kamen aus dem Staunen nicht mehr raus – weite glitzernde Gänge, herrliche Läden mit allem, was das Herz begehrt und nebenbei viel Platz für die ungewöhnlichsten Dekorationen überhaupt.

Und trotzdem war Dubai fantastisch. Nathalie und Stéphane hätten uns nicht besser verwöhnen können. Wir hatten unser eigenes Zimmer mit einem richtigen Bett – ein Luxus nach Monaten auf dem Boden – und ich habe wie ein Baby geschlafen und wurde lediglich vom allmorgendlichen Gebetsruf kurz vor Sonnenaufgang geweckt. Wir haben uns in ihrem schönen Haus wie zuhause gefühlt und haben jede Minute genossen. Gemeinsam haben wir uns Old Dubai angeschaut, in der Wüste gegrillt, tolle Restaurants besucht, einmal davon mit Blick auf das Burj Khalifa inklusive aufwändiger Wassershow, haben Wein und Bier genossen – vor allem Johan hatte das vermisst – und hatten viel Spaß zusammen. Im Kino trauten wir unseren Augen und Ohren nicht, als wir hörten, dass unser Essen im Saal serviert würde. Wir haben auch viel Zeit zuhause verbracht, um mit Familie und Freunden zu skypen, Versäumtes nachzuholen und genossen einfach nur Garten und Pool, um wieder aufzutanken. Ein großes Dankeschön an Nathalie und Stéphane für die schöne Zeit in Dubai!



In der Wüste:



Ein Spaziergang durch Alt-Dubai:

Im Souk:

Dubai war eine interessante Erfahrung, es war vor allem schön zu sehen, wie so viele verschiedene Kulturen so friedvoll nebeneinander leben können. Am Strand sitzen Frauen in knappen Bikinis neben arabischen Familien mit komplett verhüllten Frauen. Niemand scheint sich um den anderen zu scheren, alles scheint ganz normal zu sein und jeder macht das, was ihm gerade Spaß macht.

Die Zeit verging wie im Flug und nach etwa einer Woche machten wir uns durch die Wüste auf den Weg in den Oman. Ob uns Dubai so gut gefallen hätte, wenn wir nicht bei unseren Freunden gewesen wären, die sich so gut um uns gekümmert haben? Wohl eher nicht. Große Städte sind nicht wirklich unser Ding, vor allem dann nicht, wenn sie so raduntauglich sind. Am Ende läuft alles darauf hinaus, mit wem man seine Zeit verbringt und wie einem ein Ort näher gebracht wird.
Dieses Mal war die Fahrt aus Dubai raus weniger stressig – trotz der riesigen Autobahnen. Wir suchten uns einen schönen Zeltplatz in der Wüste, mussten aber später feststellen, dass es sich hier um einen Einfahrtspunkt für Quads und andere geländetauglichen Fahrzeuge handelte und so fuhren fast die ganze Nacht alle möglichen Fahrzeuge um unser Zelt herum. Am Tag unserer Einreise in den Oman hielten wir in Al Ain vor einer Shopping Mall als uns zwei Emiratis ansprachen und uns nach fünf Minuten zum Essen ins Café nebenan einluden. Für sich selbst bestellten sie nichts, stellten nur sicher, dass wir auch ja genug zu essen hatten. Dann zahlten sie, gingen und ließen uns staunend sitzen. Später an der Grenze bezahlten wir dann unsere Gebühr für das Verlassen der VAE und radelten weitere 50km bis zum omanischen Grenzposten, immer mit der Befürchtung, den Grenzposten mittlerweile verpasst zu haben. Kurz vor Einbruch der Dunkelheit schafften wir es dann doch noch bis zur Grenze, kauften unsere Visa für den Oman und stellten direkt hinter der Grenze unter Akazienbüschen unser Zelt auf.



