Fakten Usbekistan:
- Die kulturelle Wiege der Region seit mehr als zwei Jahrtausenden und stolzes Zuhause eines faszinierenden Arsenals an Architektur und antiker Städte
- Gastfreundschaft ist ein wesentliches Element des täglichen Lebens, die wir jeden Tag in den nicht vom Tourismus verwöhnten Landesteilen erleben durften
- Das Land ist berühmt für seinen Plov (gebratener Reis), den wir fast nie bekamen, da er mindestens zwei Stunden gekocht werden muss und daher in der Regel vorbestellt wird
- Bevölkerung: ca. 30 Millionen
- Nachbarländer: Kasachstan (Norden), Kirgisistan und Tadschikistan (Osten) Afghanistan (Süden), Turkmenistan (Westen)

20. – 29. September 2015 – Nachdem wir die letzten 70km einfachen Radelns in Tadschikistan hinter uns gebracht hatten, kamen wir gegen 13 Uhr an der Grenze an, wechselten Geld zu einem wirklich schlechten Kurs und bekamen drei große Stapel Banknoten oder 500.000 Sum, die in etwa 80 EUR entsprachen. Ab sofort bewahrten wir unser Geld in Plastiktüten auf, da unsere Geldbeutel die vielen Stapel Geld nicht mehr fassen konnten. Die Ausreise aus Tadschikistan war problemlos, nachdem unsere Pässe dreimal an verschiedenen Checkpoints registriert wurden. Die Einreise nach Usbekistan sollte sich allerdings etwas schwieriger gestalten. Unser gesamtes Bargeld war bereits gründlich gezählt, da wir jeden Cent deklarieren mussten. Leider war auf dem Formular nur Platz für drei verschiedene Währungen, was mich in Panik versetzte, denn ich hatte noch eine 0.20 Somoni-Münze, die in etwas 0,03 EUR wert war und Johan hatte noch Omanische Real, die wir von unseren neuen australischen Freunden erhalten hatten. Andere Touristen hatten uns nämlich erzählt, dass sie Strafe zahlen mussten für nicht deklariertes Kleingeld! Nachdem wir endlich das umständliche Formular ausgefüllt hatten, kam die eigentliche Zollinspektion: die Zollbeamten ließen uns alle Taschen öffnen und ausräumen, unsere Computer mussten gestartet werden, damit sie unsere ganzen Dateien nach Verbotenem durchsuchen konnten. Johan musste dem Beamten ein Foto einer Aluminiumfabrik geben – er war damit jetzt offizieller Spion für Usbekistan. Sogar unsere Bücher wurden durchblättert! Nach ungefähr eineinhalb Stunden waren wir durch und konnten unsere Reise auf leicht hügeligen Straßen fortsetzen. Alles was wir für den Rest des Tages sahen waren Baumwoll-, Gemüse- und Obstfelder sowie kleine Stände am Straßenrand, an denen Trauben und Äpfel verkauft wurden.






Usbekistan ist stark bevölkert und so gestaltete sich das Zelten für uns als schwierig. Ein bisschen fühlten wir uns wie in Indien: jedes Mal, wenn wir anhielten, wurden wir in kürzester Zeit von einer Menschenmenge umringt. Und so fragten wir oft in Dörfern, ob wir irgendwo unser Zelt im Garten aufschlagen dürfen. Ohne zu zögern wurden wir meist sofort ins Haus eingeladen, wir bekamen Tee, Brot und Süßigkeiten. Manchmal durften wir sogar unser eigenes Essen kochen, um trockenes Brot und Kekse kamen wir meist allerdings nicht herum. Geschlafen wird hier auf dem Boden, dafür werden meist gefüllte Baumwollmatten ausgelegt, die meterhoch für Besucher in jedem Wohnzimmer gestapelt sind.







An unserem dritten Tag durch die mittlerweile sehr bergige Landschaft kamen wir gegen 15 Uhr an einem Polizei-Checkpoint an. Der Polizist fragte nach unseren Hotelschnipseln, die wir nicht hatten und er teilte uns unmissverständlich mit, dass wir heute Nacht in einem Hotel verbringen müssten. In Usbekistan muss man sich nämlich alle drei Tage in Hotels registrieren lassen, um Schwierigkeiten und Strafen bei der Ausreise zu vermeiden. Vor diesem Checkpoint machten wir uns darum nicht wirklich Sorgen
und da dieser Tag mit starkem Gegenwind und vielen Bergen ziemlich hart war, wollten wir eigentlich irgendwo zelten oder bei einer Familie übernachten. Bis zum nächsten Hotel waren es noch 50km. Die Strecke war noch immer sehr bergig und wir wussten, dass wir das bei diesem starken Gegenwind niemals vor Einbruch der Dunkelheit schaffen würden. Also mussten wir trampen. Der erste LKW-Fahrer hielt sofort – aber er fuhr in den Iran und sein Laderaum war versiegelt – und unser Gepäck und unsere Räder konnten wir unmöglich in seiner Fahrerkabine unterbringen. Nach einer Weile hielt ein weiterer LKW und drei Männer stiegen aus. Nachdem wir mit Händen und Füßen erklärten, was wir wollten, begannen sie heftig untereinander zu diskutieren. Soweit wir verstanden kam nach 35km ein weiterer Checkpoint und einer der Fahrer wollte uns mitnehmen, der andere wollte das Risiko nicht eingehen. Denn die Usbeken dürfen Ausländer eigentlich weder zu sich nach Hause einladen noch im Auto mitnehmen. Zehn Minuten später waren unsere Räder mitsamt Gepäck im LKW und wir saßen ebenfalls im Laderaum auf einer weichen Decke und versuchten, so stabil wie möglich zu sitzen. Aufgrund der vielen Schlaglöcher und dem absolut desolaten Zustand der Straße saßen wir jedoch weniger und wurden äußerst unsanft durchgeschüttelt. Der Fahrer hatte wohl mittlerweile seine sehr sensible Fracht vergessen! Ungefähr eine Stunde später und wenige Hundert Meter vor dem nächsten Checkpoint hielt der LKW, wir luden unsere Räder und Gepäck aus, bedankten uns herzlich und radelten die restlichen 15km zum Hotel.

Auf unserem Weg nach Samarkand, wo wir für einige Tage pausieren würden, mussten wir einige unerwartete Pässe überqueren, kämpften wie so oft gegen den Wind an, radelten auf unglaublich schlechten Straßen, die aussahen, als hätten Kühe Asphalt gekackt. Wir haben liebe Menschen getroffen, die uns den Alltag mit Früchten und anderen Leckereien versüßten. Und wir haben weniger nette Menschen getroffen, die uns in einem Restaurant beim Bezahlen über’s Ohr hauen wollten. Nach langen Diskussionen bezahlten wir am Ende ein Drittel weniger als ursprünglich gefordert und wir ärgerten uns noch Tage später über die Dreistigkeit, für Servietten extra Geld zu verlangen, nachdem bereits eine Servicepauschale von zehn Prozent im Preis enthalten war. Und das in einem einfachen Restaurant für Trucker am Straßenrand.


Nach fast zwei Monaten auf dem Rad durch unbeschreibliche Landschaften freuten wir uns jetzt auf die Besichtigung antiker Städte mit alter islamischer Architektur. Unser erster geplanter Halt war Shakhrisabsz, die Heimatstadt Timurs des Schrecklichen, der die Stadt im 14. Jahrhundert in ein Familienmonument verwandelte. Timur wird als der letzte nomadische Eroberer der Eurasischen Steppe angesehen. Alles, was von seinen Bauten übrig ist, ist ein gigantisches 38 Meter hohes Tor, das mit wunderschönen und nicht restaurierten filigranen Mosaiken versehen ist. Leider war der Rest der Altstadt komplett abgerissen und wir fuhren noch am selben Tag weiter nach Samarkand.


Wir fuhren in die Stadt Samarkand auf einem Weg, den wahrscheinlich kein Tourist je zu sehen bekommt. Mehrfach checkte ich unsere Online-Karte, da wir eher dachten, auf dem Weg in ein Dorf zu sein als in die Stadt. Es gab kilometerlang keine befestigte Straße, es staubte, war dreckig, steinig und schlaglöchrig, ein einziges Desaster. Kleine Häuser und Läden säumten den Straßenrand und wir hatten ehrliches Mitleid mit den Menschen, die hier wohnen müssen. Erst zwei Kilometer vor dem Zentrum waren die Straßen dann asphaltiert.






Samarkand ist eine der bedeutendsten Städte der alten Seidenstraße und schon Alexander der Große, der die Stadt 329 A.D. einnahm sagte: “Alles, was ich über Marakanda gehört habe ist wahr, außer, dass es noch schöner ist, als ich mir je vorgestellt habe.” Uns hat Samarkand sehr gut gefallen obwohl wir wussten, dass die meisten Monumente zu Sowietzeiten renoviert wurden und nur wenige originale Gebäude übriggeblieben sind. Auch wenn sich manche Stadtteile mit seinen Souvenirläden, Alleen und Cafes ein bisschen wie Disneyland anfühlten, waren wir doch sehr beeindruckt von den riesigen Medressen (Koranschulen), Moscheen und Mausoleen wissend, dass sie zu den ältesten noch erhaltenen Gebäuden zählen.
Eindrücke von Samarkand:











Auf dem Markt in Samarkand, wo man alles bekommt, angefangen mit…





