
31. Dezember 2015 – 18. Januar 2016 – Muskat ist eine weit verstreute Stadt, die sich über ein sehr bergiges Gebiet ausdehnt und mit riesigen Autobahnen miteinander verbunden ist. Verzweifelt haben wir nach einem einfachen Weg in die Altstadt gesucht, hatten wir noch immer die Erinnerungen von Dubai im Kopf, kamen aber an den Autobahnen nicht vorbei. Am alten Hafen mieteten wir uns ein billiges Zimmer, das normalerweise nur an Arbeiter vermietet wird und gönnten uns einen Silvester-Drink in einem Hotel mit Blick über den bunt beleuchteten alten Hafen. Moslems feiern den Jahreswechsel erst irgendwann im Februar und da wir wie üblich nicht in einem schicken Hotel untergekommen waren, gab es auch keine besonderen Feierlichkeiten. Es war ein Tag wie jeder andere.





Weiter ging es die nächsten Tage auf dem malerischen Küstenweg. Kurz nach Muskat musste wir extrem steile Berge hoch und runter fahren und kamen daher nur sehr langsam voran. Wir waren auf dem Weg in das kleine Fischerdorf Yiti, da wir dort einen Tag am Strand verbringen wollten. Dort angekommen, gefiel es uns doch nicht so und wir fuhren am nächsten Tag weiter. Auf der Suche nach dem kürzesten Weg zurück zum Highway radelten wir durch einen wunderschön einsamen Wadi, meist auf einer unbefestigten Straße und immer wieder steil nach oben. Wir genossen fantastische Aussichten und obwohl wir uns fast wie am Ende der Welt vorkamen, tauchte nach einer Kurve immer wieder ein kleines Dorf auf. Wir konnten uns sogar bei einer Moschee mit kaltem Wasser erfrischen. Nur wenige Autos fuhren an uns vorbei und am frühen Nachmittag waren wir wieder auf der Hauptstraße.




Wadi Lahloo:
Wir waren jetzt auf dem Weg zu den Stränden, wo Schildkröten ihre Eier legen. Auf dem Weg kamen wir an einer faszinierenden Senkgrube vorbei, in der man auch baden kann und zwei weitere, dieses Mal ganz andere Wadis. Wir fuhren mit den Rädern im Wadi Tiwi und waren plötzlich von Palmen und grüner Landschaft umgeben, ganz ungewohnt für unseren Augen, die mehr an die vielen Erdtöne gewohnt waren. Dieser Wadi führte auch Wasser und kurz vor Ende der Straße kreuzte das Wasser die Straße. Da ich bereits zahlreiche Flüsse überquert hatte, machte ich mir keine großen Gedanken und fuhr langsam weiter, verlor aber sofort die Kontrolle über das Rad und fiel. Die Straße war moosbewachsen und eisglatt. Ich konnte noch nicht einmal alleine mein Fahrrad wieder aufrichten, so glatt war die Straße. Johan hatte das alles nicht mitbekommen, da er am Fotografieren war. Alles was er zu sehen bekam, war mich im Wasser sitzend. Außer einer leicht schmerzenden Schulter sind sowohl ich als auch das Fahrrad mit dem Schrecken davongekommen.





Sur:

Mittlerweile waren wir in Ras al Hadd und an den Stränden, an denen die bedrohten grünen Schildkröten ihre Eier legen. Sie werden im Deutschen auch Suppenschildkröten genannt, womit klar wird, warum sie bedroht sind. Hauptsaison ist eigentlich erst im März, wenn Hunderte von Schildkröten nachts am Strand beobachtet werden können. Uns wurde aber versichert, dass sie das ganze Jahr über Eier legen. Und wir haben tatsächlich zwei gesehen! Wir hatten unser Zelt am Strand aufgestellt und gegen 21:30 Uhr holte uns ein Guide ab, um mit uns die Strände abzufahren. Am vierten Strand hatten wir dann gegen 23:30 Uhr Glück: zwei grüne Schildkröten waren dabei, ihr Loch zu graben, um darin ihre Eier zu legen. Wir beobachten eine davon mit großem Abstand, um sie nicht zu stören. Erst als sie wirklich Eier legte, durften wir den Prozess aus der Nähe betrachten. Das Loch war ungefähr einen Meter tief und nur ca. 15cm breit. Die Eier sind rund und sehen wie Tischtennisbälle aus, mit einer weichen und zugleich sehr robusten Schale. Als sie fertig war, schüttete sie das Loch mit ihren Hinterflossen zu und lief langsam und erschöpft in Richtung Meer. Dabei verlor sie noch vier Eier, die wir dann bei den anderen Eiern vergruben. Wir hatten ein ziemlich schlechtes Gewissen, da wir dachten, die Schildkröte beim Eierlegen gestört zu haben, erfuhren aber später, dass die Tiere beim Eierlegen nichts mehr um sich herum mitbekommen und waren wieder beruhigt.

Ein Tag am Strand:








Bei einer traditionellen Zeremonie in Ras al Hadd:
Was uns sehr gestört hat, war der ganze Plastikmüll an den Stränden. Einkaufstaschen gibt es zwar, die werden aber nicht genutzt und im Supermarkt wird alles in Hunderte von Plastiktüten verpackt. Ich musste oft hart darum kämpfen, gebrauchte Plastiktüten verwenden zu dürfen oder eben gar keine, weil ich alles direkt in meine Radtaschen packte. Meist erntete ich ungläubiges Kopfschütteln oder wurde ausgelacht. Und wenn ich dann erklärte, warum ich das machte, schaute ich meist in noch ungläubigere Gesichter. Omanis lieben ihre Strände und ab dem späten Nachmittag fahren alle an den Strand, natürlich mit dem Auto und natürlich so dicht ans Wasser wie nur möglich, oft kommen sie noch nicht einmal aus dem Auto raus. Es wird dann oft gepicknickt und Essensreste und Plastiktüten bleiben dann einfach liegen oder werden aus dem Auto rausgeworfen, die Wenigsten räumen ihren Müll weg, obwohl an öffentlichen Stränden immer ausreichend Mülleimer – oft in Containergröße – rumstehen. Am nächsten Morgen kommt ja der Inder, Bangladeshi oder Pakistani, die den Strand wieder aufräumen, zumindest an den offiziell gekennzeichneten Stränden. An allen anderen landet alles irgendwann im Meer.
Nach ein Paar Tagen am Strand war es wieder Zeit für ein bisschen Bewegung und wir radelten in Richtung Al Hajar Berge, den höchsten Bergen der östlichen arabischen Halbinsel. Es ging vorbei an den Wahiba Sands mit seinen berühmten und wunderschönen Sanddünen. Eine Nacht stellten wir unser Zelt vor einem Wüstencamp auf, da das Camp selbst für uns viel zu teuer war. Und es ist ja auch ziemlicher Schwachsinn, für ein Zelt zu bezahlen, während wir ein eigenes dabei haben. Oman ist perfekt zum Zelten – es ist eines der sichersten Länder der Welt, Zeltplätze wie Parks mit Toiletten und oft sogar Duschen oder eben in der Natur gibt es ausreichend und das Wetter ist mit wenig Niederschlag hervorragend. Hotels sind sehr teuer, Hostels oder Gasthäuser gibt es nicht, der Oman-Tourismus ist auf den betuchten Touristen ausgerichtet. Aus diesem Grund haben wir während unserer Zeit im Oman fast ausschließlich gezeltet und die wenigen Hotelaufenthalte waren dann eine willkommene Belohnung. Am Ende des Tage hielten wir dann immer an einer Moschee, um unsere Trinkwasserflaschen mit Trinkwasser und unsere Waschwasserflaschen mit warmem Waschwasser aufzufüllen und suchten uns dann einen schönen Platz für unser Zelt. Am nächsten Morgen hielten wir wieder an einer Moschee, dieses Mal, um unsere Trinkwasserflaschen wieder aufzufüllen und unsere Klamotten zu waschen.










Al Kamil Schloss:
Mittlerweile hatten wir es ein wenig eilig, da wir den Freitagsviehmarkt in Nizwa besuchen wollten. Die letzten 30km nach Nizwa waren wieder besonders gefährlich, da wir auf einer engen Straße mit viel Verkehr und ohne Seitenstreifen radeln mussten und das, obwohl wir dachten, wir hätten uns eine ruhige Nebenstraße ausgesucht. In Nizwa heil angekommen, durften wir in einem Apartment-Hotel zum Preis übernachten, den wir bezahlen wollten und konnten. Wir bekamen ein riesiges Apartment mit zwei Schlafzimmern, zwei Bädern, einer Küche und einem Wohn-/Esszimmer. Der einzige Nachteil, der sich später als Vorteil entpuppte, war, dass dieses Hotel an der gefährlichen Straße lag und wir täglich ca. 5km darauf in die Stadt hätten radeln müssen. Wir entschieden uns aber, zu trampen und durften am Markttag frühmorgens mit einem australischen Touristen im Auto in die Stadt fahren. Der Viehmarkt war sensationell. Stundenlang beobachteten wir die Verkäufer, die mit ihren potenziellen Käufern verhandelten und oft auch sehr verärgert wieder abzogen, weil der gebotene Preis wahrscheinlich viel zu niedrig war. Ziegen, Schafe und Kühe liefen mit ihren Besitzern zur Begutachtung im Kreis, einige der Tiere machten das augenscheinlich nicht zum ersten Mal, andere zogen ihre Besitzer mehr durch die erschreckte Menge als andersherum. Später spazierten wir noch durch den Souk und trampten wieder nach Hause. Innerhalb von fünf Minuten hielt Wilhelm aus Namibia, der uns kurzerhand zu sich zum Grillen einlud. Wir hatten einen wunderschönen Abend mit einigen seiner Freunde, tranken Wein und Bier und genossen das leckere Essen.


Die Altstadt von Nizwa:
Auf dem Viehmarkt und im Souk:
Wir blieben noch ein Paar Tage in Nizwa, schauten uns die schöne Burg an und genossen den Luxus unseres Apartments, bevor wir tiefer in die Berge fuhren.