Nacht-Radeln, Klobrillen und andere Überraschungen

30. September – 8. Oktober 2015 – Nach vier Tagen in Samarkand, von denen Johan fast die Hälfte der Zeit im Bett beziehungsweise auf der Toilette mit schlimmem Durchfall verbracht hat, machten wir uns wieder auf den Weg in die 270km entfernte Stadt Bukara, ein weiteres Highlight auf der Seidenstraße. Am ersten Tag passierte nicht wirklich viel, wir fuhren auf guten und leicht hügeligen Straßen an Baumwollfeldern entlang und am Nachmittag gegen den Wind. Wir übernachteten bei einer usbekischen Familie in einem riesigen Haus und zum ersten Mal gelang es uns, Brot und Süßigkeiten abzulehnen. Und zum ersten Mal gab es sogar ein Badezimmer – die Ausstattung war zwar sehr einfach, aber immerhin konnten wir uns waschen und sauber ins Bett gehen. Auch der zweite Tag begann unspannend. Die einzige Abwechslung war die Begegnung mit einem lustigen Südkoreaner, der am Internationalen Flughafen arbeitete, an dem wir gerade vorbeiradelten. Er war mit einem Golfschläger unterwegs, um die Hunde in den Dörfern abzuwehren. Wir hatten eine sehr lustige Unterhaltung und hätten ewig weiterreden können, mussten aber leider weiter, da es für uns an der Zeit war, uns um einen Schlafplatz zu kümmern.

Leaving Samarkand
Am Stadtrand von Samarkand
Johan was getting concerned about being on the wrong road as he couldn't find Buxoro (which is Bukhara) on his map!
Hier wurde Johan nervös, da er auf seiner Landkarte Buxoro (Bukara) nicht finden konnte und dachte, wir hätten uns verfahren!
Boring landscape and headwinds
Gegenwind bei eintöniger Landschaft
Lunchtime
Mittagessen

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When the Korean asked where we would sleep at night when there are no hotels Johan replied that we would look for a nice house and ask if we could pitch our tent in their garden. The Korean's answer: "How can you find nice house, they all look the same?"
Als der Koreaner fragte, wo wir denn schlafen würden, wenn es kein Hotel gibt, meinte Johan, “wir suchen uns ein schönes Haus und fragen, ob wir im Garten unser Zelt aufschlagen dürfen.” Seine Antwort: “Wie findet ihr denn ein schönes Haus, die sehen hier doch alle gleich aus!”

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Cotton after cotton field
Baumwolle, Baumwolle und noch mehr Baumwolle

Die Suche nach einem Schlafplatz stellte sich allerdings als etwas schwieriger heraus als erwartet. Das 4-Sterne-Luxushotel, wo Zimmer 60 Dollar kosten, ließen wir links liegen. Könnten wir hellsehen, wären wir geblieben und hätten den Rest des Tages in Luxus gebadet. Anstelle fuhren wir weiter und hielten an einem Neubaudorf, um einen Zeltplatz zu finden. Leider schickten uns alle weiter außer einer älteren Frau, die bei der Polizei arbeitete und uns ein Zimmer in ihrem Haus für 50 Dollar anbot. Dieses allzu großzügige Angebot lehnten wir ab und fuhren ins nächste Dorf. Viele Fragen und fast ebenso viel Kopfschütteln später, lud uns eine Familie zu sich ein. Der Hausfrau übergaben wir unsere Tütensuppen, da wir nicht wollten, dass sie für uns kocht, da dieses Haus etwas ärmer aussah, und zum ersten Mal setzte sich die ganze Familie mit uns zum Essen an den Tisch. Wir bekamen auch unsere Nudelsuppe, mussten danach aber weiter mit der Familie essen. Dieses Mal gab es Kohl mit Würstchen. Im Laufe des Abends schaute der Rest der Familie und alle Nachbarn vorbei, um uns zu bestaunen und gegen 20 Uhr durften wir uns schlafen legen. In etwa eine Stunde später klopfte es plötzlich an der Tür, unser Gastgeber kam ins Zimmer und schrie aufgeregt: “Palatka, you go, go!”. Irgendjemand musste uns bei der Polizei verraten haben und die Familie bekam Schwierigkeiten. So schnell es ging packten wir unsere Siebensachen und radelten in unseren Schlafanzügen so schnell es ging in die Nacht in Richtung Schnellstraße. Unmöglich hätten wir unser Palatka (Zelt) hier in den Feldern aufschlagen können, das wussten wir vom Nachmittag. Wir erinnerten uns aber an eine kleine überdachte Plattform neben dem Schnellweg und da wollten wir hin. Da es wirklich stockdunkel war und wir absolut nichts sehen konnten, mussten wir mehrere Hundert Meter auf dem Standstreifen entgegen der Fahrtrichtung radeln. Leider ließ uns der Besitzer auch hier nicht zelten, da half kein Bitten und Betteln. Sie schickten uns zurück ins Hotel. Genervt schoben wir unsere Räder auf die richtige Fahrbahnseite und radelten die fünf Kilometer zurück zum Hotel durch die unheimliche Dunkelheit. Wir bekamen ein sehr schönes, sauberes und luxuriöses Zimmer mit weichen Betten, weißen Bettlaken, weichen Kissen und einem funktionierenden Badezimmer mit weißen Handtüchern, einer richtigen Dusche, einem Waschbecken und einem Klo, wie wir es gewohnt sind. Trotzdem gingen wir ungeduscht gegen 22:30 Uhr schlafen, das konnte bis zum nächsten Morgen warten.

Family dinner
Abendessen mit der ganzen Familie

Zu unserer großen Freude konnten wir unser Hotelzimmer in usbekischen Sum bezahlen und so zahlten wir aufgrund unserer sehr guten Tauschkurses nur 30 Dollar. Nach einer ausgiebigen Dusche plünderten wir das Frühstücksbuffet. Johan aß in der Tat so viel, dass später die Klobrille in Tausend Teile zerbrach. Und nicht nur das, nach dem Frühstück hatten wir plötzlich weder Strom noch Wasser und wir mussten uns die Zähne wieder einmal bei Stirnlampenlicht und mit unserem eigenen Wasser putzen. Beim Auschecken beschwerte ich mich und die Rezeptionistin beantwortete alle meiner Kommentare nur mit “Yes”. Johan meinte dann nur, dass sie kein Wort Englisch spräche und ich gab schließlich auf. Fünf Minuten später kam sie plötzlich auf uns zugerannt und forderte in perfektem Englisch 25.000 Sum (5$) von uns für die kaputte Klobrille. Wenn’s um’s Geldeintreiben geht, klappt es auf einmal mit dem Englischen. Nach einer kurzen Diskussion machten wir uns dann auf den Weg, ohne zu bezahlen. Gegen Mittag erreichten wir dann Bukara. Johans Geburtstag verbrachten wir in Zentralasiens heiligster Stadt mit Gebäuden, die auf eine 1000-jährige Geschichte zurückblicken. Laut Reiseführer ist die Stadt auch eine der Besten, um eine Vorstellung vom vorrussischen Turkestan zu bekommen.

Village life
Dorfleben
Refueling stop
Nachschub
Beautiful remainder of the Soviet architecture
Wunderbares Überbleibsel sowjetischer Architektur
While we were having a short coffee break this family stepped out of their car, sat next to us to take pictures. The boy was nicely dressed up in a velvet suit.
Während einer kurzen Kaffeepause kam diese Familie an, setzte sich zu uns und machte Fotos. Der Junge hatte einen schicken Samtanzug an.

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And we reached another important Silk Road city
Eine weitere Stadt an der Seidenstraße

Eindrücke von Bukara: 

A beautiful and - in the early morning only - peaceful square
Einer der wenigen Teiche, die in Bukara überlebt haben. Sie wurden im 16. und 17. Jahrhundert gebaut und waren in der Vergangenheit die einzige Wasserquelle und verantwortlich für die schnelle Ausbreitung von Krankheiten.

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Atombusen-Alarm

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Counting money in Uzbekistan takes a while

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Geld zählen ist eine langwierige Angelegenheit in Usbekistan – auch wenn’s ganz wenig ist

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A restaurant with a view
Restaurant mit Ausblick
The same restaurant's cooks and kitchen - according to our travel guide the best place in town
Köche und Küche im selben Restaurant – laut Reiseführer das Beste vor Ort

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Am Tor der Festung Ark
The massive walls of the Bukhara fortress Ark
Die riesigen Schutzwälle der Festung

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Working at our 12-Dollars-per-night-including-breakfast guesthouse
Arbeit in der 12-Dollar-pro-Nacht-inklusive-Frühstück-Pension

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Da wir nicht davon ausgingen, irgendwann in naher Zukunft nach Usbekistan zurückzukehren, fuhren wir mit dem Taxi in das 600km entfernte Kiva im Norden Bukaras. Diese Stadt an der Seidenstraße ist berühmt-berüchtigt für ihre Sklavenkaravanen, barbarischen Grausamkeiten, schrecklichen Wüstenreisen und Steppen, die von wilden Stammesangehörigen heimgesucht werden. Für uns war die Stadt wie ein Freilichtmuseum mit gut erhaltenen Minaretten, Medressen, Moscheen und langweiligen Museen und wir kamen uns ein bisschen vor, als wären wir in ein anderes Jahrhundert eingetaucht, wenn da nicht die vielen Souvenirläden und Cafes gewesen wären. Hier haben wir auch Christian aus Frankreich wiedergetroffen und verabredeten uns zum Abendessen. Er ist mit seinem Geländewagen von Frankreich aus bis Zentralasien gefahren und war nun mehr oder weniger auf derselben Route unterwegs wie wir. Am Vormittag hatten wir einen Tisch im besten Restaurant am Platz gebucht und dachten, dass es sicherlich kein Problem sei, zu dritt aufzutauchen. Wir sollten uns täuschen. Es dauerte geschlagene 15 Minuten, bis der Kellner schließlich nachgab und verärgert einen dritten Stuhl an unseren Tisch stellte. Nach Wochen kulinarischer Entbehrungen und der Einnahme von Laghman (Nudelsuppe), Plov (gebratener Reis) und Manty (mit Fleisch gefüllte Knödel) bestellten wir Hamburger. Schon beim Gedanken daran lief uns das Wasser im Mund zusammen. Umso größer war unsere Enttäuschung als unsere Teller ankamen, auf denen je zwei Frikadellen, Reis, Kartoffelpüree und ein Salatblatt lagen. Schmunzelnd über unsere eigene Naivität verbrachten wir einen netten Abend mit Christian. Und zu unser aller Überraschung bekamen wir ein Dessert auf’s Haus – wahrscheinlich wurde dem Personal bewusst, dass sie sich nicht wirklich korrekt verhalten hatten.

Eindrücke von Kiva:

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Winter is approaching
Der Winter ist im Anmarsch

Johan sucht nach dem richtigen Outfit 🙂

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Das wunderschöne unfertige Minarett, das eigentlich das höchste der Welt werden sollte, damit der Sultan Bukara sehen kann

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Am nächsten Morgen schlenderten wir noch ein wenig durch die Stadt und ärgerten uns ein weiteres Mal über die nicht vorhandene Service-Kultur. Wir gingen in ein Cafe und die erste Frage, die uns entgegensprang war: “Gehören Sie zu einer Gruppe?”. Unsere übliche Antwort “Ja, unsere Gruppe besteht aus genau zwei Personen und selbst diese Gruppe ist manchmal zu groß,” fand der Kellner nicht wirklich lustig. Ganz im Gegenteil: Die Enttäuschung stand ihm ins Gesicht geschrieben. Wir durften uns an einen Tisch setzen, wurden aber nicht bedient, obwohl wir mehrfach versuchten, Kaffee zu bestellen. Eine Gruppe, die kurz nach uns ankam, wurde sofort bedient. Normalerweise wären wir spätestens jetzt aufgestanden und gegangen, aber da es hier die einzig funktionierende WLan-Verbindung kam, rissen wir uns zusammen und blieben, denn ich musste noch dringend ein Paar wichtige E-Mails verschicken. Den Nachmittag verbrachten wir dann wieder im Taxi auf dem langen Rückweg nach Bukara, um uns wieder zu unseren Rädern zu gesellen.

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Und wieder war es an der Zeit, ein Land zu verlassen, da unser Transitvisum für Turkmenistan ab dem 9. Oktober gültig war. Mit nur fünf Tagen Zeit, um das Land zu durchqueren wollten wir sichergehen, dass wir die Grenze so früh wie möglich passieren. Wir hatten zwei Tage Zeit, um die 100km entfernte Grenze zu erreichen und verließen Bukara am frühen Nachmittag, radelten bis 17 Uhr und zelteten unter Apfelbäumen. Leider stellten wir in dieser Nacht fest, dass unsere Matratzen leckten und gegen Mitternacht lagen wir auf dem harten Boden. Das waren keine guten Aussichten, denn wir mussten in Turkmenistan die Wüste durchqueren und würden die nächsten Tage zelten ohne die Gelegenheit zu haben, die Matratzen zu reparieren. Nach einer wirklich schlechten Nacht fuhren wir am nächsten Morgen schlecht gelaunt los. Denn zu allem Unglück kam auch noch Gegenwind dazu. Gegen Mittag wurde der Gegenwind zu einem Sandsturm, die Luft war komplett gelb und sandig, unsere Sicht sehr begrenzt und die ganze Atmosphäre irgendwie unheimlich. Wir kämpften hart gegen den Wind, um rechtzeitig an der Grenze anzukommen, obwohl wir nur eine Distanz von 60 km überwinden mussten. Zehn Minuten vor Schließung der Grenze kamen wir an, was für uns eindeutig vorteilhaft war, denn die Grenzbeamten hatten keine Lust auf Überstunden und so blieben unsere Taschen geschlossen und innerhalb von 20 Minuten waren wir offiziell aus Usbekistan ausgereist.

The Silk Road
Die Seidenstraße

Wir hatten viele schöne und wenige schlechte Erfahrungen in Usbekistan. Obwohl sich das Land langsam für den Tourismus öffnet, ist es noch immer ein streng geführter Polizeistaat. Trotzdem fühlten wir uns willkommen, sei es durch die zahlreichen Begrüßungen, wenn wir durch die Dörfer radelten, ein Lächeln mit blitzend goldenen Zähnen, die vielen Einladungen zum Tee, Kinder, die uns kreischend hinterherliefen oder -radelten, die vielen Menschen, die uns zu sich nach Hause einluden und Mahlzeiten mit uns teilten oder die uns beim Vorbeiradeln Obst oder Brot schenkten. Die Städte Samarkand, Bukara und Kiva haben uns mit ihrer sagenhaften Architektur stark beeindruckt. Wir waren positiv überrascht von den tollen Landschaften bis Samarkand, was danach kam, war dann leider eher langweilig, da die  Landschaft von Baumwollfeldern und wenig beeindruckenden Wüstenlandschaften dominiert wird. Der Staat selber verwaltet sich fast zu Tode, wir gehen davon aus, dass dies noch aus alter Sowjetzeit herrührt. Unsere Pässe waren voll mit kleinen Hotelzettelchen, die von den Hotelmanagern penibel ausgefüllt, bestempelt und unterschrieben waren. Als Johan bei einer Bank Geld abhob, musste er zahllose Papierfetzen unterschreiben, die von einem Bankangestellten zum anderen gereicht wurden, bevor er endlich seine Dollars bekam.

Die 3Ms – Medressen, Moscheen und Mausoleen

Fakten Usbekistan:

  • Die kulturelle Wiege der Region seit mehr als zwei Jahrtausenden und stolzes Zuhause eines faszinierenden Arsenals an Architektur und antiker Städte
  • Gastfreundschaft ist ein wesentliches Element des täglichen Lebens, die wir jeden Tag in den nicht vom Tourismus verwöhnten Landesteilen erleben durften
  • Das Land ist berühmt für seinen Plov (gebratener Reis), den wir fast nie bekamen, da er mindestens zwei Stunden gekocht werden muss und daher in der Regel vorbestellt wird
  • Bevölkerung: ca. 30 Millionen
  • Nachbarländer: Kasachstan (Norden), Kirgisistan und Tadschikistan (Osten) Afghanistan (Süden), Turkmenistan (Westen)
Hier muss noch was rein
Geradelte Distanz: 395 km (2,012km insgesamt)

20. – 29. September 2015 – Nachdem wir die letzten 70km einfachen Radelns in Tadschikistan hinter uns gebracht hatten, kamen wir gegen 13 Uhr an der Grenze an, wechselten Geld zu einem wirklich schlechten Kurs und bekamen drei große Stapel Banknoten oder 500.000 Sum, die in etwa 80 EUR entsprachen. Ab sofort bewahrten wir unser Geld in Plastiktüten auf, da unsere Geldbeutel die vielen Stapel Geld nicht mehr fassen konnten. Die Ausreise aus Tadschikistan war problemlos, nachdem unsere Pässe dreimal an verschiedenen Checkpoints registriert wurden. Die Einreise nach Usbekistan sollte sich allerdings etwas schwieriger gestalten. Unser gesamtes Bargeld war bereits gründlich gezählt, da wir jeden Cent deklarieren mussten. Leider war auf dem Formular nur Platz für drei verschiedene Währungen, was mich in Panik versetzte, denn ich hatte noch eine 0.20 Somoni-Münze, die in etwas 0,03 EUR wert war und Johan hatte noch Omanische Real, die wir von unseren neuen australischen Freunden erhalten hatten. Andere Touristen hatten uns nämlich erzählt, dass sie Strafe zahlen mussten für nicht deklariertes Kleingeld! Nachdem wir endlich das umständliche Formular ausgefüllt hatten, kam die eigentliche Zollinspektion: die Zollbeamten ließen uns alle Taschen öffnen und ausräumen, unsere Computer mussten gestartet werden, damit sie unsere ganzen Dateien nach Verbotenem durchsuchen konnten. Johan musste dem Beamten ein Foto einer Aluminiumfabrik geben – er war damit jetzt offizieller Spion für Usbekistan. Sogar unsere Bücher wurden durchblättert! Nach ungefähr eineinhalb Stunden waren wir durch und konnten unsere Reise auf leicht hügeligen Straßen fortsetzen. Alles was wir für den Rest des Tages sahen waren Baumwoll-, Gemüse- und Obstfelder sowie kleine Stände am Straßenrand, an denen Trauben und Äpfel verkauft wurden.

The cotton harvest has begun
Baumwollernte
More cotton harvesting...handy filling for our little self-made mascots
Auch wir ernten Baumwolle: praktische Füllung für unsere selbstgehäkelten Maskottchen
Flowers growing in unison with grapes
Blumen wachsen im Einklang mit Trauben
Talking about harvesting...this is a slightly different harvest
Und wo wir gerade vom Ernten sprechen – hier eine etwas andere Art der Ernte
En route
Unterwegs
Market en route to Samarkand
Markt auf dem Weg nach Samarkand

Usbekistan ist stark bevölkert und so gestaltete sich das Zelten für uns als schwierig. Ein bisschen fühlten wir uns wie in Indien: jedes Mal, wenn wir anhielten, wurden wir in kürzester Zeit von einer Menschenmenge umringt. Und so fragten wir oft in Dörfern, ob wir irgendwo unser Zelt im Garten aufschlagen dürfen. Ohne zu zögern wurden wir meist sofort ins Haus eingeladen, wir bekamen Tee, Brot und Süßigkeiten. Manchmal durften wir sogar unser eigenes Essen kochen, um trockenes Brot und Kekse kamen wir meist allerdings nicht herum. Geschlafen wird hier auf dem Boden, dafür werden meist gefüllte Baumwollmatten ausgelegt, die meterhoch für Besucher in jedem Wohnzimmer gestapelt sind.

Staple meal in Uzbekistan
Eine typische Mahlzeit in Usbekistan
Our first homestay - they insisted on getting our phone number even though they wouldn't speak a single word English!
Bei unserer ersten Gastfamilie: sie bestand darauf, unsere Telefonnummer zu bekommen, obwohl sie kein einziges Wort Englisch sprachen!
This lady is selling home-made cakes and Nescafe - a cyclist's heaven!
Diese junge Dame verkauft selbstgebackenen Kuchen und Nescafe – der Traum eines jeden Radfahrers!
When I came back from grocery shopping, Johan was surrounded by this crowd!
Mein Anblick, als ich vom Einkaufen zurückkam!
Our absolute favorite afternoon snack on a hot summerday
Unser absoluter Lieblingssnack am Nachmittag an einem heißen Sommertag – ich mein natürlich die Wassermelone!
Sunflower oil - the staple oil in Uzbekistan
Sonnenblumenöl – heißgeliebt in Usbekistan
Another popular means of transportation
Eine andere sehr populäre Transportart

An unserem dritten Tag durch die mittlerweile sehr bergige Landschaft kamen wir gegen 15 Uhr an einem Polizei-Checkpoint an. Der Polizist fragte nach unseren Hotelschnipseln, die wir nicht hatten und er teilte uns unmissverständlich mit, dass wir heute Nacht in einem Hotel verbringen müssten. In Usbekistan muss man sich nämlich alle drei Tage in Hotels registrieren lassen, um Schwierigkeiten und Strafen bei der Ausreise zu vermeiden. Vor diesem Checkpoint machten wir uns darum nicht wirklich Sorgen
und da dieser Tag mit starkem Gegenwind und vielen Bergen ziemlich hart war, wollten wir eigentlich irgendwo zelten oder bei einer Familie übernachten. Bis zum nächsten Hotel waren es noch 50km. Die Strecke war noch immer sehr bergig und wir wussten, dass wir das bei diesem starken Gegenwind niemals vor Einbruch der Dunkelheit schaffen würden. Also mussten wir trampen. Der erste LKW-Fahrer hielt sofort – aber er fuhr in den Iran und sein Laderaum war versiegelt – und unser Gepäck und unsere Räder konnten wir unmöglich in seiner Fahrerkabine unterbringen. Nach einer Weile hielt ein weiterer LKW und drei Männer stiegen aus. Nachdem wir mit Händen und Füßen erklärten, was wir wollten, begannen sie heftig untereinander zu diskutieren. Soweit wir verstanden kam nach 35km ein weiterer Checkpoint und einer der Fahrer wollte uns mitnehmen, der andere wollte das Risiko nicht eingehen. Denn die Usbeken dürfen Ausländer eigentlich weder zu sich nach Hause einladen noch im Auto mitnehmen. Zehn Minuten später waren unsere Räder mitsamt Gepäck im LKW und wir saßen ebenfalls im Laderaum auf einer weichen Decke und versuchten, so stabil wie möglich zu sitzen. Aufgrund der vielen Schlaglöcher und dem absolut desolaten Zustand der Straße saßen wir jedoch weniger und wurden äußerst unsanft durchgeschüttelt. Der Fahrer hatte wohl mittlerweile seine sehr sensible Fracht vergessen! Ungefähr eine Stunde später und wenige Hundert Meter vor dem nächsten Checkpoint hielt der LKW, wir luden unsere Räder und Gepäck aus, bedankten uns herzlich und radelten die restlichen 15km zum Hotel.
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Selfie in the truck
Selfie im LKW

Auf unserem Weg nach Samarkand, wo wir für einige Tage pausieren würden, mussten wir einige unerwartete Pässe überqueren, kämpften wie so oft gegen den Wind an, radelten auf unglaublich schlechten Straßen, die aussahen, als hätten Kühe Asphalt gekackt. Wir haben liebe Menschen getroffen, die uns den Alltag mit Früchten und anderen Leckereien versüßten. Und wir haben weniger nette Menschen getroffen, die uns in einem Restaurant beim Bezahlen über’s Ohr hauen wollten. Nach langen Diskussionen bezahlten wir am Ende ein Drittel weniger als ursprünglich gefordert und wir ärgerten uns noch Tage später über die Dreistigkeit, für Servietten extra Geld zu verlangen, nachdem bereits eine Servicepauschale von zehn Prozent im Preis enthalten war. Und das in einem einfachen Restaurant für Trucker am Straßenrand.

The surprisingly mountainous countryside
Die überraschend bergige Landschaft Usbekistans
Refueling before the next climb
Vor dem nächsten Anstieg noch einmal Wasser tanken

Nach fast zwei Monaten auf dem Rad durch unbeschreibliche Landschaften freuten wir uns jetzt auf die Besichtigung antiker Städte mit alter islamischer Architektur. Unser erster geplanter Halt war Shakhrisabsz, die Heimatstadt Timurs des Schrecklichen, der die Stadt im 14. Jahrhundert in ein Familienmonument verwandelte. Timur wird als der letzte nomadische Eroberer der Eurasischen Steppe angesehen. Alles, was von seinen Bauten übrig ist, ist ein gigantisches 38 Meter hohes Tor, das mit wunderschönen und nicht restaurierten filigranen Mosaiken versehen ist. Leider war der Rest der Altstadt komplett abgerissen und wir fuhren noch am selben Tag weiter nach Samarkand.

A sand storm thankfully not affecting us - the wind was this time in our back and blew us to
Ein Sandsturm, der uns nicht viel ausmachte – dieses Mal hatten wir Glück, denn der Wind blies uns nach Shakhrisabz
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Das massive Überbleibsel des Palasttores in Shakhrisabz, ich bin der kleine pinkfarbige Punkt unten recht.

Wir fuhren in die Stadt Samarkand auf einem Weg, den wahrscheinlich kein Tourist je zu sehen bekommt. Mehrfach checkte ich unsere Online-Karte, da wir eher dachten, auf dem Weg in ein Dorf zu sein als in die Stadt. Es gab kilometerlang keine befestigte Straße, es staubte, war dreckig, steinig und schlaglöchrig, ein einziges Desaster. Kleine Häuser und Läden säumten den Straßenrand und wir hatten ehrliches Mitleid mit den Menschen, die hier wohnen müssen. Erst zwei Kilometer vor dem Zentrum waren die Straßen dann asphaltiert.

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Letzter Pass vor Samarkand
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Die sich windende Passstraße
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Obststände auf dem Gipfel
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Jaws war auch da (Aus den James Bond-Filmen ‘Der Spion, der mich liebte’ und ‘Streng geheim’)
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Kurz vor Samarkand die 2.000km-Marke geknackt
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Der Vorteil, wenn man wenig Möbel hat: alles passt beim Umzug in ein Auto  🙂

Samarkand ist eine der bedeutendsten Städte der alten Seidenstraße und schon Alexander der Große, der die Stadt 329 A.D. einnahm sagte: “Alles, was ich über Marakanda gehört habe ist wahr, außer, dass es noch schöner ist, als ich mir je vorgestellt habe.” Uns hat Samarkand sehr gut gefallen obwohl wir wussten, dass die meisten Monumente zu Sowietzeiten renoviert wurden und nur wenige originale Gebäude übriggeblieben sind. Auch wenn sich manche Stadtteile mit seinen Souvenirläden, Alleen und Cafes ein bisschen wie Disneyland anfühlten, waren wir doch sehr beeindruckt von den riesigen Medressen (Koranschulen), Moscheen und Mausoleen wissend, dass sie zu den ältesten noch erhaltenen Gebäuden zählen.

Eindrücke von Samarkand:

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Mausoleen
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Mosaikkuppel eines Mausoleums
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Friedliches Straßenleben
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Der grandiose Registan-Platz mit seinen Medressen (ehemalige Koranschulen)
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In einem Polizeistaat ist die Polizei überall
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Der Registan eignet sich hervorragend als Hintergrund für Hochzeitsfotos, einige andere Paare warteten bereits auf ihren Auftritt
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Traditionelle Samtkleider am Registan
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Das Innere einer  Medressa/Moschee
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Ein friedvoller Innenhof einer Moschee/Medressa
Even the smallest space is used for souvenir shops
Der kleinste Raum wird als Souvenirladen genutzt

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A typical Uzbek cemetry
Ein typisch usbekischer Friedhof

Auf dem Markt in Samarkand, wo man alles bekommt, angefangen mit…

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…Früchten, Gemüse und Kräutern,…
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…gebratenem Fisch,…
...eggs...
…Eiern,…
...candy,...
…Süßigkeiten,…
...pickles,...
…Eingemachtem,…
...and most importantly bread.
…bis hin zum für die Usbeken so wichtigen Brot.