
20. – 31. Dezember 2015 – Oman hat uns von Anfang an super gefallen. Das Wetter war ideal, die Menschen gastfreundlich und das Radfahren hat meist auch Spaß gemacht. Am ersten Tag im Oman mussten wir in einem kleinen Dorf halten, da Johan einen Platten hatte. Im Schatten einer Moschee füllten wir gleichzeitig unsere Wasserflaschen auf und waren binnen kürzester Zeit von Omanis umzingelt, die uns einluden, im Dorf zu bleiben. Wir wollten allerdings lieber weiterradeln und lehnten dankend ab. Noch radelten wir auf einer recht ruhigen Straße durch karge Berglandschaft und am frühen Nachmittag kamen wir in Sohar an. Wie immer fuhren wir zuerst zu einem Luxushotel, da wir WLan brauchten und wie immer fragten wir, ob wir irgendwo im Garten zelten dürften. WLan war kein Problem und zum Zelten empfahlen sie uns den Park nebenan, in dem es auch Duschen und Toiletten gab. Was braucht der Mensch mehr? Natürlich eine SIM-Karte. Und die bekamen wir ein Paar Stunden später von Salim, einem Omani, der uns im Park ansprach, als wir unser Zelt aufstellten und der uns unbedingt helfen wollte. Da er in der Nähe von Muskat wohnte und auch woanders Familie hatte, tauschten wir unsere Telefonnummern aus, denn er wollte uns unbedingt zu sich nach Hause einladen.



Wir radelten nun entlang der Küste in Richtung Süden und durch kleine Fischerdörfer, immer auf der Suche nach einem schönen Zeltplatz am Strand, um dort ein Paar Tage zu bleiben. Ein schwieriges Unterfangen, da wir weder in ein Hotel noch irgendwo zelten wollten, wo es kein Süßwasser gab, denn tagelang ohne Waschen ist uns bei diesem Wetter dann doch ein bisschen zu arg. Das Radeln lief zur Abwechslung fast wie im Schlaf, da wir mit dem Wind auf einer ruhigen Straße entlang endloser Strände fuhren. Die Dörfer waren allerdings etwas seltsam. Viele alte Häuser lagen in Schutt und Asche, Fischer gingen weiterhin ihrem Geschäft nach und vereinzelt gab es sogar noch kleine Läden aber die ganze Atmosphäre war merkwürdig. Später erfuhren wir, dass die Regierung plant, einen Küsten-Highway zu bauen und deshalb die Menschen teilweise bereits umgesiedelt wurden.









Nach ein Paar Tagen an der Küste erreichten wir das Millennium Beach Resort, ein 4-Sterne-Hotel am Strand. Wir brauchten mal wieder eine funktionierende WLan-Verbindung und waren noch immer auf der Suche nach unserem Strandurlaub und so fragte Johan, ob wir irgendwo auf dem Gelände zelten könnten. Wir durften und wurde ans andere Ende des Hotels geschickt, wo sich auch die Segelschule befand. Auf einem saftig-grünen Stück Gras stellten wir freudig unser Zelt auf und gingen erst einmal im Pool schwimmen. Leider kam uns nicht in den Sinn, dass Rasen, der in einer so trockenen Gegend so grün ist, auch regelmäßig bewässert werden muss und wachten morgens um 2 Uhr mit Schrecken auf, da plötzlich die Sprinkleranlage losging. Zum Glück hatten wir unser Zelt nicht auf einem dieser Sprüher aufgestellt, aber trotzdem wurde unser Zelt ziemlich nass. Trotz ‘Regen’ wollten wir noch ein Paar Tage im Hotel bleiben, da Weihnachten vor der Tür stand und wir durften die folgenden Nächte in den Umkleidekabinen der Segelschule verbringen. Noch zwei Tage genossen wir den Luxus eines 4-Sterne-Hotels mit WLan, Swimming Pool, Strand, Handtüchern und täglicher Dusche ohne dafür bezahlen zu müssen und gönnten uns zu Weihnachten ein leckeres Essen und Drinks.



Nach drei Tagen fuhren wir dann weiter in Richtung Berge, wo uns Salim in Al Rustaq erwartete, einer kleinen Stadt am Rande der Berge mit heißen Quellen und einer alten Burg. Auf dem Weg dorthin trafen wir Derek, einen englischen Archäologen und Professor an der Universität in Muskat. Er lud uns ein, bei ihm zu übernachten. Er hatte in Al Rustaq ein Haus gemietet, in dem er mit elf Studenten vorübergehend wohnte, da sie in der Batinah Region nach Beweisen suchten, dass es hier vor Tausenden von Jahren bereits Siedlungen gab. Zuerst mussten wir uns aber bei Salim melden, der uns ja auch eingeladen hatte. Da er jedoch leider nach Muskat zurück musste, war er ein bisschen enttäuscht, dass wir nicht wir ursprünglich geplant bereits am Vortag angekommen sind. Trotzdem zeigte er uns noch sein Städtchen und wiederholte seine Einladung für Muskat. Und da waren wir froh, dass wir bei Derek bleiben konnten. Wir kamen zur rechten Zeit an, denn er hatte für diesen Abend eine Präsentation für seine Studenten vorbereitet, um sie über die Batinah-Region aufzuklären – eine ehemals fruchtbare Region aufgrund eines antiken Systems von Wasserkanälen, die Falaj genannt werden. Heute gibt es in dieser Küstenregion kaum Vegetation mehr, da aufgrund des zu starken Verbrauchs von Süßwasser aus den Bergen der Salzgehalt zu groß geworden ist.







Nach einem leckeren und lehrreichen Frühstück mit Derek machten wir uns wieder auf die Reise entlang der schokoladenbraunen Berge und zurück an die Küste. Auf dem Weg lag noch eine andere Burg, die wir uns anschauen wollten und so zelteten wir an einer warmen Quelle. Wir dachten, das sei eine tolle Idee, da wir im 40 Grad warmen Fluss baden konnten. Schilder wiesen allerdings darauf hin, dass man keine Seife benutzen solle, was die vielen Inder, Pakistanis und später auch Omanis, die sich hier wuschen, nicht wirklich interessierte. Leider war es Wochenende und unser Zeltplatz ein erdenklich schlechter. Bis früh morgens um 2 Uhr kamen Menschen, um zu baden und zu feiern. Auf dem großen Parkplatz vor den Quellen drehten sie mit ihren Autos Kreise, ein ziemlich lautes, dämliches und gefährliches Hobby oder sie fuhren damit durch den Fluss. Müde zogen wir am nächsten Morgen weiter, um uns die Burg anzuschauen und auf einer sehr gefährlichen Straße ohne Seitenstreifen weiterzufahren.





Zurück an der Küste meldeten wir uns wieder bei Salim. Mittlerweile war er nicht mehr in Muskat sonder in Sohar bei der Arbeit und so bat er seinen Bruder Faris, sich um uns zu kümmern. Die Familie lebt auf einer kleinen Farm mit verschiedenen Häusern und eines davon bekamen wir. Wir durften bleiben, solange wir wollten. Am selben Abend fuhren wir ans Meer zum Abendessen und begingen einen kapitalen Fehler: Als Faris kurz auf Toilette war bezahlten wir die Rechnung, worüber er extrem sauer reagierte. Wir hatten es nur gut gemeint, da wir ja immerhin ein Paar Tage in seinem Haus übernachteten, aber die omanische Gastfreundschaft verlangt, dass sich der Gastgeber um alles kümmert. Wir blieben zwei weitere Nächte, lernten auch die Frauen der Familie kennen sowie weitere Brüder und Schwestern von Faris und Salim, verbrachten einen Tag am Strand und fuhren an Silvester nach Muskat, ohne Salim wiedergesehen zu haben.






Heute habe ich mir euren Blog wieder aktiv geschaltet und mit Freude gelesen.
Ist der Oman nicht ein wundervolles Land. Oh ich könnte direkt mitradeln. Geniesst es in vollen Zügen für uns mit. Liebe Grüsse und toi, toi für die Reise. Annette
P.S. Der Blick auf die Landebahn in Ffm lässt das Fernweh auch noch steigen.
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