
25. Oktober – 5. November 2015 – Nach einer sehr schlecht geschlafenen Nacht mit lärmenden Nachbarn waren wir trotzdem um 8 Uhr startklar. Plötzlich kamen zwei Reporter der lokalen Zeitung auf uns zugestürmt, und begannen, uns zu interviewen ohne uns zu fragen, ob wir das auch wollten. Nach einer halben Stunde, vielen Fragen und Fotos machten konnten wir uns endlich auf den Weg – aber erst, nachdem wir eine Riesentüte mit Rosinen und Walnüssen verstaut hatten – ein Geschenk der Journalisten. Sie filmten uns noch, wie wir aus der Stadt rausfuhren und riefen uns “Good luck” hinterher. Jetzt freuten wir uns auf die Wüste und etwas ruhigere Straßen und die nächtlichen Sternenhimmel. In der ersten Nacht zelteten wir hinter verlassenen Ställen abseits der Straße. Als wir kochten, kam plötzlich ein Mann in seinem Auto angefahren und sprach minutenlang in Farsi auf Johan ein. Als ihm dann endlich klar wurde, dass Johan kein Wort verstand, zog er wieder von dannen. Wir wunderten uns noch eine Weile, wie er uns hatte finden können, da wir einem kleinen Sandpfad in die Wüste folgten und hinter den Ställen waren wir eigentlich von der Straße aus nicht zu sehen.











Tagsüber kletterten die Temperaturen weit über 30 Grad und ein wolkenloser Himmel und die baumlose Wüste boten keinerlei Schatten. Immer wieder hielten Autofahrer an, um uns etwas zu essen zu geben oder um nur nachzufragen, ob alles in Ordnung sei. Eines frühen Nachmittags erreichten wir eine kleine Wüstenstadt, an deren Stadtrand wir von einem Polizeiauto und vier Männern empfangen wurden. Mir wurde zunächst etwas mulmig, nur um dann zu erfahren, dass die Polizisten uns bereits vor ein Paar Stunden gesehen hatten. Da sie selbst kein Englisch sprachen, holten sie sich den Englischlehrer, der uns begrüßte und erklären sollte, wo wir schlafen und essen könnten. Darüber war ich schon äußerst positiv überrascht, haben wir doch so viele Gruselgeschichten von der iranischen Polizei gehört. Als uns dann später der Englischlehrer noch bat, dass wir doch unseren Freunden und Familien zuhause erzählen sollten, dass Iraner gute Menschen seien, waren wir beide sehr gerührt. Und das passierte uns nicht zum ersten Mal. Iraner fühlen sich vom Westen ziemlich missverstanden und sind sehr darauf bedacht, als gastfreundlich und liebenswürdig angesehen zu werden. Oft wurden wir sogar gefragt, ob wir auch denken würden, dass alle Iraner Terroristen seien, da dies ja schließlich das sei, worüber die Medien im Westen berichten.



Nach drei sehr schweren Tagen durch hügelige und karge Landschaften mit täglichem Gegenwind kamen wir in der Wüstenstadt Tabas an, von wo aus wir den Zug nach Yazd nahmen. Iran ist viermal so groß wie Deutschland oder dreimal so groß wie Frankreich, wodurch es uns zeitlich nicht möglich war, jeden Kilometer per Rad zurückzulegen. Züge im Iran sind übrigens ziemlich cool, die Abfahrtszeiten dagegen ziemlich uncool, was Züge wiederum sehr cool macht, da sie leer sind und sich viel Zugpersonal um wenig Reisende kümmern kann. Unser Zug fuhr um 2 Uhr morgens ab und wir hatten ein eigenes, komfortables Abteil ganz für uns alleine, ein weiteres bekamen unsere Räder. Tatsächlich hatten wir sogar einen ganzen Waggon für uns alleine. Am Morgen frühstückten wir dann im Bordrestaurant und fühlten uns ein bisschen wie im Orientexpress.










In Yazd angekommen bezahlten wir die erste Nacht viel zu viel Geld für ein schäbiges Zimmer und dreckige Gemeinschaftsbäder und suchten uns am nächsten Tag ein traditionelles Hotel zum gleichen Preis, allerdings mit eigenem Badezimmer. Yazd zählt zu den touristischen Highlights Irans mit seinen vielen Windtürmen, die sogenannten Badgirs und sich windenden Gassen mit Lehmbauten in der Altstadt. Wir radelten durch ein Labyrinth kleiner Straßen, verliefen uns im riesigen Basar und genossen leckeren Kaffee und gutes Essen in einem der zahlreichen Restaurants mit Dachterrasse und fantastischer Aussicht über die Stadt.
Eindrücke von Yazd:









Von Yazd ging es dann weiter in Richtung Norden, nach Esfahan. Leider drehte auch der Wind und blies jetzt auf einmal aus dem Norden. Schlecht gelaunt fuhren wir trotzdem weiter. Wind ist für Radfahrer so mit das unwillkommenste und meist gehasste Element. Annika von Tasting Travels hat das in einem ihrer Blogs einmal sehr schön formuliert: Berge sind fair, da man sich nach einem langen Anstieg auch immer auf die Abfahrt freuen kann. Anders ist das mit Gegenwind, der am nächsten Tag nicht automatisch zu Rückenwind wird. Trotzdem gaben wir nicht auf und radelten bis mittags weiter, um die wenig touristische Lehmstadt Meybod und ihre alte Zitadelle, die es anscheinend seit 4000 v.Chr. gibt, zu besichtigen. .








Obwohl wir noch immer durch die Wüste fuhren wurde es spürbar Winter. Die Abende und Nächte waren kalt mit Temperaturen um oder unter 0 Grad Celsius und tagsüber kletterten die Temperaturen kaum über 20 Grad. Auf dem Weg nach Esfahan zelteten wir noch zweimal, einmal hinter einer wie wir dachten verlassenen Karawanserei. Nachdem wir unser üppiges Abendmahl von je zwei hartgekochten Eiern verdrückt hatten und wir gerade in unsere Schlafsäcke kriechen wollten, fuhr plötzlich ein Auto vorbei. Scheinbar wohnten doch noch Menschen in der Karawanserei, aber entweder hatten sie uns nicht gesehen oder sie interessierten sich nicht für uns. Jedenfalls ließen sie uns die ganze Nacht über in Ruhe. In der folgenden Nacht zelteten wir in einem Hotelgarten für wenig Geld.





Aufgrund des starken Gegenwindes kamen wir nur sehr langsam voran und brauchten ganze vier Tage bis Esfahan. Die Landschaft war vergleichsweise langweilig, außerdem mussten wir auf sehr befahrenen Straßen ohne Seitenstreifen fahren. Das führte oft dazu, dass wir bei Gegenverkehr von der Straße runter mussten. Die letzten 40km vor Esfahan waren absolut fürchterlich: starker LKW-Verkehr und Industriegebiete mit Stahl- und Petrochemiefabriken. An diesem Tag dachte ich noch, heute bekommen wir wohl nichts geschenkt, doch auch dieses Mal hatte ich mich getäuscht. Am Stadteingang von Esfahan bekamen wir auf der befahrenen Straße erst zwei Granatäpfel und keine 500m später hielt ein Mann an, um uns ein leckeres Reisgericht zu überreichen. Und in der Innenstadt hielt plötzlich ein weiterer Mann seinen Arm aus dem Fenster, um uns einen kleinen Eimer Reispudding zu schenken. Auch auf diesem Abschnitt unserer Reise haben uns die Iraner sehr verwöhnt!





Deine Nachricht habe ich heute morgen gelesen; und es hat mich sehr gefreut das ihr beide so interessante und angenehme Erlebnisse habt! Das sind ja immer solche Höhepunkte auf der Reise. Ich glaube bei der letzten Nachricht habe ich vergessen dir mitzuteilen das mein PSAwert von 22 auf 0,25 gesunken ist.Ich vermute , es hängt mit der zusätzlichen Medizin zusammen.wir haben drei Feiertage hintereinander ,das ist wie richtiger urlaub! gestern habe ich mit k arli einen zweieinhalbstündigen Spaziergang bei herrlichen wetter mit Sonnenschein unternommen.Am Heiligabend waren wir beim Alex mit Tina Schwester u.Mutter zusammen.Lenny hat nicht mehr gewusst womit er zuerst spielen soll! Zum Schluss stand er auf dem niedrigen Holz Tisch mit Feuerwehrhelm und Visier und hat tanzend eine Schau abgezogen! Wir haben uns alle todgelacht.Jetzt wünsche ich dir viel SPASS mit den Archeologen und verbleibe bis zum nächstenmal.DEIN Papa
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