Der berühmt-berüchtigte Pamir Highway – Teil 3

3. August – 8. September 2015 – Der Pamir Highway ist eines der Highlights unserer Reise, daher berichten wir über die wichtigsten Geschehnisse in insgesamt vier Teilen anhand unserer täglichen Tagebucheinträge.

253km, 2.493 Höhenmeter (1.558km und 18.991 Höhenmeter insgesamt)
253km, 2.493 Höhenmeter (1.558km und 18.991 Höhenmeter insgesamt)

Tag 10: Murghab – Alichor: 107km, 841 Höhenmeter
Früher Start und super Wetter: kein Wind und wieder einmal strahlend blauer Himmel. Kurz nach Murghab passieren wir unseren ersten Militär-Checkpoint, da wir jetzt durch die Autonome Gorno-Badakhshan Region radeln, wofür eine Sondergenehmigung notwendig ist. Unser Pässe werden gründlich überprüft, die Daten in ein großes Buch übertragen und zehn Minuten später dürfen wir weiterziehen. Gleich fahren wir auch unseren ersten Pass hoch, was allerdings lächerlich einfach ist, da wir nur von 3.500m auf 3.600m steigen. Danach geht es hügelig weiter durch ein Tal. Immer wieder fahren wir durch kleine Schluchten und um uns herum sehen wir nur rote Berge. Vegetation ist wie seit Tagen kaum vorhanden, außer ein Paar Disteln, Sukkulenten und Gräsern wächst hier nichts. Nach dem zweiten Pass auf 4.100m über dem Meeresspiegel kommen wir uns ein bisschen vor wie im Film “Und täglich grüßt das Murmeltier”, da sich die langweilige Landschaft Kilometer um Kilometer wiederholt: erst geht es nach oben, dann kommt eine Linkskurve, dann wieder nach unten, eine Rechtskurve und das Spiel beginnt von vorne. Gegen 15 Uhr beginnt der Wind wieder sein Spiel gegen uns, trotzdem kommen wir gut voran und schaffen es sogar bis zum nächsten Homestay, wo wir ein Zimmer bekommen, in dem wir essen, uns waschen und schlafen. Zum Waschen bekommen wir zwei Eimer, von denen einer mit warmem Wasser gefüllt ist. Unser Zimmer ist übrigens auch Handy-Ladestelle. Während Johan gerade nackt in einem Eimer steht, um sich zu waschen, versucht ein nach dem anderen Bewohner des Hauses, den Ladestatus des Telefons zu überprüfen. Geklopft wird natürlich nicht, jeder stürmt einfach so ins Zimmer. Um weitere Peinlichkeiten zu vermeiden, bewachen wir nun abwechseln die Tür, bis wir beide gewaschen sind. Das Checken der Telefone geht übrigens die ganze Nacht weiter. Diesen Abend haben wir viel Spaß und viele neue Ideen für unser eigenes B&B gesammelt, wenn wir wieder zurück sind.

Leaving Murghab
Kurz hinter Murghab
Right before the first pass at 3,600m
Vor unserem ersten 3.600m-Pass

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Another break with instant noodles and cookies for lunch
Mittagspause mit Tütensuppe und Keksen
Two very funny and inspiring guys from England and Poland
Zwei sehr lustige und inspirierende Jungs aus England und Holland
'Fantastic' roads - at least hazards are marked
‘Fantastische’ Straßenzustände – zumindest sind die größten Löcher markiert

Tag 11: Alichor – Kharghush Pass: 62 km, 773 Höhenmeter
Nach 25km verlassen wir die asphaltierte Straße und den Pamir Highway, um durch das Wakhan-Tal entlang der afghanischen Grenze und des Flusses Pamir zu radeln. Andere Radler meinten, wir bräuchten uns um die Taliban keine Sorgen zu machen, da sie nicht schwimmen könnten. Also machen wir uns auch keine Sorgen! Die Tour beginnt auf einer recht schlechten und sandigen Straße, über Felsen, hoch und runter und wieder hoch, an Salzseen vorbei bis wir schließlich den Pass erreichen. Wir haben extremen Gegenwind, die Straße ist extrem steil und so schieben wir unsere Räder öfter als uns lieb ist. Nach dem Gipfel sind Wetter und Straßen nicht viel besser, aber zumindest geht es abwärts und so radeln wir weiter, da wir so niedrig wie möglich unser Zelt aufschlagen möchten. Wir kommen an einem weiteren Checkpoint vorbei, wo bewaffnete Soldaten dieses Mal nach Zigaretten und Kopfhörern fragen, und schlagen später unser Zelt mit Blick auf Afghanistan und den Fluss Pamir auf. Die Verkehrslage ist heute sehr entspannt: wir treffen fünf französische Radler und drei Autos fahren an uns vorbei.

One of the many salt lakes that follow
Einer der vielen Salzseen
The beginning of the end of asphalt
Der Anfang vom Ende des Asphalts
Struggling through sand
Wir kämpfen uns durch Sand
Another loner in the vastness of this beautiful scenery
Noch ein Einzelkämpfer in den Weiten Tadschikistans
At the top of the second pass - the snow-capped mountain belongs to the Afghan Hindukush
Auf dem zweiten Gipfel – die schneebedeckten Berge gehören zum Hindukusch in Afghanistan
Protection from the cold wind
Komplettschutz vor dem eisigen Wind
Finally arrived after a long and tiresome day - Afghanistan in the background
Endlich angekommen nach einem langen und anstrengenden Tag – im Hintergrund Afghanistan

Tag 12: Kharghush bis Irgendwo im Nirgendwo: 22km, 152 Höhenmeter
An diesen Tag denken wir nicht gerne zurück. Wieder einmal extrem starker Gegenwind und eine zum wahnsinnig werdend schlechte Straße verhindern jegliches Vorankommen. Um 15 Uhr kracht es gewaltig: Johan möchte unbedingt noch 9km weiterradeln – obwohl wir in der letzten Stunde nur 3km geschafft haben – und ich möchte für heute stoppen, da wir die letzten Tage bis zum Limit geradelt sind. Kurz danach finden wir ein perfektes Lager versteckt unter Bäumen und neben einem Fluss. Nachts schreckt Johan auf, da er träumt, dass die Taliban versuchen, uns zu entführen und ich wache auf, da ich komische Geräusche höre. Johan behält sein Messer für den Rest der Nacht in der Hand, um uns vor dem Bösen zu beschützen. Heute treffen wir übrigens nur einen holländischen Radfahrer und zwei Autos.

Tough cycling on rough roads
Schwerer Kampf auf unmöglichen Straßen

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It's been a tough day
Was für ein Tag…
But the beauty of the natures keeps us going
…nur die Schönheit der Natur lässt uns weitermachen.

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"To my left is Afghanistan"
“Zu meiner Linken ist Afghanistan”
Our hidden camp
Unser versteckter Zeltplatz

Tag 13: Vom Irgendwo im Nirgendwo bis nach Langar: 44km, 396 Höhenmeter
Heute geht es abwärts von 3.600m auf 2.800m und trotzdem müssen wir fast 400m hochfahren! Das macht doch alles keinen Sinn! Immer wieder treffen wir Radfahrer, die uns erzählen, dass wir ab jetzt nur noch nach unten fahren und alle lügen! Wir schwören uns, den nächsten Radlern zu erzählen, dass sie bald auf Asphalt treffen und die bevorstehenden Steigungen Kinderkram seien. Ansonsten ist der Tag super, wir haben ausgeruhte Beine, den ganzen Morgen keinen Wind und spektakuläre Landschaften um uns herum. Den ganzen Tag dürfen wir – wenn es denn die Straße zulässt – auf den berüchtigten Hindukusch und den unter uns tobenden Pamir schauen. Wir finden einen Homestay mit einer perfekt Deutsch sprechenden Besitzerin. Den Abend verbringen wir mit einer Film-Crew, die eine Bergsteiger-Doku für den mdr dreht. Heute war viel los auf der Straße:  zwei französische und zwei Schweizer Radler, sieben Autos und drei LKWs mit vielen Arbeitern auf der Pritsche.

Rolling landscape with a Hindukush backdrop
Hügelige Landschaft und der Hindukusch im Hintergrund

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Roads looking scarier on the photo than in reality
Die Straße sieht gefährlicher aus als sie ist
Can you find the little cyclist?
Wer findet den kleinen Radfahrer?
The mightiness of the mountains
Die Mächtigkeit der Berge

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A few more hills and we're in Langar
Noch ein Paar Hügel weiter und dann sind wir in Langar
We finally made it!
Endlich geschafft, und ja, es gibt sie noch – die Bäume!
Our nice homestay
Unser netter Homestay

Tag 14: Langar – Ptup, 46km, 350 Höhenmeter
Wir fahren spät los, wieder mal auf schlechten Straßen. Wer auch immer uns erzählt hat, dass die Straße nach Langar besser wird, hat ebenfalls gelogen. Entweder müssen wir durch den Sand schieben, über riesige Felsbrocken hoppeln, werden auf Waschbrett durchgeschüttelt oder fahren auf 20cm tiefem Schotter. Und wenn es dann mal Asphalt gibt, schmilzt dieser, was das Fahren nicht angenehmer macht. Am Abend sind unsere Hintern wund und noch Stunden später vibrieren wir innerlich. Aber genug gemeckert! Die Landschaft hat sich stark geändert. Wir fahren nun am Fluss Panj entlang, der auch hier die Grenze zu Afghanistan markiert. Auch dieses Tal ist von Trockenheit gezeichnet und abgesehen von immer wieder auftretenden Busch-, Birken- und Weidenansammlungen bleibt die Landschaft kahl. Die Dörfer, die wir alle Paar Kilometer durchfahren, kommen uns mit ihren Baum-Alleen, Feldern und Gemüsegärten, die wir seit Osch vor zwei Wochen nicht mehr gesehen haben, wie Oasen vor. Zwischen zwei Dörfern sehen wir in der Ferne zehn bis 20 Männer am Fluss, ein Schlauchboot, das versucht, in Tadschikistan an Land zu gehen und fünf große Geländewägen, die am Straßenrand stehen. Mein erster Gedanke ist, “die angeln”, aber Johan ist schlauer: die Männer schmuggeln Drogen aus Afghanistan nach Tadschikistan. Es wird geschätzt, dass 50% der wirtschaftlichen Tätigkeit Tadschikistans im letzten Jahrzehnt auf den Drogenhandel mit Afghanistan zurückzuführen ist. Wir versuchen, hier so schnell wie möglich wegzukommen. Heute kommt uns eine Gruppe deutscher Radler, deren Gepäck im Auto reist, entgegen, sowie ein LKW und ungefähr 20 bis 30 Autos.

Another shop with extraordinary choice: 10 different types of cookies and candies, 100 packages instant noodle soup, Vodka and cigarettes
Wieder so ein Laden mit grandioser Auswahl: zehn verschiedene Arten von Keksen und Bonbons, 100 Päckchen Tütensuppen, Wodka und Zigaretten.
Field work
Feldarbeit
Cycling through another oasis
Wir radeln durch eine weitere Oase
Resting from too much field work
Pause, die Feldarbeit ist anstrengend
Another majestic mountain
Majestätische Berge

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"Sending my love to everyone out there"
“Die allerherzlichsten Grüße an alle”
Just in case you were thinking we are exaggerating about the roads...
Nur für den Fall, ihr denkt, wir übertreiben mit den Straßen…
Washing dirty laundry
Schmutzige Wäsche waschen

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And here is the evidence: smugglers!
Und hier ist der Beweis: Schmuggler!
At the end of another exhausting day we got served fried potatoes swimming in oil with old bread and cucumber salad, cookies and tea.
Am Ende eines anstrengenden Abends bekommen wir in Fett schwimmende Kartoffeln, altes Brot, Gurkensalat, Kekse und Tee.

Tag 15: Ptup – Ishkashim: 18km, 341 Höhenmeter
Noch ein Tag, den wir am Liebsten vergessen möchten. Johan hat starke Magenkrämpfe, wir fahren bei sonnigem und stürmigem Wetter trotzdem los. Natürlich fahren wir gegen den Wind, was sonst. Vier Stunden später haben wir gerade Mal 18km geschafft. Die Steigungen mussten wir meist hochschieben, gegen den Sturm war an Fahrradfahren nicht zu denken. Johan markiert sein Revier wie ich vor ein Paar Tagen und wir nehmen uns vor lauter Frust ein Taxi nach Ishkashim, da wir wissen, dass wir die Strecke per Rad unmöglich noch schaffen können.

Village life on an early Sunday morning
Dorfleben an einem frühen Sonntagmorgen
Today's vista of Afghanistan
Die heutige Aussicht auf Afghanistan
Today's state of the road
Der heutige Zustand der Straße: Kieselsteine, …
...and sand. And have a look at our flags, sigh!
…und Sand. Und wohin wehen unser Fahnen? Arghh!
No, I am not having a good time today
Nein, heute ist nicht mein Tag.
Push, push, push...
Schieben, schieben und nochmals schieben…

Der berühmt-berüchtigte Pamir Highway – Teil 2

23. August – 8. September 2015 – Der Pamir Highway ist eines der Highlights unserer Reise, daher berichten wir über die wichtigsten Geschehnisse in insgesamt vier Teilen anhand unserer täglichen Tagebucheinträge.

137km, 1047 meters altitude gain (1258km and 16,155 m altitude gain in total)
137km, 1.047 Höhenmeter (1.258km und 16,155 Höhenmeter insgesamt)

Tag 6: Karakul – Fuß des Passes Akbaital: 48km, 503 Höhenmeter
Wir kommen heute kaum voran, wir sind spät losgefahren und der Wind bläst gnadenlos in unser Gesicht. Wir treffen zwei österreichische Radler und Eddy (nicht Merckx) aus Belgien, die heute Glück haben, erkundigen uns über die bevorstehende Strecke und weiter geht es. Nach 40km gesellt sich zum Wind auch noch extremes Waschbrett und ich werde vor Anstrengung immer schwächer und schiebe immer öfter mein Rad, da ich so bei diesem Gegenwind und Straßenbelag deutlich schneller vorankomme. Kurz vor dem Pass sehen wir ein Camp und beschließen, dort zu bleiben. Bevor wir bei den Bauern anfragen klären wir ab, dass wir unser eigenes Zelt aufbauen und selber kochen. Fünf Minuten später hat uns Johan für knapp sieben Euro ein Bett in der Hütte ‘gebucht’ einschließlich Halbpension. Zunächst sind wir froh, da wir uns für den restlichen Tag viel Arbeit sparen, bereuen dies aber recht schnell. Die Menschen sind sehr gastfreundlich, wir bekommen Tee, Brot Kefir und Butter. In der total überheizten Hütte ruhen wir uns bei Temperaturen von ca. 30 Grad ein bisschen aus, ersticken aber beinahe, da der kleine Ofen, der zum Kochen und Heizen genutzt wird, viel zu viel Rauch in die Hütte bläst. Wir können uns nicht waschen und so halten wir bis zum Abendessen durch. Es gibt wieder Tee und Brot und so etwas wie Ravioli mit Fleisch- und Zwiebelfüllung. Schmeckt lecker, ist aber viel zu fett. Nach dem Essen fängt die zehnjährige Tochter an, unser Bett vorzubereiten. Dazu legt sie dicke Decken und Kissen auf dem Boden aus und deutet an, dass wir uns nun schlafen legen könnten. Da der Rest der Familie noch um den Tisch herum sitzt und isst und wir noch immer in unseren Radklamotten vor uns hinmüffeln, bleiben wir erst einmal sitzen. Außerdem würden wir uns ja zumindest gerne unsere Schlafanzüge anziehen, wenn wir uns schon nicht waschen können. Nach der zweiten Aufforderung, uns doch jetzt schlafen zu legen, gehorchen wir. Flüsternd fährt die Familie mit ihrem Abendessen fort und feuert immer wieder die Heizung. Nach dem Essen lässt das Oberhaupt der Familie direkt neben Johan einige Fürze fahren, raucht zwei Zigaretten während wir fast eingehen unter den schweren Decken und mit all unseren Kleidern am Körper.  Ungefähr eine uns endlos vorkommende Stunde später, in der wir natürlich kein Auge zugetan haben, beginnt die Familie mit den eigenen Schlafens-Arrangements. Dazu müssen weitere Decken ausgelegt werden, die direkt hinter uns gestapelt sind und so stolpert das Mädchen für die nächsten 10 Minuten andauern über uns. Nachdem sie endlich fertig sind und alle liegen, beginnt das Mädchen endlos zu reden. Wir sind natürlich immer noch hellwach, mittlerweile haben wir uns jedoch heimlich ausgezogen. Beim besten Willen konnte ich mir nicht vorstellen, eine Nacht in Sport-BH und Radhose zu verbringen. Johan war so schlau, und hat sich seinen Schlafanzug mitgenommen, ich hatte leider nur mein verschwitztes T-Shirt, unsere Kleidertasche stand am anderen Ende der Hütte für uns unerreichbar. Jetzt lag ich vor der Herausforderung, meinen nackten Hintern unter der dicken Decke bei weiterhin 30 Grad in der Hütte zu verstecken und mich am nächsten Morgen rechtzeitig bevor die Familie wach wird, anzuziehen. Nachdem es dann endlich still wird hören wir ein weiteres seltsames Geräusch: das Mädchen ist wieder aufgestanden, um in eine Schüssel zu pinkeln. Dieser Vorgang wiederholt sich dann mehrfach in der Nacht und am Morgen wachen wir müder auf als am Tag zuvor. Die Höhe von 4.100m und meine sich ankündigenden Magenprobleme haben zu dieser schlechten Nacht wohl auch noch beigetragen.

Our nice little homestay
Homestay am Karakul-See

Leaving Sary Tash

Leaving Sary Tash
Wir verlassen Sary Tash
Lake Karakul
Am See Karakul
Eddy from Belgium
Eddy aus Belgien

Tag 7: Pass Akbaital – Murghab: 89km, 544 Höhenmeter
Heute überqueren wir unseren höchsten Pass von 4.655m. Da wir früh losfahren, weht noch kein Wind. Mir geht es nicht sehr gut, ich habe starke Magenkrämpfe und muss mich kurz vor dem Pass zum ersten mal erleichtern. Der Anstieg ist sehr schwer und steil und wir schieben beide des öfteren. Die Höhe macht es uns nicht leichter und oft schaffen wir nur 50m, bevor wir wieder pausieren. Die Landschaft um uns herum ist irreal, rote Berge, die mit der Lichteinstrahlung die Farbe ändern, kaum Vegetation und neben den lustigen Pfeiftönen der Murmeltiere, die uns neugierig beobachten, herrscht unheimliche Stille. Nach 12,5 km erreichen wir glücklich den Gipfel und ab hier geht es nur noch nach unten – sowohl was die Höhe aber auch meinen Gesundheitszustand anbelangt. So langsam komme ich mir wie ein Hund vor, der alle Paar Kilometer seine Marke hinterlässt. Nach dem Mittagessen passiert zum ersten Mal etwas Seltsames. Ungefähr 500m vor uns sehe ich  Menschen auf der Straße stehen, obwohl hier nichts um uns herum ist als Landschaft. Ich werde etwas nervös, da ich nicht weiß, was uns erwartet. Wir stecken unser Pfefferspray in die Tasche und radeln nebeneinander. Täglich passieren uns nur ungefähr 10 bis 20 Autos und wir wissen, dass wir auf uns selbst gestellt sind. Als wir näher kommen erkennen wir zwei Soldaten, die mit Maschinengewehren bewaffnet sind und einen weiteren Mann, der auf der Straße sitzt. Kurz bevor wir die Männer passieren, steht der sitzende Mann auf. Johan grüßt freundlich “Salam”, wir werden zurückgegrüßt und dürfen ungestört weiterradeln.

Gegen 15 Uhr beginnt es wieder zu winden und wieder ist es Gegenwind. Ich bin mittlerweile sehr erschöpft, mein Durchfall wird schlimmer und schlimmer und mit dem Wissen, dass wir noch mindestens zehn Kilometer gegen den Wind radeln müssen,  breche ich zusammen. Ich kann nicht mehr aufhören zu heulen, da ich nicht weiß, wie ich es bis ins nächste Dorf schaffen soll. Johan tröstet mich und in seinem Windschatten fahren wir langsam weiter. Als wir dann endlich nach einer letzten Kurve das Dorf im Tal liegen sehen, fließen die Tränen wieder – dieses Mal vor Freude. Wir haben es fast geschafft! Diese Nacht verbringe ich fast ausschließlich auf der Toilette – schon wieder schlaflos!

Leaving our camp early in the morning
Wir verlassen unser Lager am frühen Morgen
Washboard!
Waschbrett!
First toilet break
Erster Toilettenstopp!
Ascending the highest pass
Auf dem Weg zum Gipfel unseres höchsten Passes
Confident to be able to make it
Zuversichtlich, dass wir auch das schaffen!
Ha - we made it...
Ha – geschafft…
...but we definitely didn't fly
…geflogen sind wir allerdings nicht!
The beginning of a very long downhill
Der Anfang einer langen Abfahrt
Sand storms
Sandstürme
This was more or less the population between the pass and Murghab
Das war mehr oder weniger die gesamte Bevölkerung auf diesem Streckenabschnitt
Happily arrived in Murghab
Glücklich in Murghab

Tage 8 und 9: Murghab
Lange Radeltage, Essen, das ich wahrscheinlich nicht hätte zu mir nehmen sollen, eventuell verunreinigtes Wasser, Gegenwind, schlaflose Nächte aufgrund der Höhe, das härteste Radfahren auf schlechten Straßen, das ich je mitgemacht habe und ein schweres Fahrrad haben Spuren hinterlassen. Ich liege im Bett mit Fieber und sehr starkem Durchfall und muss zwei Tage pausieren. Die Symptome sprechen für Reisedurchfall und die Einnahme eines mitgebrachten Antibiotikums verbessern meinen Zustand am zweiten Tag schnell, so dass ich mich in der Lage fühle, morgen die Reise fortzusetzen.

A typical townhouse in the Pamirs
Ein typisches Stadthaus in den Pamirs
The desolate township of Murghab
Die etwas trostlose Stadt Murghab
Lenin welcomes us in the smallest village
Lenin heißt uns im kleinsten Dorf willkommen
Market time
Auf zum Markt!

Der berühmt-berüchtigte Pamir Highway – Teil 1

23. August – 8. September 2015 – Der Pamir Highway ist eines der Highlights unserer Reise, daher berichten wir über die wichtigsten Geschehnisse in insgesamt vier Teilen anhand unserer täglichen Tagebucheinträge.

293km, altitude gain: 5224m (1121km and 15107m altitude gain in total)
293km, 5.224 Höhenmeter (1,121km and 15.107 Höhenmeter insgesamt)

Tag 1: Osh – Gulcha: 85km, 1.436 Höhenmeter
Wir zweifeln noch, ob wir losfahren sollen, da starker Regen vorhergesagt ist. Da es früh morgens nur stark bewölkt ist, fahren wir trotzdem los, da unser Tadschikistan-Visum bereits vor Tagen angelaufen ist. Gute Entscheidung, denn es regnet den ganzen Tag überhaupt nicht. Wir fahren heute nur bergauf, durch trostlose Landschaften und kleine, heruntergekommene Dörfer. Wir bezwingen einen Pass von 2.389m und haben leichten Rückenwind. Unterwegs bekommen wir Äpfel und Karotten geschenkt und treffen ein irisch/amerikanisches Radlerpaar. Glücklicherweise gibt es in Gulcha ein Guesthouse, so müssen wir nicht selber kochen, da wir nach einem langen Tag doch sehr müde sind.

Arriving at the guesthouse with well prepared owners
Gute Vorbereitung ist alles

Tag 2: Gulcha – Ak Bosoga: 77km, 1.369 Höhenmeter
Es geht früh los an einem wunderschönen Morgen mit strahlend blauem Himmel und ohne Wind. Wir strampeln durch das hügelige Gulcha-Tal und sind von hohen Bergen links und rechts umgeben. Das Tal wird mal enger, mal breiter und macht immer wieder Platz für ein kleines Dorf. Später erinnert uns die Landschaft an die Wüsten von Kalifornien. Und plötzlich kommt Wind auf – Gegenwind, denn mehr als einen Tag Rückenwind ist uns nicht vergönnt. Am Ende des Nachmittags fragen wir in einem Dorf nach Übernachtungsmöglichkeiten und werden direkt eingeladen. Wir bekommen Chai, Kekse, frische Wassermelone und Suppe und sogar ein eigenes Zimmer zum Schlafen. Das nennen wir mal Gastfreundschaft!

An unexpected coffee break
Unerwartete Kaffeepause

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And another break
Und schon wieder Pause

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The wind is picking up
Aufkommender Wind
Almost there...
Fast geschafft…
The Kyrgyz family we stayed with
Bei dieser kirgisischen Familie haben wir übernachtet

Tag 3: Ak Bosoga – Sary Tash: 30km, 922 Höhenmeter
Auch heute starten wir früh und mit schweren Beinen machen wir uns an den nächsten Pass, wieder gegen den Wind. Die Steigungen sind schwer, meist so um die 8%. Nach vier Stunden erreichen wir den Gipfel auf 3.615m, vom Wind und den Kindern, die alles anfassen, genervt. Zum ersten Mal sehen wir den schneebedeckten Berg Peak Lenin, den zweithöchsten Berg Kirgisistans mit einer Höhe von 7.134m. Später in Sary Tash haben wir eine fantastische Aussicht auf die gesamte Bergkette. Endlich geht es bergab, aber nur für drei Kilometer, dann steigt die Straße wieder für die nächsten zwei Kilometer auf den zweiten Gipfel auf 3.550m. Das ist wie ein Schlag ins Gesicht! Trotzdem kommen wir früh an und können in unserem Guesthouse zu Mittag essen. Danach kaufen wir alles Nötige ein in einem der zwei Läden, der gleichzeitig lokale Bar, Wechselstube und Mobilfunkanbieter ist. Wir haben Glück, denn der Besitzer ist gerade beim Einkaufen in Osch und jedes Mal, wenn wir nach etwas fragen, ruft die Dame hinter dem Tresen ihren Mann an und brüllt unsere Bestellung ins Telefon. Am nächsten Morgen können wir alles um 7 Uhr abholen.

Ascending the first pass before Sary Tash
Der erste Pass vor Sary Tash
Our first 1000 kilometers cycled
Unsere ersten 1.000 Kilometer
Summit #1
Gipfel #1
Summit #2
Gipfel #2

Tag 4: Sary Tash
Wir legen einen Ruhetag auf 3.200m Höhe ein, da wir keine Lust haben, gegen den gerade tobenden Sturm und Regen anzukämpfen. Ich bin ganz froh darum, da wir somit etwas mehr Zeit haben, uns an die Höhe zu gewöhnen. Die nächsten Tage werden wir über 4.000m verbringen.

Downtown Sary Tash
Stadtzentrum Sary Tash – links geht’s nach China, rechts nach Tadschikistan
Locals
Einheimische

Tag 5: Sary Tash – Karakul: 101km, 1.497 Höhenmeter
Ein herrlicher Tag, strahlend blauer Himmel und ausgeruhte Beine – ideal, um gleich zwei Pässe an einem Tag zu überradeln. 20 Kilometer radeln wir mit Aussicht auf eine atemberaubende Bergkette, zur Rechten liegt Peak Lenin. Um 10.30 Uhr passieren wir problemlos die erste Grenze und kurz danach beginnt der erste Pass durch 20 Kilometer Niemandsland. Wir sind umringt von majestätischen roten Bergen und von Murmeltieren. Adler kreisen in der Luft. Ansonsten ist es nur still. Kurz vor der tadschikischen Grenze treffen wir einen australischen Motorradfahrer, der uns vor Problemen an der Grenze warnt. Zwei französische Touristen würden gerade festgehalten – sie erhalten ihre Pässe nicht zurück – weil sie sich weigerten, eine Desinfektionsgebühr von 10 USD – die natürlich Schwachsinn ist – zu bezahlen. Am geschlossenen Grenztor angekommen, schlendert ein Soldat langsam auf uns zu, fragt nach Zigaretten und da wir keine haben läuft er genauso langsam wieder zurück. Fünf Minuten später kommt er wieder zurück, öffnet das Tor, führt uns zu den Zollbeamten in einem Seecontainer auf ca. 4.100m Höhe, nimmt unsere Pässe in Empfang und bittet uns, zu warten. Weitere fünf Minuten später bekommen wir unsere abgestempelten Pässe zurück und werden damit offiziell in Tadschikistan willkommen geheißen. Langsam fahren wir durch ein weiteres Tor – immer Ausschau haltend nach den Desinfektionsmännern – aber nichts passiert. Hatten wir doch wieder einmal Glück gehabt! Jetzt geht es erst einmal bergab. Kurz vor der Grenze hatten wir unseren neunten und letzten Pass in Kirgisistan mit einer Höhe von 4.336m überquert und jetzt radeln wir durch eine mondartige Landschaft mit kargen Bergen um uns herum, einem fast ausgetrockneten Flussbett und Staubstürmen, die eher heißen Thermen ähneln. Und wir haben noch mehr Glück: wir fliegen fast, da wir starken Rückenwind haben, das vereinfacht uns die Überquerung des zweiten Passes enorm. Gegen 18 Uhr erreichen wir Gipfel und von nun an geht es die letzten 30km nur noch nach unten. Allerdings macht uns der Wind einen Strich durch die Rechnung – die letzten 10km müssen wir gegen starken Gegenwind radeln. Kurz vor Einbruch der Dunkelheit erreichen wir unser Ziel – müde, aber stolz auf die heute erreichte Tagesetappe, vor allem, weil wir am nächsten Tag erfahren, dass wir zwei Schotten auf ihren Leichträdern überholt haben.

Leaving Sary Tash
Nach Sary Tash
Photo session with Peak Lenin as a backdrop
Ist das ein Adler?
Photo session with Peak Lenin as a backdrop
Fotosession mit Peak Lenin im Hintergrund
The first Yaks we see
Unsere ersten Yaks

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Lunch break right before the Kyrgyz border crossing
Mittagspause kurz vor der kirgisischen Grenze
If an old R4 can do the Pamir Highway we should be able to do so, too!
Wenn ein alter R4 den Pamir Highway schafft, dann machen wir das doch mit Links! 
The beginning of the first pass in no man's land between the borders
Der Anfang des ersten Passes im Niemandsland zwischen den Grenzen 
Getting closer to the top
Beinahe oben

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A fluffy marmot
Ein flauschiges Murmeltier
Highest point ever by bike at 4336m
Höchster Gipfel mit 4.336m, den wir je mit den Rädern bezwungen haben
We can Selfie :-)
Auch wir können Selfies 🙂
Dust storms
Staubstürme
Final destination: Karakol
Endstation: Karakul
And from here it's only: downhill, downhill, downhill
Und ab hier geht’s nur noch nach unten 
Arrived!
Angekommen!

Von Kirgisistan nach Kieselstan

9. – 20. August 2015 – Nach 200 Metern und einmal um die Ecke waren wir auch schon oben. Wieder einmal gab es kein Schild, das uns bestätigte, dass wir über 3.400m hoch waren. Wie immer machten wir ein Paar Fotos, genossen die Aussicht, zogen warme Klamotten an und rollten dann bergab. Endlich! Wir passierten einige Yurt-Camps bevor wir uns für ein kleineres Camp mit Seeblick entschieden, um hier die Nacht zu verbringen. Mit den praktisch veranlagten Kindern stellten wir unser Zelt auf und genossen dann gemeinsam mit der Familie Chai, Brot und Kumys. Kumys ist fermentierte Stutenmilch und ein beliebtes Nationalgetränk im Frühling und Sommer. Es enthält ein wenig Alkohol, schmeckt säuerlich und prickelt ein bisschen auf der Zunge. Sicher trinkbar, aber nicht wirklich unser Geschmack, vor allem weil auch noch viele undefinierbare Dinge darin herumschwimmen.

Leaving the highest point to date
Wieder auf dem Weg nach unten
After the children helped with pitching the tent they also wanted to explore the inside
Nachdem die Kinder beim Aufstellen des Zeltes geholfen haben, wollten sie es natürlich auch von innen begutachten
Our little yurt behind its big brothers
Unsere kleine Yurt hinter ihren großen Brüdern
The inside of a sleeping yurt: mattresses, blankets and pillows are neatly folded and stored along the felt walls during the day. There are always enough blankets to host a few more guests.
Das Innere der Schlafyurt: Matratzen, Decken und Kissen werden fein säuberlich gefaltet und tagsüber entlang der Filzwand gestapelt. Es sind immer ausreichend Betten für Gäste da!
The inside of a dining yurt: for dinner we had soup with vegetables and mutton meat served with bread and washed down with enormous amounts of chai
Das Innere der Yurt, in der gegessen wird: Zum Abendessen bekamen wir Gemüsesuppe mit zähem Hammelfleisch, Brot und unendlich viel Tee.
Milking the mare
Die Stute wird gemolken….
Leather storage bottle for fermented mare milk
…um daraus Kumys zu machen, der in Lederflaschen aufbewahrt wird.

Die Kommunikation war allerdings recht mühselig, da mein Russisch ebenso rudimentär ist wie das Englisch der Einheimischen. Jetzt kam uns endlich unser praktisches Russisch-Deutsch-Reisewörterbuch zugute, da wir herausfinden wollten, wann es Abendessen gibt. “Gibt es warmes Essen?” war allerdings das Beste, was wir finden konnten. Später, auf der Suche nach einer kleinen Pension, bewies sich unser Wörterbuch als noch nutzloser mit Sätzen wie “Haben Sie ein Zimmer mit Seeblick?”. Zeichensprache oder unser Bilder-Wörterbuch stellten sich dann doch immer wieder als deutlich praktischer heraus.

Aufgrund der Höhe von über 3.000m ist das Gebiet um Song Köl nur zwischen Anfang Juni und Ende August zugänglich. Während dieser Zeit bauen die Hirten ihre Yurten auf und bringen ihren Viehbestand auf die Weiden nach oben. Gleichzeitig beginnen auch die Schulferien, damit die Familie gemeinsam umziehen kann. Uns hat die Lebensweise und die Art, wie die Kinder aufgezogen werden, sehr beeindruckt. Schon früh werden die Kinder an die Arbeit gewöhnt, die Älteren kümmern sich um die kleinen Geschwister, Mädchen helfen beim Kochen und Wasserholen aus den nahen Flüssen, Jungs hüten die Kühe, Schafe oder Pferde. Die Menschen sind den ganzen Tag beschäftigt, trotzdem spürten wir keinerlei Hektik oder Stress, ganz im Gegenteil. Die Erwachsenen stehen bei Sonnenaufgang auf, die Kinder schlafen ungestört weiter, bis sie von selbst aufwachen.

Gemeinsam haben wir am nächsten Morgen mit der ganzen Familie gefrühstückt – dieses Mal gab es fettige und mit Zwiebeln angebratene Nudeln und natürlich Chai. Danach radelten wir weiter um den See.

A coffee break and curious herders
Kaffeepause mit neugierigen Hirten
Riding with the cowboys
Cowboys unter sich
Hotels Kyrgyz-style
Hotels im Stil Kirgisistans
Enjoying Kyrgyz hospitality: invited by a family on vacation at Song Köl
Kirgisische Gastfreundschaft: Einladung zum Tee von einer Familie, die Urlaub am Song Köl machte
3 old women having lunch
Drei alte Frau beim Essen

Der See ist umgeben von unzähligen Gipfeln und saftig-grünem Weideland. Alle Paar Kilometer stehen Yurten auf den Wiesen. Irgendwie fühlte es sich an, als radelten wir durch eine Hollywood-Landschaft für einen Western mit Cowboys nah und fern. Wir konnten an dieser Landschaft kaum sattsehen, die ganzen Anstrengungen, um dorthinzukommen, waren vergessen.

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A perfect camp spot
Noch ein perfekter Zeltplatz
Our
Unser neuer pelziger Freund: mit altem Brot haben wir sein Herz erobert und der Hund wich nicht mehr von unserer Seite. Die ganze Nacht hat er unser Zelt bewacht und konnte es am nächsten Morgen kaum erwarten, dass wir aus dem Zelt krochen, um uns mit wedelndem Schwanz zu begrüßen.

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Über einen weiteren Pass und danach über 33 Kehren nach unten verließen wir das Gebiet wieder. Wieder gab es beeindruckende Aussichten über das ganze Tal und die hohen, schneebedeckten Berge, von denen wir wussten, dass wir sie demnächst auch noch überqueren mussten.

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I can fly, I can fly...
Und fliegen kann ich auch….
At the top of yet another pass
Der Pass nach Song Köl

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Pass um Pass eroberten wir, leider noch immer auf so unglaublich schlechten Straßen, dass wir nur langsam in Richtung Osch vorankamen. An einem Tag mussten wir früher anhalten, da es mir schlecht ging. Ich musste mich übergeben und uns wurde schnell klar, dass wir den nächsten Pass heute nicht mehr schaffen würden. Wenige Tage später verbrachte Johan die meiste Zeit unseres Ruhetages im Bett beziehungsweise auf der Toilette, er hatte Durchfall. Am nächsten Tag ging es dann trotzdem weiter, da ich eine Übersetzung abliefern musste und dafür Internet brauchte und wir einen über 3.000 Meter hohen Pass überqueren mussten. Ein weiterer sehr anstrengender  Tag mit schwachen Körpern, unendlichen hügeligen Straßen, Kieselsteinen, Felsen, Staub und einer erbarmungslos auf uns herunter scheinenden Sonne. Temperaturen um die 35 Grad und rasende Audis 100 – 50% der Bevölkerung fährt Audi 100 und die andere Hälfte fährt japanische Autos mit dem Lenkrad auf der rechten Seite – machten die Reise nicht einfacher. Aber wir hielten durch, stellten unser Zelt am Fuße des Passes an einem Fluss auf, wo wir uns waschen und kochen konnten und uns ein wenig von den Anstrengungen des Tages erholten.

Petrol station in a remote village
Tankstelle in einem kleinen, abgelegenen Dorf

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Sick on the road
Krank unterwegs

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Meeting other cyclists from New Zealand and Switzerland
Fast täglich treffen wir andere Radfahrer, hier aus Neuseeland und der Schweiz
Riverside lunch
Mittagessen am Flussufer

Dann kam unser Glückstag. Wir schlängelten uns an einem wolkenlosen und heißen Tag langsam auf unserem letzten Pass vor Osch hoch, als eine Münchnerin in ihrem Geländewagen hielt und uns mit Nimm 2 und Wasser versorgte. Wenige Kilometer weiter oben kam uns dann ein weiteres deutsches Auto entgegen, dieses Mal zwei Jungs, die an einer Ralley von London in die Mongolei teilnahmen. Auch sie füllten unsere Wasserflaschen auf. Später, wir kochten gerade leckere Spaghetti am Straßenrand, hielten drei Autos aus Frankreich und Belgien – wieder gab es frisches Wasser und dieses Mal sogar noch Schweizer Schokolade.

Two funny German guys treating us well
Zwei lustige deutsche Jungs, die es gut mit uns meinten

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Friendly people along the road
Freundliche Menschen am Straßenrand
A typical clean toilet
So sieht eine typische, saubere Toilette aus: es gibt sogar Klopapier, das ist aber so rauh wie Schmirgelpapier.
A Kyrgyz waitress in a small cafe being very happy that she could take a picture with me
Eine kirgisische Kellnerin in einem kleinen Cafe, die sich riesig freute, dass sie mit mir zusammen ein Foto machen durfte.
Typical Kyrgyz outfit
Typisches kirgisisches Outfit
Kygryz-style house
Kirgisisches Haus auf dem Land

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And another pass tackled
Und wieder einen Pass geschafft
Happy children along the road
Fröhliche Kinder am Straßenrand
Shopping once again
Einkaufen

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One of the many broken bridges we and many heavy trucks are passing
Eine der vielen fast eingestürzten Brücken, die nicht nur wir, sondern auch LKWs überqueren

Mit der Überquerung dieses Passes waren wir nun offiziell in Süd-Kirgisistan. Und in vielerlei Hinsicht fühlte sich dieses Gebiet fast wie ein anderes Land an. Viel heißer – sowohl das Klima als auch das Temperament der Menschen – und näher an der islamischen Kultur als das industrialisierte, russifizierte Bischkek im Norden. Die Menschen sind auch hier unglaublich gastfreundlich, reichten uns Gemüse oder Obst, wenn wir vorbeifuhren und begrüßten uns in den Dörfern winkend und mit herzlichen Hallos und Bye-Byes.

The pass marking the border between North and South Kyrgyzstan
Der Pass, der auch die Grenze zwischen Nord- und Süd-Kirgisistan ist
Filtering water
Wasser filtern

Die Landschaft hat sich auch geändert: von der trockenen, rauhen, baumlosen und fast ausschließlich gelb-verbrannten Landschaft in eine immer noch bergige, aber viel fruchtbarere Gegend mit Apfel-, Walnuss- und Pflaumenbäumen am Straßenrand, die uns den heiß-ersehnten Schatten lieferten. Wir hobbelten weiter über Felsen, Kiesel und Sand, der Schweiß rann uns über das Gesicht und an unseren Körpern hinunter, wir atmeten viel Staub ein und fuhren hoch und runter und immer wieder hoch. Der Fluß tobte hunderte von Metern unter uns und wir konnten es kaum erwarten, endlich nur noch nach unten zu radeln und endlich wieder auf geteerten Straßen zu fahren. Ein Paar Stunden später war es dann soweit: endlich das ersehnte Dorf und endlich Asphalt. Wir wollten uns unser Mittagessen kaufen, wurden aber im ersten Laden von zwei Wodka-trinkenden Alten abgewiesen und im zweiten Laden gab es nur je vier kleine Becher Joghurt, zwei Tüten Chips und eine Tüte Schokokekse. Unter einen Baum aßen wir wie ausgehungerte Wölfe als einige Kinder angerannt kamen, uns kurz beobachteten, um dann wegzurennen und uns getrocknete Sonnenblumenkerne zu bringen. Ihnen war klar, dass wir sehr hungrig waren und ihr Einfühlungsvermögen und diese kleine Geste hat uns sehr bewegt.

Village life: drying sunflower seeds on the roads
Dorfleben: Sonnenblumenkerne werden auf der Straße getrocknet
The enormous assortment of a typical village shop
Das riesige Angebot eines typischen Dorfladens – Hauptsache, es gibt ausreichen Wodka und Zigaretten, alles andere ist Nebensache.

Auf Asphalt fühlte sich das Radeln fast wie Fliegen an und wir genossen es in vollen Zügen, obwohl der Verkehr jetzt deutlich zunahm. Innerhalb weniger Tage erreichten wir Osch und feierten , was wir bisher erreicht hatten: immerhin hatten wir bis hierhin bereits sechs Pässe überquert und knapp 10.000 Höhenmeter erstrampelt. Mit zwei Ruhetagen bereiteten wir uns auf die nächste Herausforderung vor: den Pamir-Highway.

Entering the province of Osh with 'beautiful' Soviet architecture
Einfahrt in die Provinz Osch mit wunderbarer Sowiet-Architektur
Typical breakfast: eggs, bread and self-made jam served with black tea and sometimes coffee
Typisches Frühstück: Eier, Brot und selbstgemachte Marmelade, Schwarztee und manchmal sogar noch Kaffee.
Our room at a hotel which took us an hour to find as they don't put up signs in Kyrgyzstan
Unser Zimmer in einem Hotel, das wir ca. eine Stunde suchten, da es die Kirgisen nicht für notwendig erachten, Schilder anzubringen.
And the filthy outside toilet at the same hotel
Und hier die eklige Variante einer Toilette im besagten, unauffindbaren Hotel
In Kyrgyzstan all signs indicating the gradients of hills are at 12%
Alle Berge in Kirgisistan habe eine Steigung von 12%.
Our favorite snacks. In the meantime we manage to eat one melon in one go!
Unser Lieblings-Snack. Mittlerweile verputzen wir eine komplette Melone alleine!
Entering Osh
In Osch angekommen
Women selling kumys along the road
Frauen, die am Straßenrand Kumus verkaufen

Das Radfahren war schwer in den letzten Wochen. Trotzdem haben wir jeden Tag genossen, unsere Freiheit, die unbeschreiblich schönen Landschaften und vor allem, dass wir in der Lage sind, das zu machen, was wir wollen.

528km (830km insgesamt) und 9517 Höhenmeter insgesamt
528km (830km insgesamt) und 9517 Höhenmeter insgesamt

Die Ankunft

Fakten Kirgisistan:

  • Unabhängig seit 1991, musste sich das Land selbst erfinden, da so ein Land vor der Soviet-Ära nicht existierte
  • 90% des Landes liegt über 1.500 Metern und 71% über 2.000 Meter hoch
  • Die Faszination für Besucher liegt darin, dass es ein bisschen von allem gibt: nomadische Tradition, zentralasiatische Mythen, Hinterlassenschaften aus der Soviel-Ära und Sehenswürdigkeiten der alten Seidenstraße
  • Bevölkerung: 5,7 Millionen Menschen
  • Kirgisistan ist ungefähr so groß wie Spanien
  • Nachbarländer: Kasachstan (Norden), China (Südosten), Tadschikistan (Süden), Usbekistan (Westen)
Our route
Unsere Route:: 303 km, 2.741 Höhenmeter

3. bis 10. August 2015 – Mit zweistündiger Verspätung landeten wir sowie unser Gepäck unversehrt. Völlig erschlagen von einer schlaflosen Nacht begann Johan, die Fahrräder am völlig vereinsamten Flughafen zusammenzuschrauben. Wenige Stunden später waren wir dann wieder soweit und wir konnten auf der verkehrsarmen Autobahn in glühender Hitze unsere ersten 35 km in die Stadt radeln – auf Rädern, die so schwer wie nie waren. Wie sollten wir unser Gepäck mit je ca. 35kg über 4.000 Meter hohe Pässe bringen? Das sollten wir noch herausfinden.

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Obwohl kein Verkehr war, versuchten wir, die Autobahn zu verlassen und verfuhren uns prompt. Dafür fanden wir einen armen Bauern, der uns partout nicht ohne eine Melone weiterfahren lassen wollte. Später mussten wir dann feststellen, dass die Melone wahrscheinlich schon länger in der Sonne lag, denn sie war total ausgetrocknet und nicht essbar, dies wohl auch der Grund, weshalb der Bauer so hartnäckig war.

Endlich im Hostel angekommen mussten wir leider feststellen, dass unsere Buchung verschlampt wurde und es für uns kein freies Zimmer mehr gab. Wohlwissend, dass dies der Fehler der Rezeptionistin war, suchte diese uns ein anderes Hostel, wo wir uns kurz darauf einquartierten, um uns dann den ganzen Nachmittag schlafen zu legen.

Kirgisistan hat uns gleich zu Beginn mit seiner Effizienz überrascht. Gleich am nächsten Tag konnten wir unsere Iran-Visa abholen, eine SIM-Karte kaufen, machten alle notwendigen Lebensmitteleinkäufe und konnten uns damit auf den Weg ins Unbekannte machen.

Kyrgyz wedding in Bishkek
Hochzeit auf Kirgisisch in Bischkek

Am Morgen unserer Abreise trafen wir ein Radlerpaar, das gerade Kirgisistan beradelt hatte und vor allem mir Angst machte mit Horrorgeschichten zum Verkehr und hirnlosen Autofahrern auf einigen der Straßen, die auch wir nehmen wollten. Nichtsdestotrotz fuhren wir frohen Mutes los, um die Schönheit Kirgisistans zu entdecken.

Die Radfahrer hatten Recht, der Verkehr war zu Beginn auf unserem Weg in Richtung Son Köl heftig, womit sie aber nicht Recht hatten, waren ihre Einschätzung der Fahrer und der Straßen. Auf den neuen, von den Chinesen erbauten Straßen hatten wir immer ausreichend Platz, entweder auf dem kleinen geteerten Seitenstreifen oder wenn es denn sein musste auch auf dem unbefestigten größeren Seitenstreifen, um gefährliche Situationen zu vermeiden. Und die alten russischen Straßen waren breit genug, um mehrere Autos und LKWs und noch zwei einsame Radler nebeneinander zuzulassen.

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Als am späten Nachmittag unseres zweiten richtigen Radeltages der Verkehr zu stark wurde – wir befanden uns auf der Hauptroute ins beliebte Feriendomizil Issyk Köl – stoppten wir an einem Rastplatz mit kleinen Essensständen, Vodka-Verkaufsständen und chinesischen Touristenläden. Einer der Ladenbesitzer lud uns ein, unter einem seiner offenen Zelte, die normalerweise zum Essen benutzt werden, zu übernachten. Wir nahmen die Einladung an und gerade als wir uns schlafen legen wollten, kam eine gut englisch sprechende Kirgisin auf uns zu und lud uns in ihren kleinen Laden auf ein Eis ein. Nach einer Weile sagte sie uns, wir könnten die nächste Nacht bei ihrer Mutter in Kochkor verbringen, bevor wir uns an die richtigen Berge machten. Wir freuten uns darüber natürlich sehr, kauften nach Ankunft in Kochkor eine riesige Melone als Gastgeschenk nur um festzustellen, dass wir nicht wirklich willkommen waren und in eine viel zu teure, dafür aber saubere Pension weggeschickt wurden. Die 10kg Melone haben wir dann an einem Abend ganz alleine verputzt, denn wir wollten sie nicht auch noch über die Pässe schleppen.

Our first free camp
Unser erstes Camp
Scenery between Bishkek and Kochkor
Landschaft zwischen Bischkek und Kochkor

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Our first real pass at 2,200m right before Kochkor
Unser erster richtiger Pass auf 2,160 m kurz vor Kochkor
Getting closer to Kochkor
Nicht mehr lange bis Kochkor
The sink to wash yourself is usually outside the house, as there are no real
Waschbecken vor dem Haus, es gibt in der Regel keine Badezimmer
A typical village ship
Ein typischer Dorfladen
Breakfast at our luxury B&B
Frühstück in unserem luxuriösen B&B

Noch ein Paar geteerte Kilometer am nächsten Morgen und dann bogen wir rechts in Richtung Son Köl ab. Hunderte von Kilometern sollten wir nun auf unbefestigten, staubigen, felsigen und holprigen Schotterstraßen verbringen. Jetzt wurde es richtig anstrengend. Außerdem ging es bereits richtig stark bergauf, denn um den See zu erreichen mussten wir erst einen 3.446 Meter hohen Pass überwinden. Die Landschaft war grandios – grüne Weiden so weit das Auge reicht, rauschende Flüsse tief unter uns und sanfte, baumlose Berge um uns herum. Am Abend stellten wir unser Zelt in der Nähe eines Bauernhofes auf, wuschen uns im eiskalten Fluss, kochten und schafften es gerade noch, uns vor Ausbruch des Unwetters ins Zelt zu retten. Die erste Nacht im Zelt und es regnete – das fing ja gut an.

Last kilometers on tarmac
Die letzten Kilometer auf Asphalt
Let the torture begin
Die Selbstkasteiung kann beginnen
Pushing due to the strong headwind
Schieben, da der Gegenwind zu stark ist
Rugged scenery
Schroffe Berglandschaft
Dust
Staub

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Can you see the gold at the end of the rainbow?
Auf der Suche nach dem Goldtopf am Ende des Regenbogens 
A home with a view
Ein Zuhause mit Aussicht
Filtering water
Wasser filtern

Noch waren wir nicht wirklich gut organisiert – weder unser Gepäck noch wir als Team – und wir brauchten geschlagene drei Stunden am nächsten Morgen, bevor wir uns an den Pass machen konnten. Schwitzend und fluchend, kräftig in die Pedale tretend, langsam schiebend, unser vieles Gepäck verwünschend, Meter für Meter, von Pause zu Pause erreichten wir nach mehr als fünf Stunden harter Arbeit den Gipfel. Doch bevor wir unser erstes großes Etappenziel feiern konnten, durften wir selbst einige Geschenke in Empfang nehmen. Kurz vor dem Gipfel hielten wir, um unsere Wasserflaschen nachzufüllen und unser letztes Essen in uns reinzuschieben, nicht wissend, dass wir uns nur 100m vor dem Ziel befanden. Ein erstes Auto hielt, ein betrunkener Familienvater kam heraus und wollte uns unbedingt etwas schenken. Kumus – mehr dazu später – konnten wir zunächst erfolgreich ablehnen. Eine Tüte mit allerlei Süßigkeiten, altem Brot und verfaulten Aprikosen nahmen wir dann höflichkeitshalber an und auch das Stück undefinierbarem Fleisch – es sah aus wie ein Teil eines Magens – das aus einer alten Plastiktüte aus dem Kofferraum kam, konnten wir nicht ablehnen. Ein paar Fotos später mit der ganzen Familie zogen sie von dannen und Johan vergrub das Fleisch unter einem Felsen, hoffend, dass sich später hieran die Wölfe ergötzten. Gerade rechtzeitig, um den restlichen Berg in Angriff zu nehmen, hielt das nächste Auto. Ein Muselman öffnete das Fenster, schrie Salam Aleikum, schmiss uns eine Flasche mit einer undefinierbaren weißen Flüssigkeit entgegen und fuhr weiter. Mit offenen Mündern bedankten wir uns, aber das Auto befand sich schon auf der sich windenden Passstraße weiter unten. Auch das nächste Auto hielt, dieses Mal begrüßte uns der Besitzer der Pension, in der wir die vorletzte Nacht verbrachten. Er wollte uns damals schon mit dem Auto an den See fahren, da wir das seiner Ansicht nach niemals mit dem Fahrrad schaffen könnten. Mit im Auto waren zwei holländische Touristen, die uns schüchtern fragten, ob wir ein Paar seinen, da wir doch schließlich aus unterschiedlichen Ländern kämen. Interessanterweise wurden wir dies des Öfteren gefragt – und zwar immer von Touristen!

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Die Abreise

Dieses Mal war alles anders. Nach unserer ersten zwanzigmonatigen Radreise von Deutschland nach Neuseeland verbrachten wir 15 sesshafte Monate in Süddeutschland mit meiner Familie. Ich arbeitete in der Zwischenzeit als Freelancer mit unterschiedlichen Kunden und Johan vertiefte sich in seinen Verkauf von Vintage-Rennrädern. Für uns beide war es noch zu früh, um uns irgendwo auf dieser Welt niederzulassen und so bereiteten wir uns auf unsere zweite große Reise vor. Familiäre Gründe hielten uns länger als ursprünglich geplant in der Heimat zurück und irgendwann im April legten wir dann unser Abreisedatum fest: Ab August sollte es wieder auf Radreise ins Unbekannte und für unbestimmte Zeit gehen. Wir entschieden uns, die alte Seidenstraße von Ost nach West zu erradeln und wählten als Startpunkt Bischkek in Kirgisistan. Zentralasien hatten wir aufgrund des beginnenden Winters auf unserer letzten Reise ausgelassen, da einige Regionen in dieser Jahreszeit unzugänglich sind.

Die Route war schnell gesteckt, neue und alte Sponsoren gefunden – Rohloff und Idworx – aber unsere Ausrüstung zusammenzustellen gestaltete sich dann doch etwas schwieriger. Mittlerweile zählten wir uns zu den erfahreneren Tourenradlern, trotzdem stellte die Auswahl der richtigen Sommer- und Winterkleidung für uns eine mittlere Herausforderung dar. Wir wollten auf keinen Fall alles neu kaufen, allerdings mussten wir auch so leicht wie möglich unterwegs sein, da wir planen, die zweithöchste Passstraße der Welt – den Pamir Highway – zu befahren. Ich war wie immer mehr um unsere Gesundheit und das Essen besorgt, Johan dagegen sehr gewichtsbetont, will heißen, dass er das letzte Wort hatte, was mit durfte und was nicht – selbst die Anzahl der Tampons, die ich mitnehmen durfte, musste diskutiert werden. Wir verkauften unsere alten Räder und kauften uns neue, da wir auf dieser Reise meist auf unbefestigten und schlechten Straßen fahren würden. Unser Dank geht an Idworx und Rohloff, die uns das erst ermöglicht haben! Am Abend des 1. Augusts waren dann alle Radtaschen und Fahrradkartons gepackt und wir fertig für die Abreise.

Einen Unterschied zur letzten Abreise machte auch die Tatsache, dass wir uns für das Packen unserer Siebensachen viel mehr Zeit lassen konnten. Alles wurde in Kartons verstaut, die Möbel abgebaut und alles ein Stockwerk höher gelagert – hier gilt unser Dank meinem Bruder, der uns Lagerraum bei sich im Haus zur Verfügung gestellt hat. Natürlich lief trotzdem nicht alles reibungslos und wie das immer so ist, wurden die letzten Tage dann doch stressiger als geplant – einige Jobs mussten noch erledigt, Steuer- und Versicherungsdinge geklärt, und Abschiedstreffen mit Freunden und Familie geplant werden.

Nach einem letzten Frühstück mit meinen Eltern und der Familie meines Bruders, einigen weggedrückten Tränen und Verabschiedungen machten wir uns dann am 2. August wieder einmal als Radnomaden auf die Reise.

Auf der Fahrt zum Flughafen mit meinem Vater
Auf der Fahrt zum Flughafen mit meinem Vater

New Year – New Adventure

Our new bikes have arrived – a big thank you to our sponsors Idworx and Rohloff. And now is the time to let you know that we’ll embark on a new cycling adventure – on new bikes and renewed spirits.

After our 20-month cycling tour from Germany to New Zealand from 2012 to 2014 and a break of more than a year in South Germany we are excited to join the cycle touring community once more. On August 2, 2015 we’ll fly to Bishkek, Kyrgysztan and from there we are planning to cycle via Tajikistan, Usbekistan, Turkmenistan, Iran, United Arab Emirates to Oman. What’s next still needs to be discussed.

We are looking forward to sharing our stories with you and even more so to stay in touch with all of you. We’ll also continue to blog in English and German and update our Facebook page (where possible) more regularly.

For now, stay tuned for more, be safe and see you soon!

Johan and Baerbel

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Unsere neuen Fahrräder sind da – ein herzliches Dankeschön an unsere Sponsoren Idworx und Rohloff! Jetzt ist es auch an der Zeit, euch alle wissen zu lassen, dass wir uns wieder ins nächste Radelabenteuer stürzen – auf neuen Rädern und mental und körperlich aufgetankt!

Nach unserer ersten großen Radreise von Deutschland nach Neuseeland von 2012 bis 2014 und mehr als einem Jahr Pause in Süddeutschland freuen wir uns riesig, wieder auf unsere Räder umzusteigen. Am 2. August fliegen wir nach Bishkek in Kirgisistan, um von dort über Tadschikistan, Usbekistan, Iran, die Vereinten Arabischen Emirate in den Oman zu radeln. Wie es dann weitergeht, steht noch in den Sternen.

Hier werden wir ab August über unsere Erfahrungen berichten und wir hoffen, so mit euch allen in Kontakt bleiben zu können. Wie gehabt bloggen wir in Deutsch und Englisch und versuchen – wo immer das möglich ist – unsere Facebook-Seite regelmäßiger zu aktualisieren.

Bis dahin, alles Liebe und bis ganz bald!

Johan und Bärbel

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