23. August – 8. September 2015 – Der Pamir Highway ist eines der Highlights unserer Reise, daher berichten wir über die wichtigsten Geschehnisse in insgesamt vier Teilen anhand unserer täglichen Tagebucheinträge.

Tag 1: Osh – Gulcha: 85km, 1.436 Höhenmeter
Wir zweifeln noch, ob wir losfahren sollen, da starker Regen vorhergesagt ist. Da es früh morgens nur stark bewölkt ist, fahren wir trotzdem los, da unser Tadschikistan-Visum bereits vor Tagen angelaufen ist. Gute Entscheidung, denn es regnet den ganzen Tag überhaupt nicht. Wir fahren heute nur bergauf, durch trostlose Landschaften und kleine, heruntergekommene Dörfer. Wir bezwingen einen Pass von 2.389m und haben leichten Rückenwind. Unterwegs bekommen wir Äpfel und Karotten geschenkt und treffen ein irisch/amerikanisches Radlerpaar. Glücklicherweise gibt es in Gulcha ein Guesthouse, so müssen wir nicht selber kochen, da wir nach einem langen Tag doch sehr müde sind.

Tag 2: Gulcha – Ak Bosoga: 77km, 1.369 Höhenmeter
Es geht früh los an einem wunderschönen Morgen mit strahlend blauem Himmel und ohne Wind. Wir strampeln durch das hügelige Gulcha-Tal und sind von hohen Bergen links und rechts umgeben. Das Tal wird mal enger, mal breiter und macht immer wieder Platz für ein kleines Dorf. Später erinnert uns die Landschaft an die Wüsten von Kalifornien. Und plötzlich kommt Wind auf – Gegenwind, denn mehr als einen Tag Rückenwind ist uns nicht vergönnt. Am Ende des Nachmittags fragen wir in einem Dorf nach Übernachtungsmöglichkeiten und werden direkt eingeladen. Wir bekommen Chai, Kekse, frische Wassermelone und Suppe und sogar ein eigenes Zimmer zum Schlafen. Das nennen wir mal Gastfreundschaft!





Tag 3: Ak Bosoga – Sary Tash: 30km, 922 Höhenmeter
Auch heute starten wir früh und mit schweren Beinen machen wir uns an den nächsten Pass, wieder gegen den Wind. Die Steigungen sind schwer, meist so um die 8%. Nach vier Stunden erreichen wir den Gipfel auf 3.615m, vom Wind und den Kindern, die alles anfassen, genervt. Zum ersten Mal sehen wir den schneebedeckten Berg Peak Lenin, den zweithöchsten Berg Kirgisistans mit einer Höhe von 7.134m. Später in Sary Tash haben wir eine fantastische Aussicht auf die gesamte Bergkette. Endlich geht es bergab, aber nur für drei Kilometer, dann steigt die Straße wieder für die nächsten zwei Kilometer auf den zweiten Gipfel auf 3.550m. Das ist wie ein Schlag ins Gesicht! Trotzdem kommen wir früh an und können in unserem Guesthouse zu Mittag essen. Danach kaufen wir alles Nötige ein in einem der zwei Läden, der gleichzeitig lokale Bar, Wechselstube und Mobilfunkanbieter ist. Wir haben Glück, denn der Besitzer ist gerade beim Einkaufen in Osch und jedes Mal, wenn wir nach etwas fragen, ruft die Dame hinter dem Tresen ihren Mann an und brüllt unsere Bestellung ins Telefon. Am nächsten Morgen können wir alles um 7 Uhr abholen.




Tag 4: Sary Tash
Wir legen einen Ruhetag auf 3.200m Höhe ein, da wir keine Lust haben, gegen den gerade tobenden Sturm und Regen anzukämpfen. Ich bin ganz froh darum, da wir somit etwas mehr Zeit haben, uns an die Höhe zu gewöhnen. Die nächsten Tage werden wir über 4.000m verbringen.


Tag 5: Sary Tash – Karakul: 101km, 1.497 Höhenmeter
Ein herrlicher Tag, strahlend blauer Himmel und ausgeruhte Beine – ideal, um gleich zwei Pässe an einem Tag zu überradeln. 20 Kilometer radeln wir mit Aussicht auf eine atemberaubende Bergkette, zur Rechten liegt Peak Lenin. Um 10.30 Uhr passieren wir problemlos die erste Grenze und kurz danach beginnt der erste Pass durch 20 Kilometer Niemandsland. Wir sind umringt von majestätischen roten Bergen und von Murmeltieren. Adler kreisen in der Luft. Ansonsten ist es nur still. Kurz vor der tadschikischen Grenze treffen wir einen australischen Motorradfahrer, der uns vor Problemen an der Grenze warnt. Zwei französische Touristen würden gerade festgehalten – sie erhalten ihre Pässe nicht zurück – weil sie sich weigerten, eine Desinfektionsgebühr von 10 USD – die natürlich Schwachsinn ist – zu bezahlen. Am geschlossenen Grenztor angekommen, schlendert ein Soldat langsam auf uns zu, fragt nach Zigaretten und da wir keine haben läuft er genauso langsam wieder zurück. Fünf Minuten später kommt er wieder zurück, öffnet das Tor, führt uns zu den Zollbeamten in einem Seecontainer auf ca. 4.100m Höhe, nimmt unsere Pässe in Empfang und bittet uns, zu warten. Weitere fünf Minuten später bekommen wir unsere abgestempelten Pässe zurück und werden damit offiziell in Tadschikistan willkommen geheißen. Langsam fahren wir durch ein weiteres Tor – immer Ausschau haltend nach den Desinfektionsmännern – aber nichts passiert. Hatten wir doch wieder einmal Glück gehabt! Jetzt geht es erst einmal bergab. Kurz vor der Grenze hatten wir unseren neunten und letzten Pass in Kirgisistan mit einer Höhe von 4.336m überquert und jetzt radeln wir durch eine mondartige Landschaft mit kargen Bergen um uns herum, einem fast ausgetrockneten Flussbett und Staubstürmen, die eher heißen Thermen ähneln. Und wir haben noch mehr Glück: wir fliegen fast, da wir starken Rückenwind haben, das vereinfacht uns die Überquerung des zweiten Passes enorm. Gegen 18 Uhr erreichen wir Gipfel und von nun an geht es die letzten 30km nur noch nach unten. Allerdings macht uns der Wind einen Strich durch die Rechnung – die letzten 10km müssen wir gegen starken Gegenwind radeln. Kurz vor Einbruch der Dunkelheit erreichen wir unser Ziel – müde, aber stolz auf die heute erreichte Tagesetappe, vor allem, weil wir am nächsten Tag erfahren, dass wir zwei Schotten auf ihren Leichträdern überholt haben.














